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Solarstrom gemeinsam speichern

Entega nimmt Quartierspeicher in Betrieb

Der Darmstädter Ökostromanbieter Entega Energie hat einen Großspeicher im benachbarten Groß-Umstadt in Betrieb genommen. In diesem sollen die Bewohner der sogenannten Solarsiedlung „Am Umstädter Bruch“ der südhessichen Stadt ihren selbst produzierten Strom einspeichern und bei Bedarf nutzen können. Dazu werden alle 82 Gebäude dieser Solarsiedlung an den Speicher angeschlossen. Derzeit sind 24 der gebauten Häuser angeschlossen. Wenn alle bezogen sind, wird der Speicher den Solarstrom für etwa 200 Bewohner bunkern.

Zehn Kilowattstunden für jeden Haushalt

Hintergrund ist die Entscheidung des Stadtparlaments von Groß-Umstadt, im nördlichen Stadtteil Richen eine Neubausiedlung mit Reihen- sowie Ein- und Zweifamilienhäusern zu erreichten. Das Neue dabei ist, dass der beschlossene Bebauungsplan vorsieht, dass auf jedem dieser Häuser eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von mindestens fünf Kilowatt installiert werden soll. Der Strom soll dabei möglichst zu einem großen Teil in den Gebäuden verbraucht werden. Der Bau der neuen Häuser begann im vergangenen Jahr und der größte Teil der Grundstücke war schon bei Baubeginn vergeben, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Inzwischen sind alle Grundstücke verkauft.

„Innovatives Wohnen für Familien mit Kindern“, ist Grundlage des gesamten Konzepts der Siedlung, die im kommenden Jahr komplett fertig sein wird. Zu diesen Innovationen gehören nicht nur die Solaranlagen auf den Dächern der Gebäude, sondern auch der Quartierspeicher für den nicht direkt verbrauchten Solarstrom. Der von ADS-Tec im schwäbischen Nürtingen entwickelte und gelieferte Speicher soll in der Endausbaustufe eine Leistung von 250 Kilowatt und eine Speicherkapazität von 800 Kilowattstunden haben. Damit würden rein rechnerisch für jeden Haushalt zehn Kilowattstunden Speicherkapazität zur Verfügung stehen, was für einen durchschnittlichen Haushalt völlig ausreichend sein sollte.

Flexibel aufgebaut

Ob dem tatsächlich so ist, das will Entega noch herausfinden. Denn der Energieversorger schaut sich die Nutzung des Speichers genau an und wertet aus, wie viel Speicherkapazität die einzelnen Haushalte wirklich benötigen. Die Erkenntnisse können dann in Folgeprojekten dazu genutzt werden, Speicher genauer auf die Bedürfnisse der Haushalte abzustimmen und richtig zu dimensionieren. Außerdem hat Entega zusammen mit dem Speicherhersteller ADS-Tec das Projekt Flex4Energy ins Leben gerufen. Dabei erproben die beiden Partner die Möglichkeiten, Flexibilitäten in der Energieversorgung und beim Energieverbrauch intelligent zu managen und so die Schwankungen aufgrund volatiler Stromerzeugung auszugleichen. Das Ziel von Flex4Energy ist es, eine Handelsplattform für Flexibilitätspotenziale auf Verteilnetzebene zu entwickeln. Auf der Basis einer cloudbasierten Steuerung werden so neben Speichern auch Lasten und Verbräuche gemanagt.

Der Vorteil für die Bewohner des Umstädter Bruch ist, sie sparen sich die Investitionskosten für einen eigenen Speicher, denn sie können kostenlos an dem Projekt teilnehmen. Dieses läuft noch bis Ende 2018. Dann sollten genügend Daten vorliegen, um wissenschaftlich unter anderem zu untersuchen, wie groß der individuelle Speicherbedarf für die Haushalte tatsächlich ist. Um später eventuell die Speichergröße anpassen zu können, hat Entega darauf geachtet, dass der gesamte Speicher flexibel und modular aufgebaut ist.

Gemeinschaftliche Nutzung hat Vorteile

Die Entscheidung für einen Quartierspeicher statt viele kleine Heimspeicher zu installieren, begründet die Entega mit den Vorteilen eines Großspeichers. Zum einen ist er preislich günstiger. Schließlich teilen sich beim Großspeicher viele kleine Akkus die Kosten für die Steuerung und auch die Installation ist preiswerter als die vieler kleiner Heimspeicher. Zudem kann ein Netzbetreiber einen Großspeicher besser steuern und ihn so leichter zur Stabilisierung des Netzes einsetzen, was in Zukunft ein zusätzliches Geschäftsmodell für Speicherbesitzer sein wird, um die Wirtschaftlichkeit der Systeme weiter zu erhöhen. Ein dritter Vorteil ist die Flexibilität eines Großspeichers. Denn wenn im Keller eines jeden Haushalts ein 10-Kilowatt-Speicher steht, hat dieser Haushalt eben auch nur die zehn Kilowatt zur Verfügung. Allerdings sind Haushalte sehr verschieden. Bei einem Großspeicher können Haushalte mit größerem Speicherbedarf – weil tagsüber niemand zu Hause ist, der den Solarstrom verbraucht – den Speicherplatz mit nutzen, den andere Haushalte nicht benötigen, weil sie auch ohne Speicher auf einen größeren Eigenverbrauchsanteil kommen. (Sven Ullrich)