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Stadtwerke

Gottseidank keine konventionellen Kraftwerke!

Handeln Sie ihre grüne Energie an den Strombörsen in eigener Stadtwerks-Regie?

Carsten Hoffmann: Direktvermarktung des Stroms machen wir über unseren Partner, den Mannheimer kommunalen Energiekonzern MVV. Wir sind aber unabhängig und eigenständig, wie schon immer in unserer weit über 100-jährigen Geschichte.

Eigene Sechs-Mitarbeiter-Einheit für die Energiewende

MVV lässt Ihre Windenergieanlagen so auch über das virtuelle Kraftwerk der Mannheimer laufen?

Carsten Hoffmann: Nein. Wir haben unsere Windenergieanlagen im eigenen Betrieb , treten aber unsere Erlösansprüche an MVV ab. Die verkaufen unseren Strom und bekommen einen gewissen Betrag dafür. Und dann haben wir eine eigene Abteilung, die bei uns die Erneuerbaren vorantreibt. Ihr gehören mittlerweile sechs Mitarbeiter an, die die sich um die Betreuung der Anlagen kümmern, um den Kauf neuer Anlagen, um die Prozesse der Abstimmung mit den Betriebsführern, um die Wartungsunternehmen, um Buchhaltung sowie die Vertragsabwicklung mit den Herstellern.

Sie beauftragen Betriebsführungsunternehmen, statt die Windparks selbst zu betreiben?

Carsten Hoffmann: Genau. In der Regel ist Betriebsführer in unseren Windparks derjenige, der diese Parks an uns verkauft: der Projektierer. Wie lange und zu welchen Konditionen ist jeweils Verhandlungssache. Natürlich ist strategisch unser Ziel, an der Wertschöpfungskette weiter nach vorne zu gehen, so dass wir perspektivisch Betriebsführungen übernehmen möchten und dadurch auch die Schnittstellen zu unserer Geschäftsführung reduzieren. Bei kaufmännischer Betriebsführung im Unterschied zur technischen –, wo es um die Abwicklung der Zusammenarbeit mit den Banken geht, den Netzbetreibern, um die Jahresabrechnung – da könnten wir auch Dienstleister für Betreiber anderer Kraftwerke werden.

Glücklicherweise bei neuen Gaskraftwerken nicht zugegriffen

Sind konventionelle Kraftwerke mit fossilen Brennstoffen für Sie keine Option?

Carsten Hoffmann: Nein, Gottseidank haben wir die nicht. Wir hatten uns vor einigen Jahren die Köpfe heiß diskutiert. Damals aber hatten wir die strategische Entscheidung getroffen, die Finger davon zu lassen. Wir hatten Angebote zur Beteiligung an Kraftwerksscheiben eines Gaskraftwerks bekommen. Aber wir sahen das nicht als Lösung an, weil wir keine Gasbezugspreise über die 30 Jahre der anvisierten Betriebszeit vorhersehen wollten und konnten. Das Klumpenrisiko eines solchen Investments für unsere Größe war uns zu groß. Das war im Nachhinein betrachtet Glück, wie die aufgrund des Überflusses an billigem Strom kaum noch einspeisenden kommunalen neuen Gaskraftwerke zeigen.

Die GGEW soll sich also zugleich als Dienstleister im Energiesektor und als Betreiber entwickeln?

Carsten Hoffmann: Beides. Unsere Hauptstoßrichtung ist aber, weitere Erneuerbare-Energien-Anlagen zu kaufen. Das können schlüsselfertige PV-Anlagen und Windparks sein, aber auch selbst entwickelte. 

Rechnerisch bekommen zwei Drittel der Haushalte im Netzgebiet grünen GGEW-Strom

Haben Sie das Ziel, ihre Stromkunden bis zu einem bestimmten Jahr vollständig aus eigenen Erneuerbare-Energien-Anlagen zu versorgen – und wird der dazu notwendige Ausbau auch unter dem kommenden Ausschreibungsregime noch schnell genug sein können?

Carsten Hoffmann: Ein solches Quotenziel für den von uns gelieferten Grünstrom speziell haben wir nicht. Wir versorgen bereits zwei Drittel der Haushalte in unserem Netzgebiet theoretisch mit Ökostrom. Künftig wird es aber wohl schon zu einer Verlangsamung kommen. Dennoch setze ich zugleich darauf, dass es in der gesamten Wertschöpfungskette Anpassungen bei den Kosten nach unten geben wird. Dann werden wir als Windparkkäufer, Betreiber und Stromversorger immer noch unsere Freude am Erneuerbaren-Ausbau haben. Nur noch als Dienstleister unterwegs zu sein würde hingegen nicht so prickelnd sein. Wir müssen halt unsere Hausaufgaben machen, um den Erzeugerbereich weiter deutlich ausbauen zu können. 

Das Gespräch führte Tilman Weber

Lesen Sie die hier noch fehlenden Passagen des Interviews mit Kernaussagen zu den Chancen eines mittelgroßen Versorgerns im Windkraftgeschäft in unserem neuen Magazin, das am 16. September erscheint.