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Offshore

Alstoms Haliade dreht wieder auf

Ab Sommer wird der Prototyp der getriebelosen Sechs-Megawatt-Turbine Haliade im Offshore Testfeld Belwind wieder Strom produzieren. Davon jedenfalls zeigt sich der französische Windturbinenhersteller Alstom überzeugt. Der Kraftwerkstechnologie-Konzern hatte in den vergangenen Monaten die mit einem 150 Meter großen Rotor ausgestatteten Anlagen für Wartungsarbeiten anhalten müssen. „Nach der Installation und Inbetriebnahme der Haliade, produzierte die Haliade sechs Megawatt Nennleistung. Dennoch konnte die Maschine bisher noch nicht bei extremem Wind und nicht über einen längeren Zeitraum hinweg betrieben werden“, so erfährt ERNEUERBARE ENERGIEN jetzt auf Nachfrage aus dem Konzern. Der lässt seine Sprecher das aufgetretene Problem nicht näher benennen. Auf Nachfrage sagt der Leiter der Unternehmenskommunikation in Deutschland, Waldemar Oldenburger: Es habe sich um Fehler gehandelt, „die wir intern klären und relativ gut und unkompliziert beheben konnten.“

Alstom hatte Windenergieanlagentyp Haliade bereits im November 2013 erstmals als Prototyp auf See im belgischen Windfeld Belwind installiert. Schon im März 2012 hatten die Franzosen einen Prototyp in der Loire-Mündung nahe der französischen Atlantikküste am Standort Le Carnet in Betrieb genommen. Damit hatte der als Offshore-Neuling agierende Hersteller als erst zweiter Windturbinenbauer weltweit Testanlagen  der neuen Riesenwindradgeneration ans Netz angeschlossen. Vorausgegangen waren Installationen von Prototypen derselben Größe an Land und auf See durch den Meereswindkraft-Branchenführer Siemens jeweils rund ein Jahr zuvor. Als einer der Pioniere der damals neuen langflügeligen Leistungsklasse von sechs Megawatt (MW) und mehr sowie mit Rotordurchmessern ab 150 Metern hatte Alstom zudem 2012 in der ersten Ausschreibungsrunde des französischen Staats den Zuschlag für eine Gigawattlieferung erhalten. Alstom soll die Offshore-Windparks Fecamp, Courcelles-sur-Mer und Saint Nazaire ab 2018 mit insgesamt 238 Anlagen beliefern.

Besonders kleiner Generatorluftspalt, hohe Effizienz

Die Anlage macht technologisch nicht zuletzt auch durch die Aufhängung ihres Antriebs auf sich aufmerksam. Das Design einer speziellen Rotorlagerung auf einem langen Dorn sorgt dafür, dass Rotor und Generator nicht direkt sondern nur über ein Zwischenelement mit elastischer Kupplung verbunden sind. Dies soll einzig Drehmomente übertragen lassen, aber jegliche Seitwärts- und Kippmomentübertragungen in den Generator verhindern. Deshalb kann angeblich der Luftspalt im Generator zwischen der drehenden Generatorhälfte, dem Läufer, und dem stehenden Generatorteil, dem Stator, besonders klein ausfallen.

Alstom hatte freilich zuletzt vor allem aufgrund des Verkaufs der Energiesparte einschließlich der Windkraft an US-Technologiekonzern GE auf sich aufmerksam gemacht. Die in der Tagespresse auch in Deutschland wie etwa dem Mannheimer Morgen veröffentlichten Spekulationen gehen davon aus, dass die Neuorganisation der Erneuerbare-Energien-Sparte des Konzerns am 1. Oktober abgeschlossen sein könnte. Derzeit firmieren die Windenergieprojekte Alstoms aber noch unter dem Namen der Franzosen.

Weg frei für erstes US-Projekt: noch in diesem Jahr am Netz

Im 2014 in Betrieb genommenen Offshore-Fertigungsstandort St. Nazaire produziert Alstom derweil die ersten Haliade-Anlagen inklusive der Rotorblätter in Serie. Denn die ersten Installationen in einem kommerziellen Projekt wird Alstom ausgerechnet in den USA vornehmen. Noch in diesem Jahr werden die Franzosen fünf Anlagen im ersten Offshore-Windpark der Vereinigten Staaten ans Netz anschließen. Das Projekt Block Island hat nach mehr als einem Jahrzehnt der immer wieder unerfüllten Ankündigungen von US-Offshore-Vorhaben nun neu an Fahrt gewonnen. Anfang März  gaben die Investoren um das Unternehmen Deepwater Wind den Abschluss der Finanzierungsverträge bekannt.

(Tilman Weber)