Mit der Bereitstellung industrieller Prozesswärme werden in Deutschland derzeit 5,5 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das ist ein Wachstum von 16 Prozent innerhalb eines Jahres. Als Technologie der Wahl entwickelt sich vorrangig der Absatz von großen Wärmepumpen rasant. Dieser wächst derzeit jährlich um über 13 Prozent. Immerhin liefern diese Anlagen schon 23 Prozent der Bruttowertschöpfung im Bereich der grünen Prozesswärme in Deutschland.
70 Prozent Wachstum
Das sind die Ergebnisse einer Studie, die das Analyseinstitut Prognos im Auftrag der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF) erstellt hat. Insgesamt sind in dieser Branche inzwischen über 60.000 Menschen beschäftigt – etwa viermal so viele wie in der Gaswirtschaft, die in der Vergangenheit die industrielle Prozesswärme geliefert hat.
Die Branche der grünen Industriewärme ist in den vergangenen 15 Jahren um 70 Prozent gewachsen. „Saubere und energieeffiziente Industriewärme ist der heimliche und heimische Champion der Energiewende“, betont Christian Noll, Geschäftsführender Vorstand der DENEFF, mit Blick auf die Ergebnisse. „Noch spielt sie in der öffentlichen und politischen Diskussion kaum eine Rolle. Doch sie entscheidet sehr deutlich mit über Wettbewerbsfähigkeit, industrielle Souveränität Europas und die Klimaziele“, ist er sich sicher.
Kennzahlen berechnet
Für die Erstellung der Studie haben sich die Analyst:innen von Prognos die Schlüsseltechnologien der grünen Prozesswärme inklusive der zugehörigen Dienstleistungen angeschaut. Danach haben sie diese jeweils nach Wertschöpfung eingeordnet. Dazu kommen noch die Zahlen für die Beschäftigten, die in der Branche arbeiten. Diese Werte haben sie mit dem Envigos-Modell analysiert. Mit diesem Modell, das von Prognos entwickelt wurde, lassen sich die Kennzahlen für die Greentech-Märkte berechnen.
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Wertschöpfung mit Installation und Beratung
Das Ergebnis ist, dass die Installation und Beratungsdienstleistungen derzeit den größten Teil der Bruttowertschöpfung im Bereich der grünen Prozesswärme ausmachen. Diese liegt in diesem Segment bei gut 3,4 Milliarden Euro. Insgesamt liegt die Beschäftigung bei mehr als 39.000 Menschen. Die Industrie-Wärmepumpen wiederum bringen eine Bruttowertschöpfung im Bereich der grünen Prozesswärme von über 1,2 Milliarden Euro. Mit deren Herstellung und Betrieb sind gut 13.000 Menschen in Deutschland beschäftigt.
Grüne Prozesswärme als Exportschlager
Die Wärmepumpen haben auch beim Export die Nase vorn. Mit deren Ausfuhr in andere Länder erwirtschafteten die Hersteller im Jahr 2023 immerhin fast eine halbe Milliarde Euro. Der Exportumsatz der grünen Prozesswärmetechnologie lag im Jahr 2023 insgesamt bei über einer Milliarde Euro.
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91 Milliarden Euro sind drin
Die Analyst:innen von Prognos gehen davon aus, dass das Wachstum weiterhin so dynamisch verläuft wie in den vergangenen Jahren. Sie prognostizieren für 2050 ein Marktvolumen von 91 Milliarden Euro. Dies wäre das Achtzehnfache des jetzigen Wertes. Gleichzeitig würden knapp eine Million neuer Arbeitsplätze entstehen.
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Industriepolitische Impulse notwendig
Voraussetzung ist, dass die Klimaziele konsequent umgesetzt werden. „Wir sehen hier einen Zukunftsmarkt, der noch schneller wächst als erneuerbare oder klassische Effizienztechnik“, erklärt Malte Neumann, Politikberater Dekarbonisierung der Industrie bei der DENEFF. „Zwar hält Europa noch 42 Prozent des Weltmarktanteils – doch dieser Anteil ist in den vergangenen Jahren gesunken. Darum braucht es gezielte industriepolitische Impulse, um unsere Technologieführerschaft zu verteidigen und auszubauen“, betont er. Jedes Abweichen von den Klimazielen kostet Wirtschaftskraft und Arbeitsplätze in dieser Zukunftsbranche.
Die gesamte „Marktanalyse: Net-Zero-Technologien für energieeffiziente Prozesswärme“ hat die DENEFF auf ihrer Webseite veröffentlicht.