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Ausschreibungen in Indien

Solarstrompreise in Indien fallen auf die Hälfte

Die indischen Projektierer von Solarkraftwerke drehen weiter an der Preisschraube. Wie das Beratungsinstitut Bridge to India mit Sitz in Mumbay mitteilt, gingen die Teilabschnitte für die dritte Tranche des Bhadla Solarparks im Bundesstaat Rajasthan mit einer Gesamtleistung von 750 Megawatt für Einspeisevergütungen zwischen 2,44 und 2,63 Indischen Rupien pro Kilowattstunde an die Bieter. Damit wird der Solarstrom für einen Preis zwischen 3,38 und 3,65 Eurocent ins Netz eingespeist, nachdem die Gewinner ihre Teilabschnitte gebaut haben. Insgesamt soll das Kraftwerk einmal eine Gesamtleistung von 2,255 Gigawatt erreichen, wenn einmal alle Teilabschnitte fertig errichtet sind. Bisher ist der erste Abschnitt mit einer Gesamtleistung von 260 Megawatt schon am Netz. Weitere 410 Megawatt werden gerade errichtet. Mit den jetzt versteigerten 750 Megawatt ist schon mal die Hälfte der geplanten Gesamtleistung preislich unter Dach und Fach.

Damit ist das niedrigste Gebot für Bhadla noch einmal um ein Viertel geringer als das ohnehin schon niedrige Gebot, das für einen Teilabschnitt des Solarparks in Rawa, Madhya Pradesh, abgegeben wurde. Damals haben ACME Solar, Mahindra Renewables und Solenergie Power die Auktion mit einem Gebot von 3,29 Indischen Rupien (4,56 Eurocent) pro Kilowattstunde gewonnen. Selbst für die ersten beiden Abschnitte des Bhadla Solarparks mussten die Projektierer bis zu 4,36 Rupien (6,04 Eurocent) pro Kilowattstunde einpreisen. Das bisher niedrigste Gebot für einen Abschnitt des Solarparks hatten bisher der südafrikanische Projektierer Phelan Energy Group und Avaada Power mit Sitz in Neu Delhi mit einem Preis von 2,62 Indischen Rupien (3,63 Eurocent) abgegeben.

ACME bietet 3,38 Cent

Beide Unternehmen haben mit diesem Gebot auch in der jüngsten Ausschreibung gewonnen. Phelan wird 50 Megawatt errichten und Avaada hat das Gebot für einen 100-Megawatt-Teilabschnitt abgegeben. SGB Cleantech – ein Konsortium aus dem japanischen Telekomkonzern Softbank Group, dem indischen Mischkonzern Bharti und dem taiwanischen Technologiekonzern Foxconn – hat mit einem Gebot von 2,63 Rupien (3,65 Eurocent) pro Kilowattstunde einen Teilabschnitt mit einer Leistung von 100 Megawatt gewonnen. Das Unternehmen wird auch noch einen zweiten Teilabschnitt mit 300 Megawatt Leistung bauen. Für den Strom aus diesem Anlagenteil bekommt sie aber nur 2,45 Rupien (3,4 Eurocent) pro Kilowattstunde. Den niedrigsten Preise hat allerdings der indische Branchenriese ACME abgegeben. Dem Projektierer reichen 2,44 Rupien (3,38 Eurocent), um einen Teilabschnitt mit einer Leistung von 200 Megawatt wirtschaftlich betreiben zu können.

Investments in Solarparks werden attraktiver

Damit sind die Preise für die Solarparks in Indien innerhalb eines Jahres auf die Hälfte zurückgegangen. Innerhalb von nur drei Monaten sind sie um 25 Prozent gesunken. Die Experten von Bridge to India führen das auf mehrere Entwicklungen in der Branche zurück. Zum einen seien die Modulpreise im vergangenen Jahr in Indien um 30 Prozent gefallen. Bridge to India geht davon aus, dass sich dieser Preisrückgang auch in diesem Jahr in ähnlicher Größenordnung fortsetzt. Einen zweiten Grund sehen die Marktbeobachter im steigenden Wettbewerb unter den Projektierern, weil in diesem und im kommenden Jahr wahrscheinlich weniger Solarparkleistung ausgeschrieben wird, bevor das Volumen im Jahr 2019 wieder drastisch ansteigt. Zudem zeigt der private Sektor immer mehr Interesse an einem Investment in große Solaranlagen. Das liegt wiederum daran, dass die Industrie mit dem halsbrecherischen Tempo der Preissenkungen die Politik angesteckt hat und auch Projektentwickler, die sich bisher zurückgehalten haben, zunehmend auf den indischen Solarmarkt aufmerksam werden.

Finanzierungskosten sind gesunken

Einen dritten Grund für die Preissenkungen sehen die Marktexperten von Bridge to India in den sinkenden Finanzierungskosten in Indien um ein Prozent im vergangenen Jahr. Das wirkt sich in der Größenordnung von 0,1 Rupien pro Kilowattstunde auf die Gestehungskosten des Solarstroms aus. Zudem ist die Sonneneinstrahlung in Bhadla höher als im nördlicher gelegenen Rawa, wo die bisher niedrigsten Preise geboten wurden. Dieses Umfeld macht es für ausländische Projektierer und Investoren einfacher, einen Fuß auf den indischen Markt zu bekommen.

Risiken für die Branche steigen mit sinkenden Preisen

Allerdings sind die fallenden Preise ein zweischneidiges Schwert für die Branche, warnen die Experten von Bridge to India. „Diese machen die Solarenergie attraktiver für die Konsumenten, aber sie machen die Investoren und Kreditgeber nervös“, betonen die Berater in Mumbay. „Kurzfristig wird das zu Verunsicherungen bei den Politiker führen und neue Risiken für ältere Projekte aufwerfen, für deren eingespeisten Strom zwei- bis dreimal höhere Tarife bezahlt werden müssen.“ (Sven Ullrich)