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Brandschutz in der Photovoltaik

„TÜV“ für Solarstromanlagen

Hersteller und Versicherer von Photovoltaikanlagen sowie Feuerwehr und Forscher sehen das größte Risiko, dass eine Solarstromanlage einen Brand auslöst, in einer unsachgemäßen Installation des Systems. Die resultiert wiederum aus dem Preisdruck am Markt und aus dem Zeitdruck wegen der sich ändernden Förderbedingungen. Insgesamt sehen die Experten kein besonderes Brandrisiko bei Photovoltaikanlagen, wenn sie ordentlich installiert sind. „Hersteller, Forscher, Feuerwehr und Versicherer sind sich einig, dass die Einhaltung der bestehenden Regeln durch qualifizierte Fachkräfte der beste Brandschutz ist“, lautet das Fazit des Expertenworkshops zum Brandschutz bei Solarstromanlagen. Die Teilnehmer schlagen deshalb die regelmäßige Überprüfung auch von kleinen Dachanlagen, wie sie für gewerbliche Anlagen alle vier Jahre Pflicht ist. Die kleine Dachanlage müsste dann quasi zum „TÜV“.

Lichtbögen als Brandursache

Die Besonderheit von Photovoltaikanlagen ist, dass sie mit Gleichstrom arbeiten. Im Brandfalle kann man sie nicht einfach abschalten. Denn sie produziert Strom, so lange Licht auf die Module fällt. Außerdem kann sich eine minderwertige oder schlecht ausgeführte Steckverbindung lösen. Da dabei die Kontakte noch nahe beieinander liegen, wird der Stromfluss nicht unterbrochen. Es entsteht ein Lichtbogen, der im schlimmsten Falle brandauslösend sein kann. Entsprechend arbeiten Forscher am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (Fraunhofer ISE) jetzt im Rahmen des Projektes „Vorbeugen ist besser als löschen – Brandschutz bei Photovoltaikanlagen“ an Detektoren, die auch kleine Lichtbögen früh erkennen und im besten Falle sogar gleich löschen.

120 Brände vor Solarstromanlagen ausgelöst

Das Fraunhofer ISE bearbeitet das Forschungsprojekt zusammen mit dem TÜV Rheinland. Weitere Partner sind die Branddirektion München, die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie in Berlin, der Industriedienstleister Currenta aus Leverkusen, die Berner Fachhochschule im schweizerischen Burgdorf und der Kölner Systemanbieter und Projektentwickler Energiebau Solarstromsysteme. Das Projekt, das sich mit der Bewertung des Brandrisikos in Solarstromgeneratoren und mit der Erstellung von Sicherheitskonzepten zur Risikokminimierung beschäftigt, läuft seit Februar 2011. Endgültige Ergebnisse sind im Januar 2014 zu erwarten. Die bisher gesammelten Daten sprechen aber für sich: In den letzten 20 Jahren gab es insgesamt 350 Brände an denen eine der inzwischen 1,3 Millionen installierten Photovoltaikanlagen beteiligt waren. Bei 120 Bränden war die Solarstromanlage Auslöser des Brandes, in 75 Fällen entstand ein größerer Schaden und 10 Gebäude, auf denen eine Solaranlage installiert war, brannten vollständig nieder. „Alle Behauptungen, die Feuerwehr habe ein brennendes Wohnhaus wegen der Photovoltaik nicht gelöscht, stellten sich bei bisherigen Recherchen als falsch heraus“, betont das Fraunhofer ISE. „Wenn man die Statistik genau untersucht, dann verursachten 0,006 Prozent der Photovoltaikanlagen einen Brand mit größerem Schaden“, resümiert Heribert Schmidt, Projektleiter vom Fraunhofer ISE, die bisherigen Ergebnisse. (Sven Ullrich)