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Entwicklungshilfe

Windräder für den guten Zweck

Der Verein hat einen ausgesprochenen Experten als Kooperationspartner: Zusammen mit dem Bremer Professor für Physik, Konstruktionslehre und CAD-Wissen, Horst Crome, haben die Vereinsmitglieder Robert Strey und Martin Hammer die Veranstaltung in Hannover geplant und organisiert. Crome war früher Versuchsflugingenieur beim Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus. Vor allem aber leitete er über 20 Jahre lang das Windenergietestfeld in Bremen, konzipiert und baut seitdem kleine Windkraftanlagen für Selbstversorger und lehrt ihren Nachbau.

Die Hannoveraner Initiatoren wollen die Workshopteilnehmer dazu bringen, in Afrika weitere Menschen zum Selbstbau der windkraftgetriebenen Pumpen zu bringen. In Gebieten Afrikas herrscht akuter Mangel an einer sauberen Wasserversorgung. Oft nutzen die Einwohner in ihrer Not nicht keimfreies oder sonst irgendwie verdrecktes Wasser. Damit sie und natürlich auch die späteren und heute noch ungelernten Projektleiter von der Universität in Hannover diese Technik verstehen können, muss sie stark vereinfacht werden.
Dies ist die Strategie von Green Desert, denn die Windanlagen einfach aufzubauen, führt nach Meinung des Vereins nicht dauerhaft zum Erfolg. „Unser Ansatz ist nicht, dass wir ein Windrad einfach dahin stellen, sondern dass wir den Menschen ermöglichen, diese Windräder selbst bauen und reparieren können.“ sagt Strey. Dieses Vorhaben dauert länger, als eine einfache Spende der Technologie, aber sie ist nachhaltiger und auf Dauer erfolgreich. In Gestalt einer herkömmlichen Entwicklungshilfe-Spende sei hingegen folgendes Szenario zu erwarten: „Man baut es auf und es funktioniert, vielleicht ein Jahr oder zwei Jahre, aber wenn es kaputt geht und keiner da unten weiß, wie man es repariert, ist nichts gewonnen.“

Keine neue Technik

Windräder als Pumpen sind nicht neu. Im Gegenteil: Die ersten gab es wohl schon seit dem 19. Jahrhundert. Ihren wohl bekanntesten Einsatz hatten sie bei der Besiedlung im so genannten Wilden Westen der USA. Die Kurbelbewegung der Rotoren wird in eine Hubbewegung umgesetzt. Durch eine einfache Mechanik wird die Bewegung in eine Hubkolbenpumpe übertragen, wodurch das Wasser zur Oberfläche gelangt. Von den US-amerikanischen Staaten aus verbreitete sich die Technologie im 19. Jahrhundert nach Südamerika, Afrika und Australien. Heute stellt das Celler Unternehmen PSW-Energiesysteme Kleinwindräder zur Stromerzeugung her, die im Nebenbetrieb auch eine Wasserpumpe antreiben können. Bereits vor zwei Jahren hat der Verein Green Desert in Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe Werkstatt für Menschen mit Behinderungen ein Windrad zur Stromerzeugung in der Nähe von Wunstorf ebenfalls bei Hannover aufgebaut. Die aktuell geplanten Windräder sollen aber keinen Strom produzieren, sondern rein mechanisch laufen. Physiker, Geographen oder auch Maschinenbauer gehören zu den Teilnehmern des Workshops. Jeder kann so seine eigenen Qualifikationen. “Die Teilnehmer hier haben unterschiedliches Wissen, manche setzen sich mehr mit Technik und dem konkreten Bauplan auseinander und wieder andere sind im Bereich Projektmanagement oder Kommunikation qualifiziert“, so eine Teilnehmerin, die für den Workshop aus Berlin angereist ist.im Mai 2015 soll der praktische Teil des Workshops folgen. Ob die Berlinerin daran teilnehmen wird, weiß sie noch nicht genau.

2008 haben fünf Studenten der Leibniz-Universität Hannover Green Desert gegründet. Seitdem beschäftigen die Mitglieder sich mit regenerativen Energien und ihrer möglichen Nutzung für soziale Projekte. Auch mit Solarenergie: Die Hannoveraner bauten insgesamt drei Prototypen zur Entsalzung von Meerwasser mithilfe von Sonnenwärme auf. Die Vereinsmitglieder bekommen für ihre Arbeit kein Geld. Green Desert finanziert sich und seine Projekte durch Spenden von Stiftungen – auch um Projektpartner und Choriphäe Crome zu bezahlen.

(Helen Wolfgramm)