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Versorger EWE:

Nicht so schwierig: Wasserstoff in Erdgas-Kavernen speichern

Nicole Weinhold

Salzkavernen sind seit den 70er Jahren mit riesigen Hohlräumen als Speicher im Einsatz - Speicher für Erdgas. EWE zum Beispiel verfügt über 37 Stück. Neu ist, dass der Energiedienstleister mit Hauptsitz in Oldenburg nun solche Kavernen für die Speicherung von Wasserstoff einsetzen will. In Rüdersdorf bei Berlin baut das Unternehmen ab Anfang 2021 in rund 1.000 Metern Tiefe einen Kavernenspeicher im Salzgestein, um dort als Forschungsprojekt Wasserstoff einzuspeichern.

"Das ist ein Meilenstein der Energieversorgung der Zukunft",erklärte EWE-Chef Stefan Dohler auf einer Online-Pressekonferenz. Und der sei auch wichtig, zumal die EU gerade die Ziele von 40 auf 55 Prozent weniger CO2 im Rahmen des Green Deal verschärft habe. "Wir stehen als Energieversorger in der Pflicht hier mit gutem Beispiel voranzugehen." EWE habe entsprechend das Ziel, bis 2035 klimaneutral zu werden.

EWE fordert Verdreifachung der Ausbauziele für Erneuerbare

Dohler betonte, Wasserstoff sei wichtig, weil er sich langfristig speichern lasse und damit auch erneuerbare Energien, die in Wasserstoff umgewandelt werden. Wasserstoff sei das klimaneutrale Multitalent, das in Industrie, Schwerlastverkehr und Bahn eingesetzt werden könne. Dafür brauche es aber eine deutliche Zunahme des Ausbaus der erneuerbaren Energien, um grünen Wasserstoff zu erzeugen. Die Ausbau-Ziele der Bundesregierung reichten laut Dohler bei Weitem nicht aus. Sie müssten verdoppelt oder verdreifacht werden.

Erkenntnisse über Reinheitsgrad des Wasserstoffs

Der Bau der 500 Kubikmeter großen Testkaverne dauert voraussichtlich 18 Monate. „Wir erhoffen uns in der zweiten Jahreshälfte 2022 insbesondere Erkenntnisse darüber, welchen Reinheitsgrad der Wasserstoff nach dem Ausspeichern aus der Kaverne hat. Dieses Kriterium ist besonders wichtig für die Wasserstoffanwendung im Mobilitätssektor“, so Dohler. Als relativ unproblematisch schätzt Wasserstoffexperte Schneider derweil die Frage eines Umbaus alter Erdgaskavernen für eine Wasserstofftauglichkeit ein - ebenso wie auch den Umbau der EWE-Gasleitungen für das Durchleiten hoher Mengen von Wasserstoff. Die Druckfestigkeit und Dichtigkeit der Armaturen müsse gegeben sein, so der EWE-Mann. Ansonsten sei das Netz in großen Teilen gut geeignet.

Bei dem Projekt kooperiert EWE mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Das DLR-Institut für Vernetzte Energiesysteme in Oldenburg untersucht unter anderem die Qualität des Wasserstoffs während des Speicherns und nach der Entnahme aus der Kaverne.

Paul Schneider machte deutlich, dass die Erkenntnisse, die die Forschungskaverne liefert – sie hat mit 500 Kubikmetern etwa das Volumen eines Einfamilienhauses – problemlos auf Kavernen mit dem 1.000-fachen Volumen übertragbar seien. „Ziel ist es, in Zukunft Kavernen mit Volumina von 500.000 Kubikmetern – in denen der Eiffelturm Platz fände – zur Wasserstoffspeicherung zu nutzen“, erklärte der EWE-Ingenieur.

In Rüdersdorf besitzt EWE Kavernen und speichert dort seit dem Jahr 2007 Erdgas. Wie alle Kavernen, die in unterirdischem Salzgestein angelegt werden, entsteht auch der Hohlraum der Testkaverne durch Ausspülen des Salzgesteins mit Frischwasser.

Investitionsvolumen: 10 Millionen Euro

Das Investitionsvolumen des Projektes mit dem Namen Hycavmobil beläuft sich auf rund zehn Millionen Euro – vier Millionen davon sind EWE-eigene Mittel. Die restliche Summe erhalten EWE und das DLR im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie als Förderung vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.

Zahlen, Daten und Fakten zum Forschungsprojekt in Rüdersdorf

Zeitplan:

• Bau einer 500 Kubikmeter-Kaverne zur Speicherung von fünf bis sechs Tonnen Wasserstoff

• Baubeginn: Februar 2021

• Testbeginn: Frühjahr 2022

• Erste Testergebnisse: Herbst 2022

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