Neben technischem Personal finden auch Projektleiter und Führungskräfte Wasserstoff-Weiterbildungsangebote in Schulungszentren.
Weiterbildungszentren schulen Fachkräfte für Wasserstofftechnologie von der Elektrolyse bis zu den Rahmenbedingungen.
Fabian Kauschke
Die Anforderungen an die Kompetenzen von Fachkräften in den erneuerbaren Energien fallen je nach Unternehmensstruktur oder Tätigkeitsbereich vielfältig und komplex aus. Da in den letzten Jahren bedeutende neue Technologien hinzugekommen sind, hat sich diese Komplexität weiter erhöht. Das ist auch der Fall für grünen Wasserstoff. Mit Bezug zum Erneuerbare-Energien-Markt und zur Industrie, die Moleküle wie H2 produziert und verwendet, findet sich das grüne Gas in gleich zwei vielschichtigen Strukturen wieder. Ein Grund, warum Schulungszentren ihre Weiterbildungsangebote auf grünen Wasserstoff ausrichten. Welche Inhalte werden dabei konkret gelehrt, welche Themen nachgefragt und welche Unternehmenspositionen profitieren davon?
Inhalte an der Wasserstoff Wertschöpfungskette orientieren
Die Wasserstoff-Wertschöpfungskette deckt von der Energieerzeugung über Elektrolyseverfahren, Speicherung und Transport bis hin zur Verwendung alle wichtigen Stationen des grünen Gases ab. Daher orientieren sich Schulungsprogramme gern daran, um Fachkräften alle relevanten Inhalte nahezubringen. Neben Grundlagenwissen gehören dazu spezialisierte Fachthemen wie Brennstoffzellenanwendungen, regulatorische Rahmenbedingungen oder die komplexe Zertifizierung von grünem Wasserstoff. Für den Tüv Süd steht dabei der sichere und normgerechte Umgang im Fokus. Die Weiterbildungsangebote schöpfen dabei aus den Erfahrungen der Sachverständigen im Unternehmen. „Diese Expert:innen beraten Industrieunternehmen bei der Zulassung von Wasserstoffsystemen, -anlagen und -komponenten und bringen ihre umfassende Praxiserfahrung direkt in unsere Trainings ein“, sagt Holger Mai, Global Business Manager Sustainability bei der Tüv Süd Akademie.
Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in Essen bei KWS Energy Knowledge. Die Bildungsangebote des Schulungsanbieter für berufliche Fort- und Weiterbildungen orientieren sich teilweise an der Wasserstoff-Wertschöpfungskette. Der Fokus liege aufgrund der seit über 65 Jahren gewachsenen Strukturen im kraftwerkstechnischen Kerngeschäft. Dennoch sei der Bereich der erneuerbaren Energien dynamisch und richte sich somit nach den Strukturen des aktuellen Marktes und der Nachfrage der Marktteilnehmer. Durch ein großes Netzwerk an externen Dozentensei die KWS in der Lage, auf spezialisierte Fragestellungen der Kunden einzugehen. Somit kann es der Fall sein, dass ebenso rechtliche Rahmenbedingungen, die von fachlich spezialisierten Juristen vermittelt werden, Inhalte in den Programmen des Weiterbildungszentrums sind.
Technisches Personal im Fokus
Die Zielgruppe der KWS ist somit vor allem technisches Personal, das für die Betriebsführung, Wartung und Instandsetzung von Wasserstoff-Infrastruktur Verantwortung trägt. „Für die Betriebsführung von beispielsweise Elektrolyseanlagen, die oft in unterschiedlichem Umfang noch durch externe LTSA, also long-term service agreements,betreut werden, haben wir mit dem IHK-zertifizierten ‚H2-Monteur‘ ein Schulungsformat geschaffen, das in insgesamt sechs Wochen eine gas- und elektrotechnische Mehrspartenqualifizierung auf dem Niveau einer Fachkraft für festgelegte Tätigkeiten vermittelt“, erklärt Mario Gillmann, Seminarleitung im Bereich Wasserstoff bei KWS Energy Knowledge. Zusätzlich werden allerdings auch Projektleiter, Projektierer und technische Führungskräfte angesprochen. Dafür deckt das 2,5-tägige Seminar „Basiskompetenzen zur Wasserstofftechnologie“ die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen der bereits beschriebenen Wasserstoff-Wertschöpfungskette ab. Zukünftig sind Lehrgänge zum IHK-geprüften Wasserstoffspezialisten geplant sowie die Unterstützung bei Aufbau und Durchführung von Qualifizierungen von Industriemeister:innen für Wasserstoff.
Die Nachfrage variiert je nach aktueller Marktsituation, regionalem Bedarf und thematischem Schwerpunkt.
Nachfrage und Angebote nach Marktsituation
Nach Einschätzungen der Tüv Süd Akademie, die ebenso ein breites Spektrum an Fach- und Führungskräften anspricht, zeigt das Interesse an Wasserstoffschulungen eine stetig positive Entwicklung. Dennoch sei das Bedürfnis abhängig von den aktuellen Entwicklungen in der Wasserstoffwirtschaft. „Die Nachfrage variiert je nach aktueller Marktsituation, regionalem Bedarf und thematischem Schwerpunkt. Wir reagieren darauf mit einem anpassungsfähigen Kursangebot, das gezielt auf die Bedürfnisse unserer Kund:innen abgestimmt ist“, sagt Holger Mai.
Große Nachfrage gibt es für das Wasserstoffteam der KWS vor allem von Unternehmen, die in der konkreten Umsetzung von Projekten, wie der Errichtung einer Elektrolyseanlage, vorangeschritten sind. Eine vorbereitende Schulungsmaßnahme der Betriebsmannschaft eines Kraftwerkstandortes ist so schon durchgeführt worden, und über weitere Standorte laufen bereits Gespräche. „Unser Anliegen ist es, hier einen Zusammenhang zwischen den fundamentalen Grundlagen und dem spezifisch umgesetzten Anlagendesign herzustellen, um eine bestmögliche Vorbereitung auf die Herstellerschulung vor der Inbetriebnahme zu gewährleisten“, so Mario Gillmann.
Unterstützung durch Förderung gefordert
Qualifikationsanforderungen und klare Rahmenbedingungen fordern der Tüv Süd sowie KWS. Für Anlagenbetreiber aus der Energiebranche brauche es Standards und Planungssicherheit, um Unternehmen mit qualifizierten Schulungen den sicheren Umgang mit Wasserstoff zu vermitteln. „Zusätzliche Informationskampagnen sowie gezielte Förderprogramme seitens der Bundesregierung und der Europäischen Union sind aus unserer Sicht dringend erforderlich, um den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in den Sektoren Industrie, Energie und Verkehr zu unterstützen“, sagt Holger Mai von der Tüv Süd Akademie. Damit könnten die Schulungsmöglichkeiten für grünen Wasserstoff weiter vorangetrieben werden.
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