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Stromlieferverträge PPA

Chemiekonzern sichert sich Borkum-Riffgrund-3-Strom

Das dänische Projektierungsunternehmen Ørsted und BASF haben vertraglich die langfristige Belieferung des deutschen Chemieriesen mit klimafreundlich erzeugtem grünen Meereswindstrom aus dem geplanten Meereswindpark Borkum Riffgrund 3 vereinbart. Wie beide Unternehmen am Donnerstag mitteilten, wird BASF 25 Jahre lang den Strom aus einem Windparksegment mit 186 Megawatt (MW) Nennleistung der geplanten Gesamt-Erzeugungskapazität von 900 MW zu einem vereinbarten Festpreis abnehmen. Damit sei dies „das längste bisher angekündigte Corporate Power Purchase Agreement im Bereich der Offshore-Windenergie“, teilten die Vertragspartner mit. Borkum Riffgrund 3 wird nach den bisherigen Planungen 2025 komplett ans Netz gehen.

Sogenannte Power Purchase Agreements (PPA) sind langfristige Stromlieferverträge, die sich als Vermarktungsinstrument für große neue Erneuerbare-Energien-Projekte und insbesondere auch Offshore-Windpark-Vorhaben durchsetzen. Um in einem engen Wettbewerb mit vielen weiteren Investoren und Projektierern die Zuschläge für die als lukrativ bewerteten Offshore-Windparkprojekte zu erhalten, greifen die Akteure in den Ausschreibungen für die Offshore-Windparkrechte zunehmend zu Null-Cent-Geboten. So sind die 900-MW-Nordsee-Projekte Borkum Riffgrund 3 und He Dreiht – Projektierer ist hier der baden-württembergische Energieversorger EnBW – die ersten förderfreien Offshore-Windparks in Deutschland. Sowohl EnBW als auch Ørsted hatten in den Ausschreibungen von 2017 und 2018 die Einspeisung des Offshore-Windstroms jeweils zu maximal null Cent pro Kilowattstunde (kWh) ins deutsche Stromnetz angeboten. Sie werden deshalb vom Übertragungsnetzbetreiber Tennet anders als bisherige deutsche Offshore-Windparks keinen Aufschlag auf einen zuvor im Stromhandel von ihnen erzielten Preis bekommen, um eine Mindestvergütung oberhalb von Null Cent abzusichern. Mit PPA sichern sich Investoren und Projektierer dagegen zu einem langfristig festen Vergütungspreis die Vermarktung des Offshore-Windstroms außerhalb des kurzfristigen Stromhandels an den Strombörsen hinterher langfristig selbst ab.

Das PPA für 186 MW mit BASF ist der bereits vierte vertragliche Abschluss, den Ørsted für das 900-MW-Projekt abgeschlossen hat. Im Dezember 2019 gaben die Dänen gemeinsam mit dem Polymer-Kunststoff-Produktionsunternehmen Covestro ein Zehn-Jahres-PPA für 100 MW bekannt. Covestro ist auch ein Zulieferer von Material für Windturbinen-Rotorflügel. Im Dezember 2020 buchte der Internethandelskonzern Amazon eine Zehn-Jahres-Tranche für 250 MW des Nordsee-Windpark-Projektes. Im September dieses Jahres folgte die Bekanntgabe eines PPA mit dem Lebensmittelhandelskonzern Rewe für 100 MW und ebenfalls zehn Jahre, Damit ist die Erzeugung aus 636 MW durch PPA für bereits mindestens zehn Jahre abgesichert, noch ehe Ørsted eine finale Investitionsentscheidung getroffen hat. Diese ist für Ende dieses Jahres angekündigt.

Die Dänen haben allerdings bereits im Oktober auch die Finanzierung des Windparkbaus zu einem wohl nicht unbedeutenden Teil abgesichert. So meldete Ørsted drei Wochen vor der Bekanntgabe des BASF-PPA den Verkauf von 50 Prozent der Windparkanteile an die britische Investmentgesellschaft Glentmont für 1,2 Milliarden Euro. Die Hälfte der Zahlungen übernimmt der Fonds durch Beteiligung an den Baukosten.

Für Chemiekonzern BASF ist der PPA-Vertrag für Borkum Riffgrund 3 bereits die zweite große vertragliche Fixierung einer künftigen Belieferung mit Offshore-Windenergie. Im Mai hatten BASF und Offshore-Windpark-Projektierer RWE vereinbart, sich gemeinsam für eine Projektierung zur Produktion von grünem, mit Offshore-Windstrom produzierten Wasserstoff aus einem zusätzlichen Windpark mit einer Erzeugungskapazität von zwei Gigawatt einzusetzen. BASF will den grünen weil Strom und den CO2-frei und daher klimaneutral nutzbaren Energieträger Wasserstoff für den Industriestandort Ludwigshafen beziehen. Die dafür benötigten zwei GW Windkraft sollen in einer Region in der Nordsee entstehen, die zu weit von der Küste entfernt sind, um den Strom noch mit Übertragungskabeln an Land liefern zu können. Die Idee lautet, dass der Strom direkt auf See in Wasserstoffelektrolyseuren umgewandelt und der Wasserstoff über im Vergleich zu Stromkabeln wesentlich kostengünstigere Pipelines an Land fließt.