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Manuela Nissen von Baywa RE: „Bau von Hybridprojekten hängt von der Regulierung ab“

BayWa r.e. hat schon 2020 einen bestehenden Windpark um eine Solaranlage ergänzt. Das ist ein spannendes Segment. Gibt es dafür eine Nachfrage und wie entwickelt sich diese beziehungsweise mit welcher weiteren Entwicklung rechnen Sie?

Manuela Nissen: In der Tat sind Hybridprojekte ein spannendes Segment für uns. Wir prüfen und evaluieren bei allen Neuprojekten die Möglichkeit, ein Hybridprojekt daraus zu machen. Wir werden das Thema in den nächsten Jahren aktiv weiterverfolgen, in Deutschland, aber auch im Ausland.

Welche Märkte sind da stark?

Die Möglichkeit, ein Hybridprojekt zu realisieren, hängt von der jeweiligen Regulierung und – wenn bestehend – Förderung solcher Projekte in den einzelnen Ländern ab. Um die Volatilität der erneuerbaren Stromerzeugung zu reduzieren und die Netze zu stabilisieren werden zum Beispiel in Indien und Australien Hybridanlagen explizit gefördert und sind entsprechend weit verbreitet.

Wie sieht es in Europa aus?

Zunehmend werden auch in europäischen Ländern existierende Hemmnisse abgebaut, um neue Hybridprojekte und die Hybridisierung bestehender Wind- und Solarprojekte zu ermöglichen. Hier sind vor allem in Spanien und Portugal neue Projektvorhaben zu beobachten. Als stark werden sich aber diejenigen Märkte erweisen, die nicht nur die Überschreitung der vertraglich vereinbarten Netzanschlusskapazität durch die installierte Leistung des Hybridkraftwerkes zulassen, sondern hierfür einen gezielten politischen Rechtsrahmen schaffen.

Wie sinnvoll sind solche Hybridprojekte?

Wind- und Solaranlagen weisen häufig ein komplementäres Einspeiseverhalten auf. Durch die gemeinsame Nutzung eines Netzanschlusspunktes der beiden Technologien kann dieser optimal genutzt werden, was zu wirtschaftlichen und technischen Vorteilen führen kann. Der Grundgedanke hierbei ist, dass die Kapazität eines bestehenden oder geplanten Netzanschlusspunktes unterhalb der maximal möglichen Summe der Einspeiseleistung des Hybridkraftwerkes liegt, ohne die vertraglich vereinbarte Netzanschlussleistung zu überschreiten. Das resultierende gleichmäßigere Erzeugungsprofil führt zu einer höheren Auslastung, Stabilisierung und kosteneffizienteren Nutzung der Netzinfrastruktur, um nur einige Vorteile zu nennen. Bedenkt man, dass Hybridkraftwerke ganz wesentlich zur besseren Auslastung der Netzanschlusspunkte beitragen können, so kann die Realisierung und Nutzung der Vorteile von Wind-PV-Hybridanlagen in Zukunft einen wichtigen Baustein für die Ausbauziele darstellen.

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Welche Hürden stehen solchen Hybridprojekten im Wege?

In einigen Ländern ist die Nutzung eines gemeinsamen Netzanschlusspunktes nach wie vor regulatorisch nicht vorgesehen, wodurch sowohl die Hybridisierung von Bestandsanlagen als auch eine Neuentwicklung verhindert wird. Abgesehen davon sind die unterschiedlichen Entwicklungszeiträume von Windenergie- und Solaranlagen eine Hürde für die Realisierung von Hybridprojekten.

Wie können diese Hürden abgebaut werden?

Wünschenswert wäre die Schaffung klarer Rechtsrahmen sowie die Angleichung der Entwicklungszeiträume der Technologien. Um bei der komplexeren Planung und Umsetzung von Hybridanlagen sowohl auf Entwickler- als auch Netzbetreiberseite Expertise aufzubauen, wäre eine zeitlich befristete Unterstützung der Branche förderlich.

Die Fragen stellte Sven Ullrich

Ausführliche Informationen über Hybrid- und Kombikraftwerke bekommen Sie im Spezial Hybridkraftwerke, das der nächsten Ausgabe von ERNEUERBARE ENERGIEN beliegt. Falls Sie noch kein Abo haben, können Sie hier reinschnuppern.

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