Durch die Nutzung von Wärmepumpen lassen sich schon jetzt bei einem durchschnittlichen Wohngebäude Einsparungen von bis zu 400 Euro erzielen. Weitere 200 bis 300 Euro sind möglich, wenn flexible Netzentgelte eingeführt werden. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung durch das Aachener Energieberatungsunternehmen Consentec im Auftrag des Bundesverbandes Wärmepumpe (BWP).
Wärmepumpen verursachen kaum Netzausbau
Gleichzeitig verursachen die Wärmepumpen kaum oder gar keinen Netzausbau. Denn einerseits liegt die Leistung einer Wärmepumpe in der Regel bei zwei bis sechs Kilowatt. Ein Elektroherd bringt es auf eine Leistungsaufnahme – je nach Modell und Ausführung – locker auf sieben Kilowatt. Ein Induktionsherd zieht zeitweise sogar bis zu zwölf Kilowatt, wenn alle vier Platten gleichzeitig voll genutzt werden. Gängige elektrische Durchlauferhitzer haben eine Leistungsaufnahme von bis zu 18 Kilowatt.
Diese Verbraucher müssen die Netze versorgen können. Da fällt die Wärmepumpe in der Regel nicht ins Gewicht – zumal sie auch dann laufen kann, wenn die anderen Verbraucher wie Elektroherd oder Durchlauferhitzer nicht genutzt werden, weil die Bewohner:innen des Gebäudes nicht zu Hause sind. Durch einen solchen netzdienlichen Einsatz der Wärmepumpen kann die Investition in den Netzausbau für die Energiewende um fast ein Viertel verringert werden, haben die Analyst:innen herausgefunden.
Netze flexibel belasten
Zentraler Hebel sei die konsequente Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen wie dynamischen Netzentgelten, die die lokale Netzauslastung in kurzen Zeitintervallen signalisieren. „In der Praxis bedeutet das: Wärmepumpen können je nach Netzgebiet dann Strom beziehen, wenn viel Wind- oder Solarstrom verfügbar ist, oder sich in Zeiten hoher Netzauslastung automatisch zurücknehmen“, erklärt Christian Linke, Berater bei Consentec und Mitautor der Studie. „Das reduziert nicht nur die Kosten, sondern auch den Bedarf an zusätzlichen Leitungen.“
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Netzentgelt und Strompreise beachten
Die Analyst:innen weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es nicht ausreicht, nur die Strompreise zu flexibilisieren. Auch die Netzentgelte müssen variabel gestaltet werden. „Die Zeiten günstiger Netzentgelte überschneiden sich nicht zwangsläufig mit denen günstiger Strompreise, sodass sich die genannten Einsparungen in der Regel nicht vollständig addieren werden“, argumentieren sie. „Dennoch können in den meisten Fällen bei einem durchschnittlichen Wohngebäude in Summe mehrere hundert Euro pro Jahr eingespart werden.“
Netzausbau wird billiger
Insgesamt wird die Wärmepumpe als flexibler Verbraucher eine vorteilhafte Lösung für Hauseigentümer und Netzbetreiber. „Verbraucher können sich einerseits mit zeitvariablen Strompreisen am Markt oder über variable Netzentgelte an der Netzauslastung orientieren. Netzbetreiber können durch den gezielten Anreiz dieser Flexibilität ihren Netzausbaubedarf kostengünstiger gestalten“, weiß Christian Linke.
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Wärmepumpe systemdienlich betreiben
Die Ergebnisse der Studie zeigen, was die Wärmepumpenbranche schon länger betont. „Wärmepumpen unterstützen nicht nur die Unabhängigkeit unserer Energieversorgung und den Klimaschutz, sondern sind in ihren Potenzialen auch sehr systemdienlich“, sagt Martin Sabel, Geschäftsführer des BWP. „Als immer beliebter werdendes Heizsystem helfen sie dabei, Stromnetze effizient zu nutzen. Davon können am Ende alle profitieren – die Verbraucher, die Netzbetreiber und das Klima.“
Smart Meter flächendeckend installieren
Voraussetzung für die volle Nutzung dieser Potenziale sei laut Sabel allerdings eine moderne digitale Infrastruktur. Er kritisiert den schleppenden Ausbau der Smart Meter durch die Netzbetreiber. Nach Angaben des BWP sind erst knapp 16 Prozent der Verbraucher mit einem solchen intelligenten Messsystem versorgt, die gesetzlich verpflichtet sind, mit Smart Meter auszustatten. „Damit flexible Tarife und netzorientierter Betrieb flächendeckend funktionieren, müssen Smart Meter zur Selbstverständlichkeit werden“, fordert Martin Sabel. „Nur wenn Verbrauch und Netz intelligent miteinander kommunizieren, kann die Wärmepumpe ihr volles Potenzial entfalten und zum Treiber eines modernen Energiesystems werden.“
Die gesamten Studienergebnisse sowie ein Kurzübersicht finden Sie auf der Webseite des BWP zum Download.