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Klimawandel rüttelt an der Stabilität des deutschen Stromnetzes

Das Jahr 2021 war geprägt von extremen Wetterereignissen, die im Juli in Westeuropa in klimawandelbedingten langanhaltenden Regenfällen mit anschließenden heftigen Überschwemmungen gipfelten. Allein im Westen und im Südosten der Bundesrepublik starben mehr als 180 Menschen in den Fluten, für die das Ahrtal zum Symbol geworden ist. Die Schäden in Deutschland beziffert die Münchner Rück auf 33 Milliarden Euro.

75 Prozent des Stromnetzes ausgewertet

Lange mussten die Menschen im Ahrtal auch nach dem Flutereignis ohne Strom auskommen. Doch trotz dieses extremen Wetters war die Stromversorgung in Deutschland allgemein sicher. Das ist das Ergebnis der jährlichen Bestandsaufnahme der Stromausfälle durch das Forum Netztechnik/Netzbetrieb beim Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE FNN). In die Störungs- und Verfügbarkeitsstatistik des VDE FNN gehen die freiwilligen Angaben der Netzbetreiber zu Störungen der Stromversorgung in Deutschland ein. Die Daten repräsentieren nach Angaben des VDE FNN etwa 75 Prozent des deutschen Stromnetzes und umfassen sämtliche Spannungsebenen.

Unterbrechungsdauer mehr als vervierfacht

Demnach blieben die Stromkunden über das gesamte Jahr 2021 hinweg gerechnet im Durchschnitt 12,1 Minuten ohne Stromversorgung. Im Vergleich zu 2020 ist allerdings die Unterbrechungsdauer der Stromversorgung im Jahr 2021 deutlich von 2,3 auf 9,2 Minuten gestiegen. Dies ist allerdings ausschließlich auf höhere Gewalt beziehungsweise Extremwetterlagen wie die Überschwemmungen zurückzuführen. Waldbrände im Osten Deutschlands hatten hingegen kaum Einfluss auf die Stabilität der Stromversorgung.

100.000 Menschen eine Woche lang ohne Strom

Doch die Flut im Westen um so mehr. Schließlich waren dort zeitweise über 100.000 Einwohner in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz über längere Zeit ohne Strom. Erst etwa einer Woche nach den Überschwemmungen konnten die Netzbetreiber weitestgehend eine provisorische Stromversorgung wieder herstellen. Dies wirkt sich natürlich auf den statistischen Durchschnittswert aus. Dennoch war es eine Leistung, dies in der kurzen Zeit wieder zu erreichen. Denn es mussten zunächst über 5.400 technische Anlagen wie zum Beispiel Ortsnetzstationen und Kabelverteilerschränke lokal geprüft werden, bevor die Netzbetreiber auf dieser Basis die systematische Instandsetzung starten konnten.

Nur Südkorea ist besser

Trotz der Verschlechterung im Durchschnitt bleibt die Stromversorgung in Deutschland im internationalen Vergleich extrem zuverlässig. „Hinter Südkorea haben wir in Deutschland eine der zuverlässigsten Stromversorgung der Welt. Die Statistik zeigt, dass bei uns drei von vier Kunden im vorigen Jahr von gar keinem Stromausfall betroffen waren“, berichtet Heike Kerber, Geschäftsführerin des VDE FNN. „Unsere Versorgung ist sicher, obwohl die Schalt- und Bautätigkeiten im Netz weiterhin sehr hoch sind. Das zeigt, dass die Netzbetreiber die Prozesse erfolgreich optimieren konnten“, erklärt sie.

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Stromversorgung der Industrie ist sicher

Dies ist wichtig – vor allem für Industrie- und Gewerbekunden. Denn deren hochempfindlichen Geräte und Anlagen sind sehr anfällig auch gegen kurzzeitige Stromeinbrüche. Bei fehlenden oder falsch eingestellten Schutzparametern an den Kundenanlagen können kurzzeitige Spannungseinbrüche zu deren Beeinträchtigung oder Abschaltung führen. Daher wertet der VDE FNN diese seit 2004 gesondert aus. Die für 2021 ermittelte Anzahl kurzschlussartiger Fehler liegt im Rahmen der üblichen zufallsbedingten Schwankungsbreite, so das Ergebnis der jüngsten Analyse.

Netzbetreiber müssen öfter schalten

Keinen erkennbaren Einfluss auf die Versorgungsqualität hat der Ausbau der erneuerbaren Energien. Trotz der steigenden Zahl volatil einspeisender Ökostromanlagen sind die Netze ziemlich stabil. Allerdings habe die Zahl der Situationen zugenommen, in denen die Stromnetzbetreiber eingreifen mussten, um den Vorrang von erneuerbarer Energie sicherzustellen, berichten die Analysten des VDE FNN. Der Aufwand zur Aufrechterhaltung der Netz- und Systemsicherheit steige dadurch weiter an. (su)