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Politiker-Dienstwagen: Rote Karte für 216 Dreckschleudern

Bei ihrer 15. Umfrage zum CO2-Ausstoß von Politiker-Dienstwagen zieht die Deutsche Umwelthilfe (DUH) mitten im Wahlkampf ein ernüchterndes Fazit: Die CO2-Emissionen sind gegenüber dem Vorjahr angestiegen, 90 Prozent der bewerteten Fahrzeuge halten den EU-Flottengrenzwert für CO2 von 95 g/km nicht ein. Stattdessen stoßen die Dienstwagen auf der Straße durchschnittlich deutlich mehr als das Doppelte des erlaubten CO2-Flottengrenzwertes aus. 216 Politiker erhielten dafür symbolisch eine rote Karte.

Ein wesentlicher Grund für den CO2-Anstieg seien die hohen Realemissionen der Plug-In-Hybride, deren Anteil auf 51 Prozent gestiegen ist, sagte Barbara Metz, Stellvertretende Geschäftsführerin der DUH. Gemessen am realen CO2-Ausstoß auf der Straße halten von 233 untersuchten Fahrzeugen nur 16 vollelektrische Dienstwagen den EU-Flottengrenzwert von 95 g CO2/km ein und wurden deshalb mit einer grünen Karte bewertet. Eines erhielt eine gelbe, weil es bis zu 20 Prozent über dem Grenzwert lag. Ab 20 Prozent Überschreitung im Realbetrieb vergab die DUH die rote Karte.

So bewertete die DUH

Insgesamt hatte die DUH 238 Politiker nach ihren Dienstwagen befragt. Fünf von ihnen nutzen kein Auto. Die besonders geschützten Fahrzeuge der Bundeskanzlerin, der Verteidigungsministerin, des Finanz-, Gesundheits-, Innen- und Außenministers wurden nicht gewertet. Bei geschützten Landespolitikern wurde die Basisausstattung des Wagens herangezogen.

Die Auswertung basiere auf dem Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) im Rahmen der Typzulassung, erläuterte Dorothee Saar, Leiterin Verkehr und Luftreinhaltung der DUH. Dem Ranking liege der CO2-Ausstoß im realen Fahrbetrieb zugrunde, der wiederum die durchschnittliche Abweichung zwischen den offiziellen CO2-Angaben des Herstellers und den CO2-Emissionen im realen Fahrbetrieb je Autohersteller abbilde. Grundlage waren die Angaben des International Council on Transportation ICCT. „Bei Plug-In-Hybrid-Fahrzeugen basiert der reale CO2-Ausstoß auf den offiziellen Kraftstoffverbrauchsangaben bei leerer Batterie, da diese Fahrzeuge überwiegend im Verbrennermodus gefahren werden“, so Saar. Für E-Autos wurde der deutsche Stommix 2020 herangezogen.

Kein Bundesminister erhielt eine grüne Karte

„Die Mehrheit der Politiker setzt beim eigenen Dienstwagen auf absolute Klimakiller: Plug-In-Hybride“, kritisierte Barbara Metz. „Anstatt sich für wirklich klimafreundliche Dienstwagen zu entscheiden, geben sich insbesondere die Mitglieder dieser Bundesregierung nur einen grünen Anstrich.“ Kein Bundesminister erhielt eine grüne Karte. Schlusslichter im Bundeskabinett sind Christine Lambrecht, Peter Altmaier, Hubertus Heil und Gerd Müller. Sie alle fahren einen Audi A8 mit einem realen CO2-Ausstoß von 283 g/km und damit einer fast dreifachen Überschreitung des EU-Flottengrenzwerts.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze führt das Ranking an, aber mit ihrem Dienstwagen bringt sie immer noch einen realen CO2-Ausstoß von 242 g/km auf die Straße. „Wir fordern, dass Politikerinnen und Politiker mit gutem Beispiel vorangehen, die EU-Grenzwerte für CO2 ernst nehmen und auf effiziente batterieelektrische Dienstwagen umsteigen“, sagte Metz.

Keine Partei schafft es, den EU-Flottengrenzwert einzuhalten

Schlusslichter im Gesamtranking sind die Landespolitiker Volker Bouffier (Hessen), Boris Pistorius (Niedersachsen) und Herbert Reul (Nordrhein-Westfalen), die einen Audi A8 fahren, der 488 g/km realen CO2-Ausstoß auf die Straße bringt. Die Politikerin mit den niedrigsten CO2-Emissionen ist wie im Vorjahr Regine Günther (Berlin) mit einem Tesla. Im Parteienvergleich liegen Bündnis90/Die Grünen im Parteienvergleich vorne (durchschnittlicher realer CO2-Ausstoß von 199 g/km), die CSU belegt letzten Platz (250 g CO2/km). Keine Partei hält den Flottengrenzwert ein. (kw)

Mehr Zahlen gibt es hier.

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