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Eco Stor baut riesigen Batteriespeicher in Sachsen-Anhalt

Eco Stor, ein deutsch-norwegischer Projektierer von Speicheranlagen, wird in Förderstedt im sachsen-anhaltinischen Salzlandkreis ein Batteriekraftwerk errichten. Die Anlage wird satte 600 Megawattstunden Strom zwischenlagern können, wenn sie am Netz ist. Das wird noch ein bisschen dauern. Denn der eigentliche Baustart ist für das Jahr 2024 geplant. Ans Netz wird die Anlage voraussichtlich im Jahr 2025 gehen.

300 Megawatt Speicherleistung vorgesehen

Das Speichersystem wird aus sechs Blöcken vom Typ Eco Stor ES-50 C bestehen. Jeder dieser Blöcke hat eine Speicherkapazität von 100 Megawattstunden. Diese können die Blöcke mit jeweils 50 Megawatt Leistung aus dem Netz aufnehmen und bei Bedarf mit der gleichen Leistung wieder einspeisen. Mit der Leistung von 300 Megawatt und der Kapazität von 600 Megawattstunden können rein rechnerisch eine halbe Million Haushalte zwei Stunden lang mit Strom versorgt werden.

Anlage steht neben einem Umspannwerk

Jeder Block besteht aus 32 Containern, in denen die Lithiumionen-Batterien untergebracht sind. Dazu kommen noch jeweils 16 Containerstationen für die Wechselrichter und Transformatoren und ein Umspannwerk, das den eingespeisten Strom auf 110 Kilovolt Spannung anhebt.

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Das Speicherkraftwerk entsteht auf einem etwa acht Hektar großen Gelände in unmittelbarer Nähe des Umspannwerks Förderstedt. Die Standortauswahl sei nach gründlicher Untersuchung verschiedener Netzknoten im Übertragungsnetz des Netzbetreibers 50Hertz erfolgt, teilt das Unternehmen mit.

250 Millionen Euro Invest

Insgesamt investiert Eco Stor zusammen mit Finanzierungspartnern etwa 250 Millionen Euro in den Bau der Anlage. Um das Geld wieder einzuspielen, wird der Speicher in Echtzeit an die Marktplätze gekoppelt, an denen der Strom aus Wind- und Photovoltaikanlagen gehandelt wird. „Die Strompreise werden zunehmend wetterfühlig. Bei zunehmender Produktion von Wind- und Solarstrom braucht es mehr und größere Speicher und deren ausgleichende Wirkung. Sie sorgen so für mehr Stabilität im Netz, bezahlbare Preise und einen sauberen Mix aus erneuerbarer Energie“, erklärt Georg Gallmetzer, Geschäftsführer von Eco Stor.

Refinanzierung am Strommarkt

Damit refinanziert sich der Speicher hauptsächlich mittel sogenanntem Arbitragegeschäft. Der Speicher wird in Zeiten mit günstigen Strompreisen aufgeladen. Das ist insbesondere der Fall, wenn viel Sonne scheint oder Wind weht und die vielen Ökostromanlagen mit voller Last produzieren. Fällt die Stromproduktion aus Solar- und Windkraftwerken ab, sinkt die Strommenge im Netz und die Preise steigen. Dann liefert der Speicher seine zwischengelagerte Energie ins Netz.

Anteil der Erneuerbaren steigern

Auf diese Weise könne der erneuerbare Anteil am Strommix gesteigert und gleichzeitig die Versorgungssicherheit gewährleistet werden. „Stromnetze können Energie über weite Entfernungen aber nicht über die Zeit transportieren“, beschreibt Gallmetzer den Nutzen solcher Anlagen. „Dafür braucht es Speicher, die erneuerbaren Strom zwischenspeichern und in Zeiten von Dunkelheit oder Windflaute ins öffentliche Netz zurückspeisen. So kann man den Einsatz fossiler Kraftwerke weiter reduzieren, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden“, sagt er.

Ökostrom ist Standortvorteil

Die Möglichkeit, mehr Ökostrom ins Netz zu bekommen – auch aufgrund von Speichern – ist für die Wirtschaftsfördergesellschaft (Investitions- und Marketinggesellschaft – IMG) Sachsen-Anhalts ein entscheidender Standortvorteil für die Ansiedlung neuer Industriebetriebe. „Kaum ein Unternehmen beschäftigt sich vor dem Hintergrund von Energiekosten und Nachhaltigkeit nicht mit dem Thema Energie, fragt nicht nach grünem Strom“, erklärt Robert Franke, Chef der IMG. „Neuansiedlungen finden mehr und mehr dort statt, wo Strom möglichst günstig vor Ort produziert wird.“ Thomas Micka, Bereichsleiter Wirtschaft bei der Landesenergieagentur Sachsen-Anhalt LENA ergänzt: „Die Bestrebungen, die Energieversorgung unabhängiger von fossilen Energieträgern zu gestalten, Prozesse zu optimieren und die Energieeffizienz zu steigern, nehmen deutlich zu.

Wasserstoffprojekte angestoßen

Robert Franke verweist in diesem Zusammenhang auf die inzwischen guten Ausbauzahlen in Sachsen-Anhalt. Das Land ist bei der Photovoltaik immerhin auf Platz 3 im Bundesländerranking und bei der Windkraft sogar auf Platz 2. „Diesen Standortvorteil spielen wir und heben gleichzeitig die Leistungen der Unternehmen im Land bei den bereits laufenden Wasserstoff-Leuchtturmprojekten auf die internationale Bühne“, sagt Franke. So entsteht im Energiepark Bad Lauchstädt, südwestlich von Halle (Saale), entsteht ein unterirdischer Speicher für grünem Wasserstoff, der in einem nahen Windpark produziert wird.

Kommunen beteiligen

Wichtig bei allem ist aber auch, dass die Kommunen von der Energiewende profitieren. Hier ist mit Blick auf die Speicher noch Luft nach oben. So fordert Eco Stor von der Politik eine Änderungen bei der Gesetzgebung zur Gewerbesteuer. Denn Batteriespeicherwerke seien aktuell nicht wie Wind- oder Solarkraftwerke von einer Regelung betroffen, die eine Zuteilung von 90 Prozent der anfallenden Gewerbesteuer zugunsten der Kommunen vor Ort regelt. „Das muss sich ändern“, fordert Eco-Stor-Chef Georg Gallmetzer. In Zusammenarbeit mit Verbänden und betroffenen Standortkommunen plädiert er für die Anpassung des Gewerbesteuerrechts im Zuge des Jahressteuergesetzes 2023. Dies fördere den Strukturwandel ländlicher Regionen und trage zur Akzeptanz großer Infrastrukturmaßnahmen in der Bevölkerung bei. (su)