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EU erreicht selbst gestecktes Ausbauziel für Photovoltaik – noch

Der Branchenverband Solarpower Europe (SPE) rechnet mit einem Zubau von Photovoltaikanlagen in der EU in einer Größenordnung von 65,1 Gigawatt. Damit sind die Boomjahre der Photovoltaik erst einmal vorbei. Denn der jetzt ermittelte Zubau bedeutet eine Stagnation des Marktes. Denn im vergangenen Jahr gingen in den EU-Staaten Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 65,6 Gigawatt neu ans Netz – 0,7 Prozent mehr als in diesem Jahr.

Zwar erreicht die EU damit ihr selbst gestecktes Ziel von 400 Gigawatt. Denn derzeit liefern Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 406 Gigawatt sauberen Sonnenstrom. „Aber das solare Ausbauziel für das Jahr 2030 steht auf dem Spiel“, warnt Walburga Hemmetsberger, Geschäftsführerin von SPE, bei der Vorstellung des neuen Marktberichts der europäischen Solarwirtschaft. „Die EU darf den Ausbau nicht verlangsamen. Denn das wäre selbstzerstörerisch“, warnt sie. „Schaffen Sie die Hürden für den Bau von Solaranlagen und Speichern aus dem Weg“, richtet die SPE-Chefin ihren Appell an die verantwortlichen Politiker in der EU.

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EU verfehlt Ausbauziel für 2030

Doch wahrscheinlich wird diese Aufforderung kaum Gehör finden. Denn der Verband rechnet für die Jahre 2026 und 2027 mit einem weiteren Rückgang um sechs und vier Prozent. Die Analysten von SPE gehen aber davon aus, dass sich der Markt 2028 und 2029 wieder erholen werde. Der jährliche Ausbau werde 2030 im wahrscheinlichsten Szenario auf einem Niveau von rund 67 Gigawatt liegen. Doch damit wird die EU ihre Zielmarke für den Solarausbau bis 2030 von 750 Gigawatt krachend verfehlen. Denn dazu wäre ein kontinuierlicher Ausbau um 68,7 Gigawatt notwendig. Mit der jetzigen Entwicklung schafft es die EU nur auf 718 Gigawatt.

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Der jetzige Rückgang sei zwar relativ gering. „Doch die Symbolkraft ist hoch“, sagt Walburga Hemmetsberger. Denn es ist das erste Mal seit 2016, dass der Markt überhaupt rückläufig ist. „Diese Unterbrechung des Marktwachstums kommt ausgerechnet zu einem eigentlich entscheidenden Zeitpunkt, an dem eine Beschleunigung des Zubaus unerlässlich wäre“, erklärt Hemmetsberger. „Denn Solar liefert jetzt für Europa.“

13 Prozent Strom von der Sonne

Hemmetsberger verweist darauf, dass inzwischen 13 Prozent des Stroms in der EU von Photovoltaikanlagen produziert werden. „Im Juni 2025 lieferten wir mehr Strom als alle anderen Technologien in der EU“, betont sie. „Es ist deshalb von entscheidender Bedeutung, dass die politisch Verantwortlichen jetzt einen robusten Rahmen für die Elektrifizierung, für die Systemflexibilität und den Bau von Speichern schaffen, um abzusichern, dass die Solarenergie die Energiewende in Europa für den Rest des Jahrzehnts anführt.“

Die Analysten sehen unterschiedliche Gründe für die Marktstagnation und den leichten Rückgang der nächsten Jahre. So haben sich die Energiepreise nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine wieder stabilisiert. Dadurch steht die Investition in eine eigene Solaranlage nicht mehr ganz oben auf der Aufgabenliste der Hauseigentümer. Dies wird verschärft durch rückläufige Unterstützung für Aufdachanlagen und eine drastisch gesunkene Bautätigkeit. Daher sind die Installationszahlen für private Aufdachanlagen 2025 drastisch eingebrochen. Dieses Segment machte 2023 noch 28 Prozent des Zubaus aus. Jetzt sind es nur noch 14 Prozent.

Solarparks treiben den Markt an

Erstmals liegen die großen Solarparks vorn. Sie machen die Hälfte der 2025 neu aufgebauten Leistung aus. Doch auch die Freiflächenanlagen stehen vor immer größeren Herausforderungen bezüglich der Wirtschaftlichkeit. Hier sind es primär die steigende Anzahl der Stunden, in denen die Preise an der Strombörse negativ sind. Diese schmälern die erwirtschafteten Erträge durch den Verkauf des Solarstroms.

Mit Eigenverbrauch gelingt Solarausbau fast ohne Netzertüchtigung

Während sich die Anteile der einzelnen Segmente beim Zubau drastisch verändert haben, bleibt die Rangfolge der Länder unverändert. Deutschland und Spanien sind weiterhin diejenigen, mit der meisten neu installierten Leistung – hauptsächlich getrieben durch den Ausbau von großen Solarkraftwerken. Auf den weiteren Rängen legt jetzt Frankreich vor Italien. Frankreich gewinnt durch einen starken Ausbau von gewerblichen Solaranlagen. In Italien hingegen ist der Markt für Dachanlagen aufgrund der fehlenden Unterstützung aus Rom drastisch zurückgegangen.

Neue Märkte entwickeln sich

Neu unter den zehn größten Solarmärkten in der EU sind Rumänien und Bulgarien, wobei Rumänien die stärkste Wachstumsrate von allen Ländern aufweist. In Bulgarien wiederum hängt der Aufschwung mit den auslaufenden Fristen für nationale Konjunkturhilfen zusammen.

Erneuerbare decken fast 57 Prozent des Stromverbrauchs in den ersten drei Quartalen 2025

Auf der anderen Seite des Spektrums stehen die Niederlande. Aufgrund des schwächelnden Zubaus von Dachanlagen rutscht das Land auf den achten Platz ab. Auch die anderen Länder der einstigen Top Ten in Europa wie Polen, Griechenland und Portugal schwächeln. Zusammen mit Italien und Holland wurde in allen Ländern im Jahr 2025 nur noch halb so viel Photovoltaikleistung wie im Jahr 2024 neu gebaut.

Regularien verbessern

Die verschiedenen Entwicklungen zeigen, dass die Marktbedingungen in Europa sehr unterschiedlich sind. Doch die Autor:innen des Marktreports haben für alle Länder gemeinsame Ansätze formuliert, um den Zubau wieder zu beschleunigen. Dazu gehören eine Neudefinition von Energiesicherheit durch die erneuerbaren Energien, die Verabschiedung umfassender Strategien für die Nutzung von Flexibilitäten, die Verbesserung von Genehmigungsverfahren, die Unterstützung des Baus von solaren Dachanlagen und vor allem die Stabilisierung der Lieferketten auf dem Solarmarkt.

Den gesamten „EU Solar Market Outlook 2025-2030“ finden Sie auf der Webseite von Solarpower Europe.