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Vorbildlich: Solarschub im Windland

Christian Andresen, Vorstand des Landesverbands Erneuerbare Energien (LEE SH), erklärte zunächst während der Pressekonferenz zum Tag der Sonne und der damit zusammenhängenden Veröffentlichung jüngster Ausbauzahlen der Photovoltaik, selbiger Tag der Sonne sei 1978 ins Leben gerufen worden. Damals hatten die Erneuerbaren einen so winzigen Anteil am Strommix in Deutschland, dass man die Solarenergie darunter wohl hätte mit der Lupe suchen müssen. Heute gewinnt das Wachstumstempo immer mehr an Fahrt. Marcus Hrach, Geschäftsführer des LEE SH, spricht gar von einer „neuen Säule“, wenn es im die Photovoltaik in Schleswig-Holstein geht. Die „Wiege der Windenergie“, das windlastige Nordland, haben ein „zweites Standbein hinzugewonnen“, rund 625 MW seien hier 2023 an Solarleistung hinzu gekommen.

Schleswig-Holstein nimmt hier unter den Flächenländern einen der hinteren Plätze ein – das heißt, es gibt noch Potenzial für den Zubau, vor allem in der Nähe von Windparks.

LEE SH

Schleswig-Holstein nimmt hier unter den Flächenländern einen der hinteren Plätze ein – das heißt, es gibt noch Potenzial für den Zubau, vor allem in der Nähe von Windparks.

Man richte sich auf einen weiteren Ausbau ein. „Wir haben den Vorteil, dass das Land sich auf 30 Gigawatt Zubau bis 2030 einstellt“, so Hrach. Rund die Hälfte werde wohl die Windenergie liefern. Photovoltaik könnte etwa zehn GW beitragen, Biogas vielleicht weitere ein bis zwei GW.   

Hrach betonte, aktuell sei der Netzzugang ein Hemmschuh. Eine Chance liege aber darin, die Netzverknüpfungspunkte mit PV zu überbauen. Das ist auch das Ergebnis einer BEE-Studie. Ein auf 150 oder gar 250 % überbauter Netzpunkt wird demnach am effizientesten ausgenutzt. Auf diese Weise wird der erforderliche Netzausbau auf ein Minimum begrenzt. Idealerweise, so klang es bei der Vorstellung der Studie für Kurzem an, würden windlastige Länder nun Solar auf dasselbe Niveau ausbauen und umgekehrt. Ein Land wie Bayern müsste demnach Wind ausbauen. Während die dortige  Regierung hier bisher nicht annähernd die erforderlichen Schritt eingeleitet hat, erscheint Schleswig-Holstein als Windland mit Solar-Ambitionen eher auf dem richtigen Weg zu sein. 

Landesvorstand Christian Andresen bilanziert: „Wir erhalten aktuell viel Rückenwind aus dem Bund, durch klare Zielvorgaben und eine Anpassung des gesetzlichen Rahmens. Schleswig-Holstein ist im Solarbereich auf einem guten Weg und die Bedeutung der Photovoltaik steigt. Zukünftig wird die Wärmewende und die Elektrifizierung des Verkehrs den Bedarf an erneuerbarem, dezentralem und lokalem Strom massiv steigern.“

 Eine Möglichkeit der Doppelnutzung ist laut LEE, Flächen für Photovoltaik mit der Landwirtschaft oder dem Naturschutz zu kombinieren. Spezielle PV-Anlagen lassen sich mit Landwirtschaft oder Naturschutz vereinbaren, z. B. bei Moor-PV, Agri-PV und durch die Berücksichtigung von Biodiversitätsmaßnahmen.

Auch das Solarpaket der Bundesregierung ist ein Gewinn für den PV-Ausbau. Das Gesetz sieht für den Betrieb einer Solaranlage in einem Haus mit mehreren Miet- oder Eigentumswohnungen oder Gewerbemietern weniger Bürokratie vor. Unter anderem sollen die detaillierten Vorgaben zu Rechnungslegung, Vertragsinformationen und Verbrauch wegfallen. Dafür ist ein neues Modell der "Gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung" geplant, das unterscheidet sich vom etablierten Mieterstrom-Modell bei Förderung und Vergütung.

„Dies ist eine großer Schritt nach vorne. Bislang wurden große Dachflächen von Mehrfamilienhäusern nicht für den PV-Ausbau genutzt, weil die Umsetzung zu kompliziert war,“ erklärt Christian Andresen. Durch das soeben verabschiedete Solarpaket dürfen Balkonanlagen mit bis zu 800 Watt auch eine höhere Leistung haben als bisher und sollen übergangsweise hinter jedem vorhandenen Zählertyp betrieben werden dürfen. Bisher waren dafür spezielle Zähler notwendig. „Mieter werden also künftig stärker vom Ausbau der Photovoltaik profitieren können,“ ergänzt Andresen weiter. Die Förderung von großen Dachanlagen ab 40 kW auf Gewerbeflächen wurde angehoben.

Für Freiflächenanlagen wird die Gebotsmenge von 20 auf 50 Megawatt angehoben und die Flächenkulisse für PV-Freiflächenanlagen ausgeweitet. Die sogenannten benachteiligten Gebiete der Landwirtschaft werden grundsätzlich für die Förderung klassischer PV-Freiflächenanlagen geöffnet. „Das stärkt den besonders kostengünstigen Ausbau von Photovoltaik,“ ist Christian Andresen überzeugt.

„Gleichzeitig kehren jedoch die Modul- und Zellhersteller Deutschland den Rücken, weil der Resilienzbonus nicht mit in das Solarpaket aufgenommen wurde. Damit ist der Traum einer europäischen Modul- und Zellproduktion in weite Ferne gerückt,“ kritisiert Christian Andresen.(nw)