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Biogasanlagen

Wie Pilze aus dem Boden

Aktuell werden noch bis zu 80 Prozent des in Deutschland verbrauchten Erdgases importiert. Die Einspeisung von zu Biomethan aufbereitetem Biogas in das Erdgasnetz stellt hierbei eine interessante Alternative dar. Das sogenannte Bioerdgas könnte dazu beitragen, das Gros des Erdgasverbrauchs aus heimischen, nachwachsenden Rohstoffen und organischen Reststoffen zu decken. Gleichzeitig würde auch der Ausstoß von umweltschädlichem Treibhausgas gemindert, da bei der Verbrennung von Biomethan nur so viel Kohlendioxid frei wird, wie die zu seiner Herstellung verwendeten Substrate zuvor während ihres Wachstums gebunden haben.

EEG-Vorteile nutzen

Biogasanlagenbetreiber profitieren hierbei von den Vorteilen, die das novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für aufbereitetes Biogas vorsieht. Mit dem neuen EEG erhalten beispielsweise Betreiber von Blockheizkraftwerken (BHKW), die aufbereitetes Biogas nutzen, einen erhöhten Gasaufbereitungsbonus auf die Stromvergütung. Das macht den Markt für Bioerdgas durch die voraussichtlich steigenden Erdgaspreise auch für Biogasanlagenbetreiber attraktiver.

Dazu gehört auch das bislang größte Projekt der Eichsfeldwerke im thüringischen Weißenborn-Lüderode. Die Biogasanlage, die hier bis zum Frühjahr 2013 gebaut werden soll, wird nach Angaben der Betreiber 10.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einsparen. Für die Erzeugung und Aufbereitung der regenerativen Bioenergie und die Einspeisung in das lokale Erdgasnetz investiert die Unternehmensgruppe rund 13 Millionen Euro. Für den Betrieb der Anlage liefern die Landwirte von 700 Hektar Anbaufläche jährlich etwa 28.000 Tonnen Biomasse. Zur Erstversorgung der Anlage wurden im Jahr 2011 bereits 10.000 Tonnen Energiepflanzen geerntet und zwischengelagert.

Für sieben Millionen Euro baut die Firma Viessmann in Allendorf eine zweite Biogasanlage. Die Erdarbeiten sind direkt neben der bereits laufenden Biogasanlage angelaufen. Bei dem neuen Projekte handelt es sich um eine Nassfermentationsanlage der Viessmann- Tochter Schmack GmbH, die aus 15.000 Tonnen Substrat jährlich 1,6 Millionen Kubikmeter Biogas erzeugen wird. Rein rechnerisch können damit 1650 Haushalte mit Strom und 370 Haushalte mit Wärme versorgt werden. Auch hier soll das erzeugte Biogas auf Erdgasqualität aufbereitet und in das öffentliche Gasnetz eingespeist werden. Die Substratversorgung wird durch örtliche Landwirte und den Maschinenring Waldeck- Frankenberg erfolgen.

Neue Membrantechnik angewandt

Das Membranverfahren der EnviTec Biogas AG aus dem niedersächsischen Lohne zur Veredelung von Biogas wurde gerade erst mit dem diesjährigen Biogas-Innovationspreis des Deutschen Bauernverbands ausgezeichnet. Nun wird es zum ersten Mal angewendet: Die Bioenergie Köckte GmbH in Sachsen-Anhalt baut damit eine 349 Normkubikmeter große Gasaufbereitungsanlage. Die Biomethananlage wird im Gewerbegebiet von Köckte in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem landwirtschaftlichen Betrieb gebaut. Als Inputstoffe dienen Rindergülle, Maissilage und Ganzpflanzensilage. „Die Hohlfasermembranen reinigen das Rohbiogas auf mehr als 98 Prozent Gehalt besonders effizient“, erklärt Jürgen Tenbrink, Technikvorstand der EnviTec Biogas AG. So entsteht hochreines Biomethan, das über eine 1-bar-Leitung direkt in das örtliche Erdgasnetz eingespeist wird.

Im mecklenburgischen Altenhof wird eine neue Biogasaufbereitungsanlage der MT-BioMethan GmbH zur Erzeugung von Biomethan errichtet. Die Inbetriebnahme der Anlage mit einer Aufbereitungskapazität von 1.400 Normkubikmeter Rohbiogas pro Stunde (Nm3/h ) ist für das Ende des zweiten Quartals 2013 geplant. Aus dem Rohbiogas ergeben sich zirka 700 Nm3/h Biomethan, die in das örtliche Gasnetz eingespeist werden. Zur Herstellung des Biomethans wird die drucklose Aminwäsche angewendet. Sie ermöglicht laut Betreiber eine Methanreinheit von 99 Prozent und sorgt damit für eine sehr hohe Produktgasqualität. Der Methanverlust liegt bei weniger als 0,1 Prozent. (Daniel Seemann)