Die Nachfrage nach privaten Photovoltaikanlagen war in den vergangenen drei Jahren riesig. Auch immer mehr Gewerbebetriebe setzen auf die Photovoltaik, um ihre Energiekosten zu senken. Derzeit ist aufgrund der Verunsicherung durch Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) bei den investierenden Hauseigentümern und Gewerbebetrieben die Bereitschaft etwas verhaltener.
Dennoch ist die Eigenstromversorgung immer noch die beste Möglichkeit, für die eigene Strompreisbremse zu sorgen und sich unabhängiger von den Volatilitäten an den Strombörsen und bei den Versorgerpreisen zu machen. „Doch der Weg zur maximalen Autarkie ist komplex und von zahlreichen technischen wie organisatorischen Herausforderungen geprägt“, erklärt Federica Cona, Produktmanagerin EU beim Systemanbieter Haier Energy. Die erklärt, wie sich Hauseigentümer und Gewerbebetriebe maximal unabhängig machen können.
1. Solaranlage und Speicher richtig dimensionieren
Zentral für ein Maximum an Autarkie bei überschaubaren Kosten ist die bedarfsgerechte Planung der Anlage und des Speichers, betont Frederica Cona. So müssen die Photovoltaikanlage und auch der Speicher zum Energieverbrauch passen. „Überdimensionierte Speicher führen häufig zu unnötigen Kosten und bleiben gerade in den Wintermonaten ungenutzt“, weiß die Produktmanagerin. „Die Praxis zeigt, dass eine schrittweise Erweiterung sinnvoll ist: Erst mit steigender Zahl der Ladezyklen und wachsendem Strombedarf sollte der Speicher vergrößert werden.“ Grundlage der Planung kann deshalb nur eine genaue Analyse des Verbrauchs sein. Hier müssen unbedingt große Verbraucher wie Wärmepumpe, E-Auto, Sauna und Swimmingpool einbezogen werden. Denn diese bieten nicht nur eine Stromsenke, sondern auch Flexibilität für die Nutzung des eigenen Solarstroms.
2. Integration eines intelligenten Energiemanagementsystems
Nur mit einem modernen Energiemanagementsystem (EMS) kann die Nutzung des Photovoltaikstroms vom eigenen Dach optimiert werden. „Die EMS steuern und optimieren die Stromflüsse zwischen Photovoltaikanlage, Speicher, Verbrauchern und Netz“, erklärt Fredderica Cona. „Durch die systematische Einbindung von Geräten wie Wärmepumpe oder Wallbox und abgestimmt auf dynamische Stromtarife lassen sich die Eigenverbrauchsquoten deutlich steigern“, weiß sie.
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3. Monitoring und Digitalisierung
Die Digitalisierung ist auch in der Photovoltaikbranche angekommen und hat diese grundlegend verändert. Schon längst sind Monitoringportale und Apps Standard, die eine lückenlose Überwachung der Anlagenleistung, des Speicherzustands und des Verbrauchs ermöglichen. „Früher waren solche Lösungen teuer und aufwendig, heute sind sie Standard und mitunter direkt in die Komponenten der Anlage integriert“, sagt Cona. „Ein transparentes Monitoring hilft, Fehler frühzeitig zu erkennen und die Autarkie kontinuierlich zu optimieren.“
4. Technische Kompatibilität und Modularität
Wichtig ist es, die einzelnen Komponenten gut aufeinander abzustimmen. „Denn die Vielfalt an Herstellern und Systemkomponenten stellt Installateure immer wieder vor die Herausforderung, kompatible und zukunftssichere Lösungen zu wählen“, erklärt Frederica Cona. Sie weiß, dass offene Schnittstellen und modulare Systeme entscheidend sind, um verschiedene Hersteller und Technologien miteinander zu kombinieren. Einen riesigen Vorteil bieten in dieser Hinsicht Komplettlösungen aus einer Hand. Bei diesen kommen alle Komponenten von einem Hersteller und sind von Hause aus aufeinander abgestimmt. Dies hat Vorteile bei der Integration und beim Management. Schließlich sind alle Systemteile optimal aufeinander abgestimmt. Allerdings zahlt sich bei der Integration von Speicher, Wechselrichtern und Energiemanagementsystemen eine gewisse flexible Architektur aus. „So lassen sich Anlagen später problemlos erweitern oder an veränderte Anforderungen anpassen“, sagt die Expertin von Haier.
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5. Realistische Erwartungssteuerung und Kundenberatung
Handwerker und Planer sollten ihre Kunden ehrlich und kompetent beraten. Dies sei ein oft unterschätzter Erfolgsfaktor, wie Frederica Cona weiß. Hier steht nicht im Mittelpunkt, so viel wie möglich zu verkaufen, sondern die passende Anlage zu planen und zu errichten. „Die Erwartungen an Autarkie und Wirtschaftlichkeit sind in der Regel hoch – nicht zuletzt durch Marketingversprechen“, erklärt Cona. „In der Praxis hängt der Autarkiegrad jedoch stark vom individuellen Verbrauchsverhalten, der Anlagendimensionierung und den technischen Möglichkeiten ab. Eine transparente Kommunikation über die erreichbaren Autarkiequoten, die Rolle des Speichers und die Grenzen dynamischer Stromtarife ist unerlässlich, um langfristige Zufriedenheit zu sichern“, betont sie.