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Dena-Studie: Verteilnetzbetreiber brauchen bis 2045 doppelt so hohe Investitionen

Die Deutsche Energie-Agentur (Dena) hat zwölf Jahre nach der Veröffentlichung der ersten Verteilnetzstudie nun eine neue Version, die Verteilnetzstudie II, vorgelegt, die erstmals eine betriebswirtschaftliche Analyse der Transformationskosten im Verteilnetz enthält. Die Studie entstand in Zusammenarbeit mit BET Consulting, der Bergischen Universität Wuppertal, BMU Energy Consulting sowie 26 Verteilnetzbetreibern. Sie modelliert einen repräsentativen Muster-Verteilnetzbetreiber einer 100.000-Einwohner-Kommune und kommt zu dem Ergebnis, dass die jährlichen Investitionen bis 2045 um 85 bis 123 Prozent gegenüber 2024 steigen müssen.

Corinna Enders, Vorsitzende der Geschäftsführung der Dena, betont, der Weg zur Klimaneutralität im Verteilnetz sei anspruchsvoll. „Es geht um die Infrastruktur als zentrales Element zum Gelingen der Energiewende; es geht um Finanzierung, Refinanzierung, Sicherheitsaspekte, auch Cyberkriminalität und die Nutzung von Flexibilitäten“, fasst sie die Bandbreite zusammen. Dafür müssten jetzt strategische Entscheidungen getroffen werden. Es brauche einen verlässlichen Ordnungsrahmen, der Investitionen ermöglicht sowie Digitalisierung und Kooperation auf allen Ebenen. „Dabei geht es nicht nur um Strom, sondern um eine spartenübergreifende Koordination der Energieinfrastruktur inklusive der Wärme.“

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Philipp Heilmaier, Bereichsleiter ‚Zukunft der Energieversorgung' der Deutschen Energie-Agentur, betont bei der Vorstellung der Studie vor Journalist:innen in Berlin: „Das Verteilnetz kommt an seine Grenzen.“ Zudem sei eine Transformation der Gas- und Wärmenetze sowie ein Ausbau von Wasserstoff-Netzen erforderlich.  

Als Hebel für klimaneutrale Verteilnetze haben die Studienautoren folgende vier Thema ermittelt: attraktive Investitionsbedingungen, Planungssicherheit und Datenaustausch über Sektoren und Ebenen hinaus, Digitalisierung für Effizienz und Flexibilisierung sowie Bewusstseinsbildung für eine Transformation als kooperative Gemeinschaftsaufgabe. 

Finanzierung als Kernherausforderung

Die Studie identifiziert dabei die Finanzierung als wichtigsten Baustein für die Transformation. Aufgrund der hohen Investitionsanforderungen benötigen die Netzbetreiber zusätzliche Kapitalquellen und mehr Eigenkapital. Die Beschaffung ausreichender Mengen an Eigenkapital kann laut Studie bei hoher Investitionstätigkeit eine Herausforderung für Unternehmen bedeuten. Um dem zu begegnen, gibt es  verschiedene Ansätze. Möglich sei etwa eine Erhöhung des regulierten Eigenkapitalzinssatzes, die Gründung externer Gesellschaften oder der Prüfung der Bereitstellung strategischen staatlichen Eigenkapitals. Damit ausreichend Eigenkapital zur Verfügung gestellt werden kann, bedarf es zudem einer risikoadäquaten und international wettbewerbsfähigen Verzinsung. 

Lesen Sie auch den Vorschlag der Dena zum rechtlichen Rahmen für PPAs.

Koordinierte Planung und Digitalisierung notwendig

Eine frühzeitige, spartenübergreifende Planung zwischen allen Netzebenen soll parallele Infrastrukturen vermeiden. Die Studie empfiehlt, die bisherige Stromnetz- und Wärmeplanung zu einer integrierten Energieleitplanung weiterzuentwickeln. Zudem soll die verstärkte Digitalisierung der Netze die Versorgungssicherheit erhöhen und den Netzausbau optimieren. Wichtig sei laut BET-Geschäftsführer Alexander Kox aber auch ein langfristig stabiler gesetzlicher und regulativer Rahmen. Nur so lasse sich Planbarkeit für Betreiber herstellen. Vorausschauende Planungen und Netzmodelle seien zudem preislich günstiger.

Kooperation als Schlüssel zum Erfolg

Als viertes Handlungsfeld identifiziert die Studie die verstärkte Zusammenarbeit aller Akteure. Regionale Kooperationen könnten dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Auch eine intensivere Vernetzung mit Hochschulen und Start-ups sowie die Bildung von Kompetenz-Clustern werden empfohlen.

BET-Manager Stefan Mischinger verweist auf einige Ansätze, die angesichts der herausfordernden Situation helfen könnten, etwa die Erweiterung des rechtlichen Rahmens für die Berücksichtigung von Flexibilität. Oder auch das Stichwort Überbauung, das heißt die konsequente Umsetzung bestehender Vorschläge für eine bessere Ausnutzung von Netzanschlusskapazitäten. Bei Methan etwa die Schaffung eines gesetzlichen Rahmens für eine konsequente Planung der Umrüstung des Gasnetzes im Verteilnetz auf Methan. 

Fest steht, das Thema muss schnell angepackt werden, zumal lange Genehmigungsprozesse, hohe bürokratische Hürden und Fachkräftemangel auf diesem Feld reichlich Bremswirkung entfalten werden.

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