Direkte Stromlieferverträge (Power Purchase Agreements – PPA) werden in Zukunft zu einem wichtigen Bestandteil bei der Finanzierung von großen Photovoltaik- und Windkraftanlagen. Bisher steckt der PPA-Markt in Deutschland aufgrund unklarer Regelungen noch in den Kinderschuhen. Um dies zu ändern, hat die Deutsche Energie-Agentur (Dena) in einem Impulspapier der „Marktoffensive Erneuerbare Energien“ gezeigt, welche politischen Maßnahmen den PPA-Markt weiter stärken können.
Planungssicherheit für Unternehmen herstellen
Bestandteil des Papiers ist auch die Umsetzung europäischer Vorgaben zur Marktintegration von Ökostrom. „PPA sind ein Schlüsselinstrument für eine kosteneffiziente Energiewende – mit langfristiger Planungssicherheit für Unternehmen, neuen Investitionen und weniger Belastung für den Staat“, begründet Corinna Enders, Vorsitzende der Geschäftsführung der Dena, die Bedeutung des Papiers. „Jetzt braucht es Entschlossenheit, um verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen und dem Markt die Sicherheit zu geben, die er für weiteres Wachstum benötigt.“
PPA stärken
Im Mittelpunkt der Vorschläge der Dena zur Unterstützung von PPA stehen die Themen Marktdesign, Markttransparenz und Bezugsmodelle. So zeigen die Autor:innen anhand der Electricity Market Directive (EMD) der EU-Kommission, wie PPA als zentrales Instrument gestärkt werden können. Sie schlagen dazu unter anderem eine staatliche Garantie vor, um Finanzierungsrisiken zu mindern und den Zugang zu PPA zu erleichtern. Das bedeutet, dass der Bund einen Teil der PPA-Zahlungen übernimmt, sollte der Stromabnehmer ausfallen. Dies kostet den Staat zunächst nichts, vereinfacht aber die Absicherung der PPA für den Stromlieferanten.
Systemdienliches Verhalten honorieren
Außerdem schlagen die Autor:innen des Impulspapiers vor, Unternehmen zu entlasten, die ihren Strombezug gezielt an einem hohen Anteil erneuerbarer Energien ausrichten. Diese könnten als Ausgleich für diese systemdienliche Integrationsleistung entlastet werden. Auf diese Weise könnten PPA als Bestandteil eines auf erneuerbaren Energien basierenden Industriestrompreises vergünstigt zur Verfügung stehen.
„Rechenzentrumsbetreiber legen Wert auf Nachhaltigkeit“
Klare bilanzielle Vorgaben machen
Zur Verbesserung der Markttransparenz könnten auch die Herkunftsnachweise aus Ökostromanlagen in Deutschland gestärkt werden – etwa durch regulatorische Vorgaben oder eine explizite Kennzeichnung zu Ort und Zeit der Stromerzeugung.
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Damit werde der Bezug von Grünstrom nachvollziehbarer und der Marktwert verbessert, begründen die Expert:innen der Dena den Vorschlag. Gleichzeitig bräuchte es klare bilanzielle Vorgaben, damit PPA nicht zu einem Risiko für Abnehmer:innen in der finanziellen Berichterstattung werden. Hierzu wäre allerdings eine EU-weite Klärung nötig.
Unsicherheiten aus dem Weg räumen
Die Politik muss aber auch noch in anderer Hinsicht tätig werden. Denn Unternehmen brauchen rechtliche Klarheit, um weiterhin in eigene Photovoltaik- und Windkraftanlagen zur Direktversorgung zu investieren. Vor allem nach den Urteilen des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) und des Bundesgerichtshofes (BGH) zur Definition von Kundenanlagen bestehen jetzt Unsicherheiten. Zudem sollten auch kleinere Unternehmen einen besseren Zugang zum PPA-Markt erhalten. Die Dena schlägt dazu rechtssichere Pooling- und Mehrpersonenmodelle vor, bei denen sich mehrere Abnehmer zusammenschließen können.
Das Impulspapier „Wie können PPAs in der neuen Legislatur gestärkt werden?“ steht auf der Webseite der Dena zum Download bereit.