Der weitere Ausbau der Photovoltaik kann mit viel geringerem zusätzlichen Netzausbau gelingen als bisher angenommen. Voraussetzung ist, dass die Anlagenbetreiber einen Großteil des produzierten Sonnenstroms vor Ort verbrauchen. Das berichtet der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) unter Verweis auf eine Untersuchung durch Wissenschaftler der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin.
So hat sich die Zahl der Photovoltaikanlagen seit 2020 von 1,7 auf 4,1 Millionen mehr als verdoppelt. Allerdings legten im gleichen Zeitraum auch die Installation von Batteriespeichern und elektrischen Wärmeversorgern und der Absatz von Elektroautos zu. Ihr intelligentes Zusammenspiel mittels eines Energie- und Lastmanagements führe zu einer besonders effizienten Nutzung der Netzinfrastruktur, wie die HTW-Wissenschaftler in ihrer Studie herausgefunden haben.
Speicher senkt auch Lastspitzen der Verbraucher
Der Solarzubau verursache dabei keinen zusätzlichen Netzausbau, der nicht ohnehin für die elektrischen Verbraucher benötigt würde. „Unsere Analysen zeigen, dass ein großer Vorteil von Dachsolaranlagen bisher unterbeleuchtet war: Wer eine Wärmepumpe und ein E-Auto mit einer Solaranlage und Speicher intelligent kombiniert, senkt den Netzausbaubedarf, nutzt die notwendige Netzinfrastruktur besser aus und macht damit die Energiewende effizienter und kostengünstiger“, zitiert der BSW-Solar Joseph Bergner von der HTW Berlin.
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Die Untersuchung, an der sich der BSW-Solar beteiligte, belegt zudem, dass Batteriespeicher nicht nur Erzeugungsspitzen der Photovoltaikanlagen, sondern auch Lastspitzen neuer elektrischer Verbraucher, wie Wärmepumpen, kappen können. Damit geht die Entwicklung in die richtige Richtung. Denn eine weitere Analyse des BSW-Solar hat ergeben, dass bereits rund 80 Prozent der Photovoltaikanlagen mit Speichern gebaut werden.
Energiekosten im Privathaushalt senken
Weitere 40 Prozent werden mit einer Wärmepumpe oder einer Ladestation für Elektroautos kombiniert. „Das Dream-Team aus Solaranlage, Speicher, Wärmepumpe und E-Auto wird immer mehr zum Standard“, betont Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar. „Solaranlagen sind Zugpferde der Energiewende, auch im Wärme- und Mobilitätssektor. Sie senken die Energiekosten für Privathaushalte und im Falle einer intelligenten Steuerung auch den Netzausbaubedarf.“
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Die zuletzt rückläufige Marktentwicklung sei damit aber auch ein Dämpfer für weite Teile der Energiewende, warnt Carsten Körnig. Eine weitere Verschlechterung ihrer Rahmenbedingungen müsse unbedingt vermieden werden, fordert er. Schließlich hat schon allein die Ankündigung der Streichung der Einspeisevergütung zusammen mit anderen Faktoren einen Flurschaden in der Branche hinterlassen. So wurden in diesem Jahr in den ersten elf Monaten rund 28 Prozent weniger Solarstromanlagen im Eigenheimsegment errichtet als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Carsten Körnig verweist diesbezüglich auf den Koalitionsvertrag. In diesem hatten sich Union und SPD darauf geeinigt, „private Haushalte zu Akteuren der eigenen Energieversorgung machen“ und zugleich die Systemkosten der Energiewende stärker in den Blick zu nehmen.