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Stellenabbau in der Windbranche geht weiter

Nordex streicht bis zu 500 Stellen

„Weiterhin rückläufige Nachfrage und stark veränderte Marktbedingungen im Kernmarkt Deutschland sowie in weiteren europäischen Ländern“ seien der Grund für ein Kostensenkungsprogramm, das in Europa im kommenden Jahr um 45 Millionen Euro einsparen soll, teilte Nordex mit. Davon entfielen 21 Millionen Euro auf Materialkosten und sonstige betrieblichen Aufwendungen sowie 24 Millionen Euro auf Personalkosten.

Voraussichtlich betroffen sind 400 bis 500 Arbeitsplätze in Europa, vor allem aber in Deutschland. Derzeit sind weltweit nach Unternehmensangaben rund 5.200 Mitarbeiter in der Gruppe aus Nordex und Acciona Windpower beschäftigt, rund 48 Prozent (2.500) davon in Deutschland. Damit könnte hierzulande jede fünfte Stelle betroffen sein. Vom Stellenabbau ausgenommen seien die Geschäftsbereiche, mit denen das Unternehmen zukünftiges Wachstum sichern will, hieß es.

"Schmerzhaft, aber unvermeidbar"

„In den europäischen Kernmärkten zeichnen sich aktuell eine stagnierende bis rückläufige Entwicklungen ab, die uns vor Herausforderungen stellt“, sagte José Luis Blanco, CEO der Nordex SE: „Trotz einer guten Aufstellung und bereits erfolgreich eingeleiteter Maßnahmen müssen wir weitere kurzfristig wirksame Einsparungen realisieren.“ Er bezeichnete das Sparprogramm als „zwar schmerzhaft, aber unvermeidbar“.

Damit hat nach Senvion ein zweiter deutscher Hersteller Stellenabbau angekündigt. Zudem hat der bayerische Turmhersteller Max Bögl Kurzarbeit für das Betonwerk Osterrönfeld angekündigt. Nach Informationen der Kieler Nachrichten könnten knapp 200 Beschäftigten betroffen sein. Von Stellenabbau sei bislang nicht die Rede.

20.000 Windjobs in Deutschland bedroht?

Unternehmen und Verbände machen die neu eingeführten Ausschreibungen für die Entwicklung verantwortlich. „Deutlicher können die Unternehmen nicht zurückmelden, dass das neue zentrale Ausschreibungsverfahren existenzgefährdend ist“, betont Christian Hrach, Landesgeschäftsführer BWE Schleswig-Holstein. BWE-Präsident Hermann Albers sieht insgesamt 20.000 Arbeitsplätze in der Windbranche bedroht und macht dafür die niedrigen Ausschreibungsvolumina von verantwortlich: „Die gesetzlich angewiesene Kürzung des deutschen Marktes um ein Drittel ist klimapolitisch ein Desaster und für die im Markt aktiven Unternehmen ein deutliches Problem.“ Gleichzeitig müssten die Unwuchten, die das Ausschreibungsdesign verursacht, also die Privilegierung der Bürgerenergie, zügig geglättet werden. „Die Politik muss die hart erarbeitete weltweite Technologieführerschaft der deutschen Windindustrie durch eine klare industriepolitische Strategie flankieren.“

Ebenso deutlich warnt die IG Metall: „Die Situation in der Windindustrie spitzt sich zu - schneller und deutlicher als wir es befürchtet hatten“, sagt Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste. „War vor einem Jahr von Entlassungen und Standortschließungen noch keine Rede, sind davon jetzt zahlreiche Unternehmen sowohl aus dem On- als auch dem Offshore-Bereich betroffen.“ Laut einer Umfrage unter Betriebsräten der Branche, die Ende August vorgestellt wurde, gehen mehr als 40 Prozent von einer negativen Marktentwicklung aus. In knapp einem Viertel der Unternehmen erwarten die Betriebsräte einen Beschäftigungsabbau bis Ende dieses Jahres. Ein Beschäftigungsrückgang werde vor allem von Betrieben erwartet, die 100 Prozent ihres Umsatzes im Bereich Wind erzielen. (Katharina Wolf)