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Speichermarkt

Bayerischer Großspeicher geht in Betrieb

Zusammen mit dem Rainer Lemoine Institut und dem Wechselrichterhersteller SMA erprobt der Speicherintegrator Younicos den Einsatz einer großen Vanadium-Redoxflow-Batterie. Im Rahmen des Projekts Smart Power Flow haben die Partner im bayerischen Tussenhausen einen Ortsspeicher im Niederspannungsnetz der LEW Verteilnetz mit Sitz in Augsburg installiert. Der Speicher soll das regionale Stromnetz der LEW unterstützen und entlasten. Denn vor allem die vielen Solaranlagen - immerhin 560 Kilowatt sind allein in der kleinen Marktgemeinde im Allgäu installiert – sorgen immer häufiger für enorme Einspeisung von Strom in das Netz der LEW und stellen den Augsburger Netzbetreiber vor die große Herausforderung, die Anlagen in das Netz zu integrieren. „Hier spielen Pilotprojekte wie Smart Power Flow eine wichtige Rolle“, sagt Franz Josef Pschierer, Staatssekretär im Bayerischen Wirtschaftsministerium, anlässlich der Inbetriebnahme des Speichers. Denn neue Ortsspeicher soll den überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energien lokal zwischenspeichern und später bei Bedarf wieder ins Ortsnetz abgeben. Der Batteriespeicher schafft so einen effizienten, lokalen Ausgleich zwischen Erzeugung und Verbrauch.

Größter Speicher in Bayern

Mit seiner Leistung von 200 Kilowatt und einer Kapazität von 400 Kilowattstunden ist der Ortsspeicher in Tussenhausen bayernweit der größte seiner Art. Als Technologie haben die Projektpartner die Redoxflow-Technologie von Gildemeister ausgewählt. Erstmals haben die Speicherspezialisten von Younicos eine solche Technologie installiert und mit ihrer Energiemanagement-Software versehen. Der Vorteil: Die Batterie speichert die elektrische Energie in Form von flüssigem Elektrolyt. Dabei ist vor allem der Stack, durch den die beiden Elektrolyte gepumpt werden, verantwortlich für die Leistung. Dieser ist auch das teuerste Element im gesamten Speicher. Die Kapazität hingegen ist unabhängig davon relativ frei und preiswert skalierbar, da nur die Menge der Elektrolyts erhöht werden muss, um mehr Energie aufnehmen zu können.

Zudem kann er viel öfter geladen und entladen werden als die weit verbreiteten Lithium-Ionen-Akkus. Allerdings sind die Redoxflow-Speicher teurer als die Lithium-Ionen-Batterien, können dies aber langfristig durch die längere Lebensdauer wieder ausgleichen. Ein weiterer Vorteil der Technologie ist, dass die Redoxflow-Batterien vollständig entladen werden können, ohne dass sie Schaden nehmen. Damit steht die Komplette Kapazität des Speicher zur Verfügung. Ein Nachteil dieser Technologie ist allerdings, dass der Speicher nicht schwarzstartfähig ist. Das heißt, er braucht zunächst selbst Strom, damit die Pumpen im Inneren des Speichers anlaufen.

Am Regelenergiemarkt teilnehmen

Neben der Zwischenspeicherung von überschüssigem Solarstrom ist die Aufgabe des Speichers die lokale Haltung der Spannung im Netz. So kann der Netzbetreiber die vielen Solaranlagen in das Netz integrieren, ohne riesige Ausbaumaßnahmen starten zu müssen. Damit ist der Speicher trotz der hohen Kosten für den Netzbetreiber schon wirtschaftlich. Dennoch wollen die Projektpartner verschiedene Betriebs-und Vermarktungsweisen erproben. Neben der Spannungshaltung, der Frequenzregelung und dem Blindleistungsmanagement soll der Speicher auch am Regelenergiemarkt teilnehmen. „Damit soll gezeigt werden, dass der Spagat zwischen wirtschaftlichem und netzstützendem Betrieb möglich ist“, erklären die Projektpartner den Ansatz. Wichtig für weitere solcher Projekte ist aber, dass die Regulierungsbehörden endlich die bisherigen Erfahrungen mit solchen Großspeichern aufgreifen und das Marktdesign endlich entsprechend der technischen Möglichkeiten, das Netz mit Speichern zu stützen, anpassen. „Schließlich ist es unstrittig, dass Speicher, auch zum Netz hin intelligente lokale Speicher, wichtige Systemdienstleistungen erbringen und so das Netz entlasten können“, betont Younicos. „Das sollte auch honoriert werden.“

Die kleine Marktgemeinde mit ihren fast 3.000 Einwohnern wurde ganz gezielt als Standort ausgewählt. Denn neben der vergleichsweise hohen Solarstromleistung, die im Ort installiert ist, hat Tussenhausen auch einen ausreichend großen Ortsnetztransformator. Der Speicher wurde am Ortsrand auf dem Gelände eines Recyclinghofes aufgestellt. „Der Standort bietet ausreichend Platz, ist gut zugänglich und liegt in der Nähe der Ortsnetzstation“, begründen die Projektpartner die Wahl. (Sven Ullrich)