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Meereswind kann billiger werden

7 Tipps zur Kostensenkung Offshore

In Nord- und Ostsee sind Windparks mit rund 2.300 MW Leistung im Bau, 628 MW sind bereits am Netz (Stand März 2014). Windparks mit einer Kapazität von rund 9.000 MW sind in Nord- und Ostsee genehmigt. Die installierte Leistung der Offshore-Windenergie wird in Deutschland bis zum Jahr 2020 voraussichtlich mehr als 6.000 MW betragen. Doch mit Stromgestehungskosten zwischen 11,8 bis 14,2 Cent 2012/kWh, sie Studien von Prognos und IWES ermittelt haben, wäre das ein teurer Spaß.

Tatsächlich geht die Branche aber von erheblichen Kostenreduktionsmöglichkeiten aus. Einige Prognosen zur möglichen Kostenreduktion: Dong Energy erwartet rund 40 Prozent bis 2020. Siemens sieht ein Potenzial von 40 Prozent bis 2023, Prognos/Fichtner geht von bis zu 39 Prozent bis 2023 aus. Welche Maßnahmen sind dafür erforderlich?

Zentraler Treiber für die Reduktion der Kosten ist die kontinuierliche technische Weiterentwicklung entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Offshore-Windindustrie. Sie kann zu deutlichen Einsparungen in den Bereichen Investition, Betrieb und Finanzierung führen.

1) Investitionskosten

14 bis 21 %-Punkte des Kostensenkungspotenzials resultieren laut Prognos aus den Investitionskosten. Kurzfristig senkt vor allem die verbesserte Logistikinfrastruktur bei der Installation die Kosten. Langfristig bestimmt der Trend hin zu größeren Turbinen und effizienten Fertigungsverfahren bei der Tragstruktur die Entwicklung. Intensivierter Wettbewerb und Skaleneffekte durch größere Turbinen und Stückzahlen führen zur stärkeren Kostensenkung.

2) Betrieb und Wartung

5 bis 8 %-Punkte der Kostenreduktion sind bei den Betriebs- und Wartungskosten realisierbar. Auslöser sind auch hier die verbesserte Logistikinfrastruktur und schnellere Schiffe. Langfristig sorgen betreiberübergreifende Wartungskonzepte für eine weitere Senkung der Kosten.

3) Reduktion Finanzierungskosten

Weitere 9 bis 12 Prozent des Kostensenkungspotenzials entfallen auf die Reduktion der Finanzierungkosten und die Senkung der Reserve für Projektrisiken. Weil die wachsende Erfahrung mit der Technik zum Abbau der Risikoprämien in den Finanzierungskonzepten führt, ist dieses Kostensenkungspotenzial nur indirekt technischer Natur. Die Senkung der Stilllegungskosten beträgt rund ein Prozent.

4) Serienproduktion

Die Investitionskosten Offshore verteilen sich wie folgt: Windturbine: 40%, Fundament: 22%, Netzanschluss: 19%, Transport amp; Installation: 12%, sonstiges 7%. Wie Carsten Engel von der Dr. Möller GmbH auf der diesjährigen Windforce in Bremen am Beispiel des Fundamentebaus ausführte,  sieht es derzeit so aus: Ein Fundamentdesign kommt oftmals von Extern. Es wird angefertigt ohne Überlegungen zu Lagerung und Herstellungsprozessen. Künftig müssten Entwicklung und Design die weiteren Schritt bis hin zur Materiallagerung berücksichtigen. So könne man zur harmonisierten Herstellung, fortlaufend fließendem Produktionsprozess kommen. So könne auch ein effizienter und zuverlässiger interner Transport stattfinden mit direkter Verbindung zu exterenem Transport. So ließe sich ein hoher Output und schneller Transport gewährleisten, was zur Kostenreduktion führt.

5) Standardisierung im Transport

EWE Riffgat Umspannwerk | Das Schwerlastkranschiff Oleg Strashnov bei der installation des Umspannwerks im Offshore-Windpark Riffgat. - © Foto: EWE
EWE Riffgat Umspannwerk | Das Schwerlastkranschiff Oleg Strashnov bei der installation des Umspannwerks im Offshore-Windpark Riffgat.

Derzeit findet auch beim Transport eine isolierte Entwicklung und Design der Hersteller statt. Inkompatible Transportstrukturen sind die Folge. Die Strukturen funktionieren nur für eine Komponente und Aufgabe. Nötig wär statt dessen Entwicklung und Design eines kompatiblen Transportstruktur-Systems für verschiedene Komponenten (zum Beispiel Fundamente, Gondel, Turmteile). Herstellung und Logistik müssen auf einander abgestimmt werden. So würden man einen mehrfachen Gebrauch von Transportsystemen ermöglichen, statt bisheriger Einweglösungen. Das wiederum würde eine Kostenreduktion nach sich ziehen.

6) Entwicklung von Offshore-Häfen

Derzeit werden bestehende Häfen und Terminals für Komplettierung und Lagerung von Offshore-Komponenten genutzt. Dort ist aber nur eine limitierte Infrastruktur verfügbar (Stau- und Lagerraum, Kräne). Das bedeutet einen Zeitverlust im Umgang mit Komponenten, etwa wenn man auf einen verfügbaren Kran wartet. Erforderlich ist dagegen die Entwicklung und der Bau eines speziellen Hafens oder Terminals für Offshore-Windkomponenten und Schiffe. Wenn man dann mehr Platz für Transportschiffe hat, kann man sie flexibler einsetzen und schneller Offshore arbeiten. Das spart Geld und Zeit.

7) Entwicklung eines Transportschiffs

Hochspezialisierte Installationsschiffe werden derzeit oft für den Transport missbraucht, statt für die Installation. Diese Installationsschiffe sind aber zu langsam und zu teuer für den Transport. Das bedeutet Zeit- und Geldverluste für die Installation des Windparks. Deshalb ist die Entwicklung eines speziellen Transportschiffs für unterschiedliche Komponenten nötig. So können Standard-Transportmöglichkeiten genutzt werden. Durch die optimale Nutzung von Transportschiffen kann eine schnellere Installation von Windparks stattfinden.

Fazit: Eine Kostenreduktion ist der Schlüssen zum Überleben der Offshore-Industrie. 40% Kostenreduktion bis 2023 sind ein ambitioniertes Ziel, aber das Potenzial ist verfügbar. Voraussetzung für die Machbarkeit ist, dass alle genannten Aspekte berücksichtigt werden. (Nicole Weinhold)