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Grüner Wasserstoff für Prozesswärme im Ruhrpott

Nicole Weinhold

Klimaneutral zu werden ist das Ziel der Initiative „Klimahafen Gelsenkirchen“. Dahinter stehen Unternehmen aus dem Stadthafen Gelsenkirchen und Umgebung, die die zentrale Lage des Stadthafens, an dem sich Verkehrs- und Transportlinien kreuzen, für die Transformation der Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität nutzen. Der Ausstieg aus der Steinkohleverstromung ermöglicht den Einstieg in die klimafreundliche Wasserstoffwirtschaft. Die alte Energiewelt hilft der neuen auf die Sprünge – was besonders für die Geschichte des Ruhrgebiets gelten könnte.

Ausgangspunkt war die Stilllegung des Kraftwerks Herne 4 Ende 2022 und die dadurch frei werdende Menge an wasserstoffreichem Energiegas aus der Kokerei Prosper in Bottrop, das bis dato dort mitverfeuert wurde. Die Gaspipeline von Bottrop nach Herne führt direkt am Stadthafen Gelsenkirchen vorbei und versorgt dort bereits einen Chemiebetrieb. Vier weitere energieintensive Betriebe im Hafengebiet und der unmittelbaren Umgebung könnten mit den frei werdenden Mengen nun ihre Prozesswärmeversorgung und damit gekoppelte Netze von Erdgas auf wasserstoffreiches Energiegas umstellen und dadurch rund 25 Prozent ihrer CO2-Emissionen einsparen – in der Summe bis zu 7.700 Tonnen CO2 pro Jahr.

Ausgangspunkt war die Stilllegung des Kraftwerks Herne 4 Ende 2022.

Der Ausbau des Netzes und die Anpassung der Anlagentechnik bei den Verbrauchern sind 100 Prozent H2-ready geplant, das heißt, alle Leitungselemente und die Brennertechnologie werden bereits auf reinen Wasserstoff vorbereitet, der in Gelsenkirchen mit dem GetH2-Nukleus-Projekt ab 2024 in Form von grünem Wasserstoff aus regenerativen Quellen bereitgestellt wird.

Der Stadthafen könnte damit eines der ersten Gewerbegebiete mit Anbindung an die grüne Wasserstoffinfrastruktur werden und an Attraktivität für Bestandsunternehmen und Neuansiedlungen gewinnen. Der Stadthafen beheimatet energieintensive Betriebe verschiedener Branchen, hat als trimodaler Umschlagsort von Gütern ein großes Verkehrsaufkommen, ist mit seiner zentralen Lage in der Metropole Ruhr an zahlreiche Gaspipelines angeschlossen und strebt deshalb eine zügige Anbindung an eine leitungsgebundene Infrastruktur für grünen Wasserstoff an.

Beschleunigte Transformation

Die Initiative Klimahafen Gelsenkirchen möchte diese Alleinstellung für eine beschleunigte Transformation zur Klimaneutralität nutzen. Dabei analysieren die Unternehmen die Klimarelevanz ihrer Aktivitäten – zum Beispiel durch die Erstellung einer CO2-Bilanz (Corporate Carbon Footprint) bis hin zu einer Gesamtbetrachtung der CO2-Emissionen und Einsparungen über den gesamten Lebenszyklus der hergestellten Produkte. Neben den Kernprozessen auf dem Betriebsgelände werden dabei auch vor- und nachgelagerte Wertschöpfungsketten und Verkehre möglichst umfassend betrachtet – vom Warenverkehr bis hin zur Mobilität der Beschäftigten.

Der Klimahafen Gelsenkirchen wird so zu einer Blaupause für den klimagerechten Umbau eines ganzen Gewerbegebietes. Zusätzlich bilden die ersten Pilotprojekte den Einstieg des industriellen Mittelstands in die Wasserstoffwirtschaft ab.

Hintergrund und Zielsetzung

Die Initiative Klimahafen Gelsenkirchen vereint 17 Unternehmen verschiedenster Branchen, die sich mit dem Ziel zusammengeschlossen haben, den Stadthafen Gelsenkirchen zu einem klimaneutralen Industrie- und Logistikstandort zu machen. Sechs dieser 17 Unternehmen nutzen Prozesswärme auf Basis von Erdgas auf unterschiedlichen, überwiegend jedoch hohen Temperaturniveaus (mehr als 200 Grad Celsius). Aufgrund seiner Branchen- und Prozessvielfalt steht der Unternehmenscluster im Klimahafen Gelsenkirchen prototypisch für eine große Zahl mittelständischer Unternehmen, die ähnliche Herausforderungen vor sich haben.

200 Grad Celsius und mehr hat die Prozesswärme, die viele der Unternehmen im Klimahafen benötigen.

Umstieg auf Wasserstoff schwierig

Unter den aktuellen Rahmenbedingungen wäre für die allermeisten Betriebe weder die Elektrifizierung noch der Umstieg auf 100 Prozent Wasserstoff wirtschaftlich darstellbar. Dennoch sind Industriebetriebe aus dem Bereich der Prozesswärmeanwendung heute schon bereit, die Technologieoptionen zur Dekarbonisierung prototypisch durchzutesten und auch die Erfolgsbedingungen für eine Umstellung auf klimaneutrale Energieträger in der Frühphase zu definieren.

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