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Kommentar: Neue Studie

Umlage für Atom und Kohle viel teurer als Erneuerbare

Im Jahr 2001 hatte Professor Olav Hohmeyer im Auftrag des Umweltbundesamtes eine Studie verfasst. "Vergleich externer Kosten der Stromerzeugung in Bezug auf das Erneuerbare Energien Gesetz" , so der Titel. Darin stellt er klar, dass Untersuchungen seit Mitte der 80er Jahre immer wieder gezeigt haben. die externen Kosten fossiler Energien sind deutlich höher als die externen Kosten erneuerbarer Energien. Das EEG versuche , "einen Ausgleich für die nicht berücksichtigte Differenz in den externen Kosten zu schaffen", heißt es da. Spätestens seit 2001 ist eigentlich also klar, dass die erneuerbaren Energien also keine Subvention sind, sondern ein Ausgleich für die Kosten, die durch fossile Energie verursacht werden. Während aber die Ausgleichsvergütung für Erneuerbare in den vergangenen 15 Jahren radikal gesunken ist, zahlt die Gesellschaft für die Fossilen und Atomkraft immer brav weiter. In Form von Steuern zum Beispiel: Der Rückbau von Atomkraftwerken und Braunkohletagebau ist nur rudimentär abgedeckt durch Rückstellungen. Kostenlose Emissionshandelszertifikate und Finanzhilfen kommen hinzu. Das alles zahlt der Bürger. Der wiederum hat keine Ahnung, um welche Summen es geht, und darum stört der sich kaum dran.

Hier sieht man, dass eine Umlage für Erneuerbare günstiger ist, als sie für Konventionelle wäre. - © Grafik: Greenpeace Energy
Hier sieht man, dass eine Umlage für Erneuerbare günstiger ist, als sie für Konventionelle wäre.

Ganz anders sieht es mit der EEG-Umlage aus. jeder Stromzahler sieht auf seiner Abrechnung den Anteil, den er für erneuerbare Energien zusätzlich zahlen muss. Das ist greifbar, das ist transparent. Fair ist es allerdings nicht - dass sich der Unmut über Energiekosten so einseitig auf Erneuerbare fokussiert. Darum hat Greenpeace Energy beim Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) eine Studie in Auftrag gegeben. "Was Strom wirklich kostet" ist ein Vergleich à la Hohmeyer der Kosten konventioneller Energien und Erneuerbarer.

Kumulierte staatliche Förderung seit 1970: Die Atomkraft mit ihren hohen Rückbau-, Endlager und Risikokosten erfährt die umfangreichsten staatlichen Zuwendungen, gefolgt von der Steinkohle. - © Grafik: Greenpeace Energy
Kumulierte staatliche Förderung seit 1970: Die Atomkraft mit ihren hohen Rückbau-, Endlager und Risikokosten erfährt die umfangreichsten staatlichen Zuwendungen, gefolgt von der Steinkohle.

Einige Ergebnisse in Kürze: Würde man die Belastungen des Staatshaushalts sowie die externen Kosten durch konventionelle Energien nach EEG-Methode auf die Verbraucher verteilen und auf der Stromrechnung ausweisen, läge eine solche „Konventionelle-Energien-Umlage“ im Jahr 2017 bei bis zu 11,5 Cent pro Kilowattstunde, für Erneuerbare lag sie zwischen 6,35 und 6,88 Cent. 2016 /17 hätten Stromzahler jeweils 40 Milliarden Euro für eine konventionelle Stromumlage bezahlt. Die aktuell geschätzte Höhe der EEG-Umlage 2018 würde um rund die Hälfte überstiegen. Fossiler Strom ist kein Billigheimer: Die Vollkosten einer Kilowattstunde Windstrom aus neuen Anlagen betragen derzeit 4,1 bis 8,5 Cent pro Kilowattstunde und von Solarstrom 7,0 bis 12,7 Cent. Bei Braun- und Steinkohle sind es 13,7 bis 18,3 beziehungsweise 16,5 bis 18,9 Cent.

Bandbreite der Vollkosten verschiedener konventioneller und erneuerbarer Quellen. - © Grafik: Greenpeace Energy
Bandbreite der Vollkosten verschiedener konventioneller und erneuerbarer Quellen.

Das Thema scheint nun endlich reif, um von der Politik nicht länger weggeschoben zu werden. Geenpeace Energy zielt dabei keinesfalls auf eine konventionelle Umlage ab. Stattdessen lauten die Forderungen: mehr Transparenz und zudem der Abbau von Subventionen bei den Konventionellen. Marcel Keiffenheim, Politikchef bei Greenpeace Energy, erklärte bei der Vorstellung der Studie, er fände den von Politikern oft geäußerten Wunsch nach mehr Markt gut, aber der Strommarkt müsse fair sein: "Jedes Kraftwerk sollte die Kosten, die es verursacht, auch einpreisen." Das könne zum Beispiel durch einen nationalen CO2-Mindestpreis passieren. Laut FÖS belaufen sich die Klimakosten pro Tonne CO2 auf 80 Euro. Im Europäischen Emissionshandel würde sie mit viel zu niedrigen fünf Euro pro Tonne eingepreist. "Für den Einstieg in einen nationalen CO2-Preis empfehlen wir mindesten 30 Euro pro Tonne CO2", so FÖS-Studienautorin Swantje Fiedler. Das sei der Wert, den die Europäische Kommission ursprünglich gesetzt hatte und das sei auch der Wert, die der französische Staatschef Macron für die Einführung eines nationalen CO2-Preises genannt hat.

Nun kommt es darauf an, dass eine neue Regierung das Thema entschlossen angeht. darüber hinaus mit der Deckel für den Ausbau erneuerbarer Energien unbedingt fallen. Andernfalls werden wir auf jeden Fall unsere Pariser Klimaziele verfehlen.

Kommentar Nicole Weinhold | Kommentar Nicole Weinhold - © Foto: Nicole Weinhold
Kommentar Nicole Weinhold | Kommentar Nicole Weinhold