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Wärmewende

Hannovers Stadtwerke lassen grüner heizen

Fernwärme HannoverHannover baut die Fernwärmeversorgung aus.enercity

Das bereits seit 2005 betriebene Müllverbrennungs-Kraftwerk kann laut Enercity mit seiner maximalen thermischen Erzeugungsleistung von 50 Megawatt (MW) ab der Heizperiode 2019/2020 jährlich bis zu 300 Gigawattstunden (GWh) Wärmeenergie ins städtische Fernwärmenetz einspeisen. Das entspräche einem Viertel der derzeit in Hannover durch Enercity gelieferten Fernwärmemenge von 1.200 GWh. Die Anlage am Nordostrand der niedersächsischen Landeshauptstadt gehörte bis 2016 noch Energiekonzern Eon. Danach übernahm ein chinesischer Investor diese zusammen mit mehreren anderen Eon-Müllverbrennungsanlagen in Deutschland. Die Betreibergesellschaft firmiert unter dem Namen EEW Energy from Waste – und EEW wird nun zum wichtigen Partner in der Wärmversorgung des hannoverschen Energieversorgers: Der jetzt unterzeichnete Vertrag sieht eine Wärmelieferung für einen Zeitraum von 20 Jahren vor. Beide Partner zusammen, EEW und Enercity, wollen laut Enercity nun „mehrere Millionen Euro investieren“, nicht zuletzt, um die Verbindung des Müllheizkraftwerks zum städtischen Wärmenetz zu legen.

Die Energie aus Abfallverwertung sei erneuerbar, erklärt Bernard Kemper, Vorsitzender der Geschäftsführung der EEW-Unternehmensgruppe, da der Anteil der im Abfall enthaltenen organischen Stoffe 50 Prozent betrage. Die Wärmeauskopplung der thermischen Abfallverwertungsanlage werde CO2-neutral erfolgen, betont Enercity, „da die CO2-Bilanz der verbrannten Güter bereits bei deren Produktion erfolgt“. Soll heißen: Weil die Produktion der Abfallstoffe bei der Herstellung der ursprünglichen Waren ebenso wie ihre anschließende Verwertung bei der Müllverbrennung ohnehin stattgefunden hätte. Bisher erzeugte die Abfallverwertungsanlage schon Strom. Künftig nutzt sie die bei der Müllverbrennung gewonnene Hitze auch zur Fernwärmeversorgung Hannovers. Die EEW-Anlage verwertet Müll aus der niedersächsischen Landeshauptstadt sowie aus den benachbarten Regionen der jeweils rund 40 Kilometer entfernten Städte Hildesheim und Celle.

Verdrängung von Kohlekraft und CO2-Reduzierung

Durch die Fernwärme aus der Müllverbrennungsanlage wird Enercity künftig weniger Kohle und Erdgas verbrennen müssen. Denn noch speist sich der große Teil der Fernwärmeversorgung in Hannover aus Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) im Stadtgebiet, die Erdgas oder Kohle verbrennen. Diese KWK-Anlagen sollen ihre Stromproduktion zunehmend nur noch auf die Zeiten reduzieren, in denen die Strompreise an den Strombörsen hoch sind und eine Strom-Einspeisung attraktiv machen. Damit leistet sich Enercity nur noch dann Brennstoffkosten der KWK-Anlagen, wenn die Einnahmen aus der Stromerzeugung dies refinanzieren. Zuletzt musste Enercity auch dann noch die Gas- und Kohle- Anlagen befeuern, wenn die Börsenstrompreise tief lagen: Im Sommer und Herbst, bei hoher Sonneneinstrahlung oder viel Wind, also bei bundesweit starker regenerativer Einspeisung sowie geringerem Stromverbrauch. Denn die Verträge mit den Fernwärmekunden verlangen selbstverständlich eine ganzjährige Wärmeversorgung – sei es im Sommer nur das Bereitstellen von Warmwasser.

Durch die geringere Auslastung der konventionell betriebenen Enercity-KWK-Anlagen werden die Hannoveraner ihre CO2-Emissionen um jährlich bis zu 45.000 Tonnen reduzieren. Enercity flexibilisiere den Betrieb seiner konventionellen Kraftwerke nun noch mehr, betont Enercity-Sprecher Carlo Kallen auf Anfragen von ERNEURBARE ENERGIEN.

Ebenfalls bereits für 2019 plant das Unternehmen noch einen zusätzlichen Ausbau des nicht-fossilen Anteils der Fernwärmeversorgung. So bereitet der Versorger auch den Bau einer Klärschlammverbrennungsanlage am Standort der Müllverbrennungsanlage vor. Sie soll jährlich 60 GWh Wärme erzeugen, die durch die dann ohnehin vorhandene Wärmeleitung zwischen dem Fernwärmenetz Hannovers und der Müllverbrennungsanlage fließen kann.

Aktuell bestreitet Enercity die Fernwärmeversorgung Hannovers noch vollständig aus fossilen Energiequellen. Zusätzlich zum jetzt bereits in die Wege geleiteten Umbau der Fernwärmegewinnung durch Einbindung einer regenerativen Wärmeerzeugung mittels Müll- und zusätzlicher Klärschlammverbrennung prüft das Unternehmen weitere Optionen zur Wärmegewinnung auch aus industriell-gewerblicher Abwärme, Biomassebrennstoffen, Wärmepumpen oder auch Solarthermie. Bei den vielen bundesweiten dezentralen Contractinganlagen ist Enercity indes schon weiter:  Der bundesweit mit mehreren Stadtwerke-Beteiligungen und Tochterunternehmen tätige Energiekonzern, hat an Kunden auch Contracting-Wärmeversorgungsanlagen vermietet, die sogar mehr Wärme als die Enercity-Anlagen in Hannover produzieren. Bei diesen Contracting-Anlagen ist der Erneuerbaren-Anteil laut Sprecher Kallen schon größer als 50 Prozent.

(Tilman Weber)