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Politische Weitsicht ist entscheidend

Sie feiern 30-jähriges Firmenjubiläum. Wie sind Sie selbst zur Windkraft gekommen?

Torsten Levsen: Mein Vater hatte erste Überlegungen zur Windkraft, und ich habe als Student begonnen, ihn bei der Umsetzung dieser Ideen zu unterstützen. Schließlich fanden wir den Windkrafthersteller Wind Technik Nord GmbH, der auf unseren Flächen den Antrag für sechs Windkraftanlagen stellte – und 1991 auch genehmigt bekam. Im selben Jahr erhielten wir zudem eine Zusage aus dem damaligen BMFT-Förderprogramm für 200 Megawatt Windleistung. Das war mein erstes Projekt in der Branche, was das Feuer in mir entfacht hat.

Und wie kam es zu DenkerWulf?

Torsten Levsen: Herr Denker, damals noch Commerzbank-Manager, hatte Vorbehalte bei der Finanzierung, da er das Risiko für unseren landwirtschaftlichen Betrieb zu hoch einschätzte. Über diese Hürde half uns Herr Dr. Wulf, der als Gesellschafter mit in das Projekt einstieg.

Und nach meinem Studium der Landwirtschaft bat mich Dr. Wulf um Unterstützung. So stieg ich im Februar 1994 hauptberuflich in den Windsektor ein. Im Dezember 1995 kam Hugo Denker dazu und es wurde die Regenerative Denker & Dr. Wulf KG gegründet (2001 wurde sie zur Denker & Wulf AG). Ich war der erste Mitarbeiter.

Welches waren die schwierigsten Phasen in den 30 Jahren?

Torsten Levsen: In der Windbranche erleben wir immer Wellenbewegungen. Es gab Phasen, in denen kaum neue Flächen zur Bebauung zur Verfügung standen. Damals haben wir Pionierarbeit geleistet, indem wir zwischen 2006 und 2010 bestehende Anlagen ersetzt und so neue Flächen in die Nutzung gebracht haben. Dadurch wurde das Repowering-Konzept geschaffen, das entscheidend für unseren Erfolg war. Spannend ist, dass wir ab nächstem Jahr Anlagen von 2006 erneut repowern – also ein „Re-Repowering“.

Aber die härteste Zeit war die „Altmaier-Delle“. Nach sehr erfolgreichen Jahren 2016/17 brach der Zubau bundesweit massiv ein. Für zwei, drei Jahre war das extrem belastend. Kaum Projekte, gleichzeitig aber hohe Fixkosten für Personal und Strukturen. Solche Schwankungen sind für Unternehmer das größte Risiko und in einer so politikabhängigen Branche leider immer wieder wahrnehmbar.

Wie stellt sich Ihre Situation heute dar?

Torsten Levsen: Während der Ampel-Regierung waren wir durch die politisch gesetzten Ziele auf dem Wellenkamm, denn der Markt wuchs sehr schnell. Jedoch stiegen auch die Kosten durch diesen Wachstumsdruck massiv an. Nach der Flaute konnten wir damals noch mit Besonnenheit agieren. Heute treiben Geschwindigkeit und Nachfrage die Preise stark nach oben und die Qualität der Projekte teilweise nach unten. Wir sehen eine Trivialisierung des Marktes.

Ist das eine schwierige Zeit für Ihr Unternehmen?

Torsten Levsen: In den letzten vier Jahren erhielten wir rund 640 Megawatt an Zuschlägen für Windparks– ein enormes Ergebnis. In 30 Jahren haben wir so über zwei Gigawatt Leistung in Betrieb genommen. Allein in den letzten vier Jahren konnten wir rund 30 Prozent unserer bis dahin errichteten Leistung noch einmal oben drauflegen.

Schwieriger wird es erst in den kommenden Jahren. Als Geschäftsführer darf man nicht nur das laufende Jahr im Blick haben, sondern muss 2027, 2028 und 2029 antizipieren. Die entscheidende Frage ist: Wie wirtschaftlich bleibt die Branche? Wo stehen dann Strompreise, Investitionskosten und Zinsen? Die Qualität der Transformation des Energiesystems wird entscheiden sein, ob die Prosperität der Branche gehalten werden kann. Denn auch die politische Weitsicht in Bezug auf Klimaschutz und Zukunftsmärkte ist hierfür entscheidend.

Ein Blick auf die Solarbranche zeigt das Dilemma: Erst ein Hype, riesiger Zubau, dann drastische Preisstürze – sowohl bei Modulen als auch beim Strompreis. Ähnliches kann uns passieren. Und genau hier entscheidet sich, wie teuer die Energiewende am Ende wirklich wird – für Unternehmen wie für den Staat. Nicole Weinhold

Torsten Levsen,
Vorstandsvorsitzender bei DenkerWulf

Foto: DenkerWulf AG