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Antidumping in Indien

Neu-Delhi kündigt Untersuchung an

Das indische Ministerium für Handel und Industrie hat die Untersuchung von Dumpingvorwürfen gegen Importe von Solarzellen und Modulen angekündigt. Das ist nach den USA und Europa schon der dritte Markt für Photovoltaikanlagen, der sich mit der Verhängung von Antidumpingzöllen vor der internationalen Konkurrenz schützen will. Im Gegensatz zu den USA und Europa richtet sich die Untersuchung aber nicht allein gegen chinesische Hersteller, sondern auch gegen Hersteller aus den USA, Taiwan und Malaysia. Außerdem bezieht sich die Untersuchung nicht nur auf kristalline Solarzellen und Module, sondern auch auf Dünnschichtprodukte. Mit dieser Ankündigung hat sich Neu-Delhi endlich dazu durchgerungen, der Beschwerde der Indischen Vereinigung von Solarherstellern nachzugehen, die diese bereits im Januar dieses Jahres eingereicht haben.

Komplexe und langwierige Untersuchung

Die mit der Untersuchung betraute Generaldirektion für Antidumping und ähnliche Zölle (DGAD) wird alle Importe des Zeitraums vom 1. Januar 2011 bis zum 30. Juni 2012 untersuchen. Das würde die Importe von Modulen mit einer Gesamtleistung von 600 Megawatt betreffen. Wie das Beratungsinstitut Bridge to India mitteilt, werden die Zölle aber nicht vor August 2013 in Kraft treten. Nach den bisherigen Erfahrungen mit solchen Untersuchungen in Indien dauert es mindestens fünf bis sechs Monate, bis die DGAD zu einem Ergebnis gekommen ist und das Handelsministerium zu Strafzölle verkündet hat. Danach muss die Entscheidung noch vom Finanzministerium bestätigt werden. Das dauert mindestens weitere drei Monate. Sollte es zur Verhängung von Strafzöllen kommen, geht Bridge to India davon aus, dass sie zwischen 20 und 30 Prozent betragen werden. Die indischen Herstellern haben ursprünglich Zölle zwischen 20 und 200 Prozent verlangt.

Kurioses Steuer- und Zollsystem in Indien

Die Untersuchung stößt in Indien auf ein geteiltes Echo. Auf der einen Seite befürworten die Hersteller die Verhängung von Strafzöllen. Schließlich sind sie eindeutig im Nachteil gegenüber internationalen Zell- und Modullieferanten. Das Problem ist aber hausgemacht. Denn die Hersteller müssen Zölle auf Importe von Wafern in Höhe zwischen 10 und 15 Prozent bezahlen, während Solarzellen und Module ohne Zölle importiert werden können. Dadurch erhöhen sich die Herstellungskosten der indischen Zell- und Modulproduzenten. Außerdem erhebt die Regierung in Neu-Delhi Steuern auf Produkte, die zwischen den einzelnen indischen Bundesstaaten gehandelt werden. „Ein indischer Hersteller, der Module in West Bengalen produziert und diese für ein Projekt in Gujarat liefert, muss diese zentrale Handelssteuer bezahlen. Internationale Modullieferanten können direkt ihre Module nach Gujarat liefern und müssen keine Handelssteuer bezahlen“, erklärt Kai Bollhorn, Berater bei Bridge to India, das kuriose System.

Neun Monate Zeit zum handeln

Auf der anderen Seite befürchten die Projektentwickler höhere Preise für Photovoltaikanlagen, wenn Strafzölle auf Zell- und Modulimporte erhoben werden. Das würde sich letztlich auf die Wettbewerbsfähigkeit der Photovoltaik in Indien auswirken. Allerdings sind laufende Großprojekte, die in Indien derzeit anstehen, kaum betroffen. Schließlich werden die Zölle nicht rückwirkend erhoben, so dass die internationalen Modullieferanten noch ein Zeitfenster bis August 2013 haben. Bridge to India geht auch davon aus, dass die Importe in den nächsten neun Monaten merklich zunehmen werden, da die Projektentwickler ihre Module schon mal ordern, um nicht später den eventuell höheren Preis bezahlen zu müssen. (Sven Ullrich)