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Preise für Solarstrom – ein Kommentar

Ausschreibungen sind keine Universallösung

Nun ist sie geknackt, die 3-Cent-Marke für den Solarstrom. Wie die Dubai Electricity and Water Authority (DEWA) mitteilt, hat ein Projektierer angeboten, die nächste Ausbaustufe des Solarprojekts Mohammed bin Rashid Al Maktoum Solar Park so zu bauen, dass am Ende der Strom nur 2,99 Cent pro Kilowattstunde kostet. Dollarcent – versteht sich. Umgerechnet sind das 2,6 Eurocent. Das geht schon mal in die richtige Richtung. Solarstrom wird immer preiswerter. Das niedrigste Gebot bei der Ausschreibung für die vorhergehende Ausschreibung des Riesenprojekts, das am Ende fünf Gigawatt leisten soll, lag noch bei 5,84 Dollarcent (5,08 Eurocent) pro Kilowattstunde. Das war vor zwei Jahren. Damit liegt der Preis für den Solarstrom schon längst unter dem für Strom aus Erdgas, die bisher größte Energiequelle in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Ob die Solaranlage für den Preis von 2,99 Dollarcent pro Kilowattstunde auch gebaut wird, wird sich noch zeigen. Bisher steht er erst einmal auf dem Papier und das Gebot hat die technische und wirtschaftliche Überprüfung der DEWA noch nicht überstanden. Doch realistisch ist es allemal. Denn mit 800 Megawatt ist der Teil des Kraftwerks groß genug, um satte Rabatte vom Modullieferanten zu bekommen.

Streitpunkt Bagatellgrenze

Sicherlich zeigt die Entwicklung in Dubai, dass der Preis für Solarstrom, wenn er aus großen Solarparks kommt, tatsächlich richtig niedrig sein kann. Sicherlich kann das auch Wasser auf die Mühlen derjenigen sein, die Ausschreibungen und Freiflächenanlagen für den einzig richtigen Weg halten. Dazu gehören die Vertreter der alten zentralistischen Energiewirtschaft, die derzeit um ihr Überleben bangen. Da muss die Lobby aus allen Rohren schießen, um die Erneuerbaren in Misskredit zu bringen. Es sei denn sie werden in solchen großen Anlagen erzeugt, wie sie die Scheichs in Dubai planen.

Nichts anderes bedeutet die Forderung von Martin Weyand, seines Zeichens Chef der Lobbyorganisation der alten Energiewirtschaft in Deutschland. Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) plädiert dafür, die Einspeisevergütung für alle Solarstromanlagen in Deutschland über Ausschreibungen ermitteln zu lassen. Dazu gehören nicht nur Solarparks, sondern auch Dachanlagen. Die Bagatellgrenze von einem Megawatt Anlagenleistung soll weg. Statt dessen zaubert der BDEW eine völlig willkürlich gewählte Bagatellgrenze von 30 Kilowatt aus dem Hut. Immer noch lassen die Lobbyisten der konventionellen Stromerzeugung offen, wie es praktisch zu bewerkstelligen ist, dass die Dachanlagen in die Ausschreibung gehen sollen. ohne dass die Verwaltungskosten die Preisersparnisse, die offensichtlich tatsächlich über die Ausschreibungen realisiert werden könnten, wieder auffressen.

Projekte stehen bisher nur auf dem Papier

Die Entwicklung bei den Ausschreibungen in Deutschland zeigt, dass tatsächlich, wenn man die Nachfrage verknappt – und nichts anderes ist die Begrenzung eines Zubauvolumens – die Preise sinken. Wer hätte es denn gedacht, dass die normalen Grundprinzipien der Preisbildung in einer Marktwirtschaft auch irgendwann mal bei den alten Oligarchen der Energiewirtschaft ankommen. Natürlich dürfen sie nur für die erneuerbaren Energien gelten.

Doch Vorsicht vor zu viel Euphorie. Denn das Projekt, das in Deutschland zu einem Preis von 5,95 Cent pro Kilowattstunde gebaut werden soll, noch längst nicht realisiert. Bisher steht es erst einmal nur auf dem Papier.

Dachanlagen sollen in die Ausschreibungen

Doch die Ausschreibungen sind nicht der einzige Angriff seitens des BDEW auf die Dachanlagen. Die altbackenen Energiewirtschaftler wollen – so steht es in der Stellungnahme des BDEW zum Entwurf der EEG-Novelle – den Förderdeckel von 52 Gigawatt beibehalten. Aber – und das ist jetzt mal ganz neu – nicht für Solarparks. Wenn die installierte Photovoltaikleistung in Deutschland die Marke von 52 Gigawatt erreicht hat, sollen also neue Dachanlagen keinerlei Einspeisevergütung mehr bekommen. Damit wird die Intention ganz klar. Während die zahlungskräftigen Mitglieder des BDEW inzwischen erkannt haben, dass mit der konventionellen Erzeugung kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist, wollen sie auch in die erneuerbaren Energien einsteigen. Selbst ein Teil der nicht so zahlungskräftigen kleineren BDEW-Mitglieder wie Stadtwerke gehen diesen Weg. Sie wollen aber alle Versorger bleiben. Da steht die Eigenversorgung mit Solarstrom im Wege. Das Zukaufen von Strom aus vielen kleinen Anlagen ist entweder zu mühselig oder beim BDEW hat man die Zeichen der Zeit noch nicht verstanden.

Politik und Energieversorger sind die Blockierer

Denn Deutschland ist nicht Dubai – zumindest wenn es darum geht, die Bevölkerung mitzunehmen. Beim BDEW hat man offensichtlich immer noch nicht verstanden, dass die Energiewende nicht mit dem Umschwenken von konventionellen Erzeugern auf Ökostromanlagen endet. Die Energiewende beinhaltet auch eine Demokratisierung der Energiewirtschaft. Sonst verdient sie den Namen Energiewende nicht. Zumal in Deutschland die Akzeptanz für den Umstieg auf erneuerbare Energien zu einem großen Teil auf der Beteiligung der Bürger beruht.

Beim BDEW weiß man das eigentlich auch. Die neuste BDEW-Umfrage bestätigt das wieder. Neben der Politik sind es in der Wahrnehmung der Bevölkerung vor allem die Energieversorger, die den Ausbau der erneuerbaren Energien blockieren. Da geht es noch nicht einmal um die Energiewende im Sinne der Beteiligung der Bürger, sondern einfach nur um das Umschwenken auf Ökostrom. Wirkliche Energiewende geht anders. Die kommt ohne dezentrale Anlagen auf Dächern von Eigenheimen, Mietshäusern und Gewerbegebäuden nicht aus. Ohne die künstliche Verteuerung des Solarstroms aus diesen Anlagen, weil die Politik die Hürden aufbaut, die die alte Energiewirtschaft verlangt, bräuchten diese Analgen auf kaum noch eine Einspeisevergütung. (Sven Ullrich)