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Regionalisierung Windenergie

Mehr Süden, weniger Meer: Naturschützer für klug verteilte Windparks

Tilman Weber

Für den Ausbau der Windenergie seien „unterschiedliche Regionalisierungsansätze in den verschiedenen Szenarios nötig“, warnt der Nabu in Reaktion auf den kürzlich vorgelegten Netzentwicklungsplan Strom (NEP 2030). Darin legen die Netzbetreiber die Prioritäten ihrer Ausbaupläne für eine Verstärkung des deutschen Stromnetzes im kommenden Jahrzehnt fest. Und sie berücksichtigen hierbei bereits die von der Koalition der Bundesregierung aus CDU/CSU und SPD erklärte Bevorzugung der Meereswindkraft vor einem schnellen Ausbau der Windkraft an Land.

Nabu: Belastung durch Windkraft, Schiffe, Fischerei und Rohstoffe

Der Naturschutzbund rügt nun, ehe „die für das Planungs-Jahr 2030 nun extrem gestiegenen Erzeugungskapazitäten aus Offshore-Windkraft“ aufgrund einer Erhöhung der Ausbauziele von 17 auf 20 Gigawatt (GW) gelten dürften, sei eine Studie vonnöten. Diese müsse klären, wie naturverträglich der Offshore-Ausbau in einem solchen Ausmaß sei. Außerdem müsse die Studie auch andere Meeresnutzungsarten wie Fischerei, Schifffahrt und Rostoffausbeutung in der See berücksichtigen. Wenn die Energiewende in Deutschland die Priorität erhalten solle, so dürfe im Gegenzug für die vermehrte Windkraftnutzung auf See entsprechend weniger gefischt, weniger Schiffsverkehr zugelassen, weniger Öl oder Gas gefördert werden, so zitiert die Deutsche Presseagentur zudem den Nabu-Experten Kim Detloff.

Regionalisierten Ausbau verlangt

Es sei „ein Szenario nötig“, so erklärt der Nabu auf seiner Internetseite, „das mehr Wind-Onshore-Kapazitäten in Süddeutschland und weniger Offshore-Kapazitäten vorsieht“. Dies sei auch angesichts der Tatsache richtig, dass ein derartig regionalisierter Ausbau der Windkraft weniger Netzausbau erforderlich mache.

Wieder deutlich unterzeichnete Ausschreibung Wind Onshore

Auch unabhängig von der zuletzt durch die Regierungskoalition bestätigten einseitigen Priorisierung der Offshore-Windkraft hält derweil der Trend an, dass wegen blockierender Genehmigungsregeln immer weniger Projektierer zur Verwirklichung von Windparks an Land bereit sind. So war auch die fünfte Ausschreibung im Jahr 2019 für neue Onshore-Windpark-Projekte deutlich unterzeichnet. Wie schon in der vierten Ausschreibung 2019 reichten bei der Auschreibung am 1. Oktober die Gebote nur für ungefähr ein Drittel des von der Bundesnetzagentur gewünschten Ausbauvolumens. Genaugenommen betrugen die angebotenen Ausbaukapazitäten mit 204 Megawatt (MW) nicht einmal mehr dieses Drittel. Die Bundesnetzagentur hatte in dieser fünften Ausschreibungrunde 675 MW ausgeschrieben.

Weil die Gebote so keinen Wettbewerb mehr erzeugen – jedes Gebot muss nämlich aufgrund der Unterzeichnung einen Zuschlag erhalten – erhielten sämtliche Projekte einen Zuschlag bei 6,19 und 6,20 Cent pro Kilowattstunde (kWh) eingespeisten Windstroms. Dies entspricht dem zugelassenen Höchstwert, mit der die Projektierer ihre Einspeisung bepreisen dürfen.

Süden und Nordosten gehen leer aus - sowie auch Niedersachsen

Auch die gewünschte regional gleichmäßige Verteilung neuer Projektierungen rückt somit immer weiter in die Ferne. Zuschläge gab es in der Ausschreibung vom 1. Oktober für neun Projekte in Brandenburg, je sechs Projekte in Nordrhein Westfalen und Schleswig-Holstein, zwei Projekte in Sachsen-Anhalt und je ein Projekt in Bayern und Thüringen. Das bedeutet nennenswerte Zuschlagsmengen nur in 3 von 16 Bundesländern und keinerlei Trendumkehr für den regelmäßig fast leer ausgehenden Süden der Bundesrepublik.