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Zehn Jahre Windtestfeld-Nord

Wer von Süden kommend auf der Bundesstraße nach Husum in Nordfriesland fährt, dem fällt es sofort auf: Kurz vor der Abfahrt zum Husumer Hafen stehen fünf Windenergieanlagen von fünf verschiedenen Herstellern mit jeweils 150 bis 180 Metern Gesamthöhe, auf einer prangt der Schriftzug Windtestfeld-Nord.

Einen „Musterhauspark für Windenergieanlagen“ – so nennt Karl-Jochen Maas, Bürgermeister der Südermarsch, das Windtestfeld-Nord auf dem Gebiet seiner Gemeinde. Der Nordseewind sorgt für ideale Bedingungen, um neue Anlagen zu erproben. „Mit über 3.500 Volllaststunden im Jahr sind hier Zertifizierungen in kurzer Zeit möglich“, berichtet Holger Arntzen, Geschäftsführer der Windtestfeld-Nord GmbH. Vor zehn Jahren, im Februar 2013, wurde die Gesellschaft gegründet und ist bis heute das einzige kommunale Windtestfeld in Deutschland. Vorangetrieben wurde die Idee von der Wirtschaftsförderung Nordfriesland. Die Südermarsch, drei weitere Gemeinden und die Kreisverwaltung Nordfriesland waren von Anfang an mit im Boot. Zu den Gesellschaftern gehören außerdem zwei Stadtwerke, eine Hochschule und die Messegesellschaft. Die große Akzeptanz der Windenergie hat in Nordfriesland Tradition: Bürgerwindparks gibt es hier schon seit 30 Jahren, außerdem fand in Husum 1989 die weltweit erste Windmesse statt. Die Husum Wind ist bis heute Treffpunkt der Windenergie-Branche, das Windtestfeld in nur drei Kilometern Entfernung ist ihr Schaufenster.

Vergaberat entscheidet über Zuschlag

„Die Test-Anlagen müssen nach maximal zehn Jahren wieder abgebaut werden, damit neue Unternehmen sich um den Teststandort bewerben können“, erklärt Martina Carstensen, zweite Geschäftsführerin des Windtestfeld-Nord. „Ein Vergaberat entscheidet, wer den Zuschlag bekommt. Die wichtigsten Kriterien dabei sind der Innovationsgrad und die Frage, ob und wie viele Arbeitsplätze das Unternehmen in Schleswig-Holstein schafft oder sichert.“ Dadurch wird sichergestellt, dass das Windtestfeld für Wertschöpfung in der Region sorgt.

Die Betreiber der Anlagen verbindet eine Art „kooperierende Konkurrenz“, wie es Holger Arntzen nennt: Absprachen für ein koordiniertes Vorgehen beim Leitungsbau, die gemeinsame Finanzierung eines neuen Umspannwerks und die Kaffeetafel in der Gaststätte der Südermarsch im Anschluss an die Betreiberversammlung gehören dazu. Der Landgasthof ist übrigens mit einer Schnellladestation für E-Mobile ausgestattet.

Neben den Anlagen selbst wurden und werden im Windtestfeld auch andere Innovationen ausprobiert, zum Beispiel bedarfsgerechte Nachtkennzeichnung oder neue Techniken der Vogelerkennung und -kartierung.

Zurzeit verhandelt das Geschäftsführer-Duo mit der schleswig-holsteinischen Landesplanung über eine Erweiterung des Windtestfelds um drei neue Standorte.

3.500 Volllaststunden und mehr bietet das Windtestfeld, ideal für eine schnelle Zertifizierung von Windturbinen.