Auch wenn der Juli in vielen Regionen Deutschlands verregnet und eher kühl war, sind die Hitzetage vorher nicht vergessen. In Zukunft werden sich solche Hitzewellen häufen – und mit ihnen der Bedarf an Kühlung. Doch Klimaanlagen haben einen schlechten Ruf. Denn sie gelten als energiehungrig und entsprechend umweltschädlich.
150 Euro jährliche Kosten
Tatsächlich haben die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz und das Öko-Institut berechnet, dass Klimageräte bei 500 Betriebsstunden im Jahr zwischen 391 und 481 Kilowattstunden verbrauchen. Wird die Klimaanlage mit Netzstrom betrieben, summieren sich die Kosten für die Kühlung eines Raums schnell auf 150 Euro im Jahr. „Wer hingegen Solarstrom vom eigenen Dach nutzt, kann die Stromkosten für die Klimaanlage um rund 65 Prozent senken“, sagt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW-Solar).
Klimageräte mit Solaranlagen kombinieren
Er verweist darauf, dass die Energie, mit der die Klimageräte betrieben werden, in Zukunft zwingend erneuerbar sein muss. Andernfalls treibt die steigende Nachfrage nach solchen Anlagen den Bedarf an Graustrom und damit die CO2-Emissionen und, wenn dieser aus dem Netz kommt, auch die Kosten der Nutzer in die Höhe. „Die perfekte Lösung ist die Kombination von Solar- und Klimaanlagen. Denn die Sonne scheint immer dann, wenn auch der Bedarf nach Hitzeschutz am höchsten ist – an warmen, sonnigen Sommertagen“, erklärt Carsten Körnig.
Nachfrage nach Kühlung legt zu
Tatsächlich hat die Nachfrage nach Kühlanlagen in den vergangenen Jahren kräftig zugenommen. Der BSW-Solar verweist hierzu auf die Daten des Statistischen Bundesamtes. Demnach wurde die Herstellung von Klimaanlagen in den vergangenen fünf Jahren um 75 Prozent auf 317.000 Geräte gesteigert. Außerdem werden laut Prognosen der Internationalen Energieagentur (IEA) bis 2050 weltweit bereits zwei von drei Haushalten mit Klimaanlagen ausgestattet sein. In den USA würden schon heute rund 90 Prozent aller Gebäude gekühlt.
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Dazu kommt noch der steigende Kühlbedarf in Industrie und Gewerbe angesichts der steigenden Außentemperaturen. Hier könnten auch solarthermische und Adsorptionskälteanlagen zum Einsatz kommen, um kostengünstig und klimaneutral Kälte mit Sonnenenergie bereitzustellen, rät der BSW-Solar.
Energiebedarf für Kühlung vervierfacht sich
Insgesamt nimmt laut IEA der Strombedarf für die Kühlung von 2.200 Gigawattstunden im Jahr 2016 auf 23.000 Gigawattstunden im Jahr 2050 zu. Dies wäre nahezu eine Vervierfachung der notwendigen Energie. Die Branchenvertreter vom BSW-Solar warnen davor, dass dies Auswirkungen auf das Netz haben wird, wenn nicht zumindest ein großer Teil dieser benötigten Energie vor Ort durch Solaranlagen bereitgestellt wird.
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Denn die zunehmende Verbreitung von Klimageräten könnte bei Hitzewellen zusätzliche Lastspitzen verursachen. Der BSW-Solar verweist dazu wiederum auf eine aktuelle Untersuchung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und Quantensprung Energy Consulting. Diese komme zu dem Ergebnis, dass allein mobile Klimageräte die Spitzenlast im Sommer um rund 14 Gigawatt erhöhen könne, was einer signifikanten Steigerung von 23 Prozent entspräche.