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Studie: Europaweite Moor-Emissionen sind doppelt so hoch wie geschätzt

Entwässerte Moore in der EU stoßen jedes Jahr rund 232 Megatonnen CO₂-Äquivalent aus – und damit fast doppelt so viel, wie die EU-Mitgliedstaaten bislang beim UN-Klimarahmenübereinkommen (UNFCCC) angegeben haben. Zu diesem Ergebnis kommt jetzt eine Studie der Universität Greifswald. Die Differenz zwischen gemeldeten und tatsächlichen Emissionen entspreche in etwa den jährlichen Emissionen des gesamten europäischen Flugverkehrs, heißt es in einer Presseinformation der Universität.

Das Forschungsteam hat für die Untersuchung eine hochauflösende Karte der Treibhausgas-Emissionen entwässerter Moore erstellt. Auf Basis umfangreicher Boden- und Landnutzungsdaten sowie mithilfe von Treibhausgasmodellierungen im Supercomputer sei in Zusammenarbeit mit niederländischen und  finnischen Forschenden eine Hotspot-Karte entstanden, hieß es weiter. Sie mache sichtbar, wo Emissionen aus entwässerten Mooren in der EU besonders konzentriert sind und wo Wiedervernässung besonders wirksam wäre.

Allein 20 Prozent der Emissionen stammen aus der Nordsee-Region

Die Karte zeigt klare räumliche Schwerpunkte. Rund 40 Prozent der gesamten EU-Mooremissionen entstehen in der Nordsee-Region (Nordwestdeutschland, Niederlande, Südost-England), Ostdeutschland, den baltischen Staaten und Ostpolen sowie Irland und Nordirland. Der Grund: Dort kämen viele, ausgedehnte, teils sehr mächtige Moorflächen und eine intensive landwirtschaftliche Nutzung zusammen, schreibt die Universität.

Europas Wälder nehmen immer weniger CO₂ auf

So trieben in der Nordsee-Region großflächig entwässerte und einst mächtige Küstenmoore im Zusammenspiel mit intensiver Landwirtschaft die Emissionen besonders hoch – allein rund 20 Prozent der EU-weiten Mooremissionen stammen aus dieser Region, die nur etwa vier Prozent der europäischen Moorfläche umfasst. In Ostdeutschland entsteht ein weiterer Hotspot, weil dort flachere, aber besonders umfangreiche Moorflächen großräumig und tiefgreifend für die Landwirtschaft entwässert wurden. Daher sind nach Überzeugung der Forschenden diese Regionen besonders geeignet für gezielte und wirksame Klimaschutzmaßnahmen.

Warum gibt es keine Mooremissionsdaten?

Bisher müssen EU-Staaten dem UNFCCC keine detaillierten räumlichen Daten zu Mooren vorlegen, heißt es von der Universität Greifswald. Dadurch ließen sich Emissionen nur schwer präzise erfassen und politische Maßnahmen schwer zielgerichtet planen. Die bis zu 1-km²-aufgelöste Hotspot-Karte schließt diese Lücke: „Unsere Daten zeigen sehr deutlich, dass weit bessere Informationen über die Verbreitung von Mooren verfügbar sind, als sie in vielen nationalen Inventaren genutzt werden“, sagt Wissenschaftlerin Franziska Tanneberger. „Wir können nun detailliert zeigen, wo die größten Emissionsquellen liegen. Es ist unglaublich wichtig, Treibhausgas-Emissionen sichtbar zu machen, darin sind Karten sehr wirkungsvoll.“

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Die Hotspot-Karte liefere damit eine neue wissenschaftliche Grundlage für die europäische Klimapolitik: Sie ermögliche es, politische Instrumente wie die Gemeinsame Agrarpolitik, die Nature Restoration Regulation oder Carbon-Farming-Programme effektiver zu machen, da sie gezielter auf Regionen ausgerichtet werden können.

Warum bisher so wenig gemeldet wurde

Ein wesentlicher Grund für die große Lücke zwischen wissenschaftlichen Schätzungen und den offiziellen Inventaren liegt darin, dass viele Moorflächen nicht korrekt erfasst werden. Moorflächen, die als Weiden oder Wälder genutzt werden, werden häufig nicht als Moore gemeldet. Hinzu kommt, dass zahlreiche Inventare mit unvollständigen Emissionsfaktoren arbeiten. Dabei bleiben einzelne Treibhausgase oder der Abfluss gelöster organischer Kohlenstoffe unberücksichtigt, was zu einer deutlichen Unterschätzung der tatsächlichen Emissionen führt.

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Entwässerte Moore gehören daher zu den am stärksten unterschätzten Klimafaktoren in der europäischen Berichterstattung. Analysen gingen bereits zuvor davon aus, dass sie rund sieben Prozent der EU-Treibhausgasemissionen ausmachen, entsprechend dem durchschnittlichen Gesamtverbrauch von 91 Millionen PKW. Das zeige deutlich, wie dringlich es ist, die Emissionen aus entwässerten Mooren zu verringern, heißt es in der Presseinformation.