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Offshore-Projekt Waterkant: Doch keine Mingyang-Turbinen in der Nordsee

Das Vermögensverwaltungsunternehmen Luxcara hat sich offiziell von der geplanten Bestellung von chinesischen Windturbinen des Herstellers Mingyang für sein erstes Offshore-Windenergie-Projekt Waterkant verabschiedet. Wie Luxcara am Montag bekannt gab, reservierte sich das in Offshore-Windkraft investierende Unternehmen für das auf 1,5 Gigawatt (GW) bemessene Windparkprojekt Waterekke 97 Siemens-Energy-Windturbinen mit jeweils bis zu 15,5 Megawatt (MW) Nennleistung und 285 Meter Rotordurchmesser. Die Turbinen des Typs SG 15.0-285 existieren bislang noch nicht einmal. Doch ebenfalls am Montag bestätigte Luxcara, dass es im Rahmen der Großbestellung beim Windturbinenbauer Siemens Energy auch für das kleinere und erste Luxcara-Projekt Waterkant mit 300 MW nun denselben Siemens-Gamesa-Turbinentyp mit einzusetzen.

„Eine operative Verzahnung“ der beiden im Falle von Waterkant für 2028 und von Waterekke für 2029 mit Netzanschlüssen geplanten Offshore-Windparks in der deutschen Nordsee „im gleichen Zeitraum und in unmittelbarer Nachbarschaft“ habe „eine operative Verzahnung“ als „beste Lösung“ erscheinen lassen, begründete Luxcara-Geschäftsführer Holger Matthiesen die Entscheidung.

Bislang waren für das kleinere Waterkant-Projekt 16 Turbinen des chinesischen Herstellers Mingyang mit 18 MW Nennleistung vorgesehen. Nun wird Luxcara 18 Anlagen mit etwas weniger Turbinennennleistung errichten lassen müssen. Ausgelegt auf gesichert 15 MW sollen sie in einem Power-Boost-Modus für geeignete nicht zu turbulente Windströmungen 15,5 MW leisten. Das bisher größte und leistungsstärkste Siemens-Gamesa-Modell SG 14-236 mit 236 Meter Rotordurchmesser kam im selben Power-Boost-Betriebsmodus bislang auf 15 MW Nennleistung.

Luxcara hatte den Zuschlag für Waterkannt 2023 in einer Ausschreibung für zentral staatlich voruntersuchte Meeresflächen erhalten. Im Jahr darauf gab das Unternehmen bekannt, dafür sich die 16 Mingyang-Anlagen reserviert zu haben mit 16 bis 18,5 MW Nennleistung und 260 Meter Rotordurchmesser. Ein Prototyp dieser Anlage mit 260 Meter Rotordurchmesser war zu diesem Zeitpunkt schon ein Jahr lang in chinesischen Gewässern im Testbetrieb. Luxcara hatte erklärt, die unternehmenseigene Ausschreibung für das Waterkant-Projekt habe das Mingyang-Modell als am besten geeignet ausgesiebt. Der chinesische Hersteller habe belegt, die Anlagen zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie herzustellen, und zugesagt, bedeutsame Elektronik-Komponenten bei Zulieferern in Europa herstellen zu lassen.  

Sowohl die Vorgänger-Bundesregierung, als auch die seit dem Frühjahr amtierende neue Bundesregierung hatten daraufhin gegen das Projekt aus geo- und wirtschaftspolitischen Gründen auch öffentlich Druck ausgeübt. Chinesische Hersteller seien durch unlautere Unterstützung des chinesischen Staates wettbewerbsfeindlich und könnten unterhalb der Wirtschaftlichkeit des Windturbinenbaus die Anlagen anbieten, lautet ein allgemein von Bundespolitikern und auch aus den Reihen der europäischen und US-amerikanischen Windkraft-Branche geäußerter Kritikpunkt. Der Eintritt eines chinesischen Herstellers mit seinen Produkten in den Ausbau sogenannter kritischer Infrastruktur, zu der demnach offenbar auch die Offshore-Windkraft zählen würde, sei sicherheitstechnisch nicht zu verantworten, lautete ein Kritikpunkt insbesondere aus außenpolitischen Kreisen der Bundespolitik. Ein vom Bundesverteidigungsministerium dafür extra beauftragtes Institut hatte noch Anfang März vor Spionagegefahr mittels von Mingyang an den Turbinen angebrachten technologisch üblichen Betriebs-Sensoren gewarnt. Mehrfach hatten zudem Regierungsbedienstete die sicherheitstechnische Genehmigung der chinesischen Windparktechnik öffentlich in Zweifel gezogen und angedroht, die Zulässigkeit bis kurz vor der Errichtung noch klären zu müssen.

Nun erklärte Luxcara-Chef Matthiesen, der Druck auf das Projekt sei groß gewesen. Doch habe nicht dieser zur Entscheidung gegen Mingyang geführt, sondern die neue Sachlage mit zwei fast zeitgleich geplanten nebeneinanderliegenden Offshore-Windpark-Baufelder. Sicherheitstechnisch aber hätte die Mingyang-Technik in Wahrheit keine Gefahr bedeutet und durch technische Vorbeuge-Maßnahmen sich gut einsetzen lassen.

Mingyang bestätigte das Aus für die Lieferung. Der Vorvertrag für die chinesischen Anlagen war zum Zeitpunkt der neuen Luxcara-Vereinbarung mit Siemens Energy allerdings auch ausgelaufen – und von beiden Seiten noch nicht verlängert worden.

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