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„Hannover Messe“: Die grüne Energieeffizienz der datengestützten Werke

Bis zu einer Netto-Null-Emissionen-Industrie ist es noch weit. Das zeigen die jetzt aktualisierten Daten des Bundesumweltamtes, wonach die deutsche Industrie 2023 noch 155 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente ausstieß. Ein Erfolg, den diese – keineswegs nachhaltig – nicht zuletzt durch den aktuellen konjunkturellen Abschwung in Deutschland und insbesondere die rückläufige Industrieproduktion erzielte. Nach deutschem Recht aber muss die Industrie hierzulande ihre Emissionen bis 2030 auf 118 Millionen Tonnen kontinuierlich weiter senken.

Guided Tour am Stand von Janitza Electronics: Energiemanagement zur Nutzung so viel wie möglich grüner Energie aus eigener Produktion

Tilman Weber

Guided Tour am Stand von Janitza Electronics: Energiemanagement zur Nutzung so viel wie möglich grüner Energie aus eigener Produktion

Dass sie jetzt schon handeln muss, um mit Hilfe von erneuerbaren Energien und effizienteren Produktionsprozessen der Klimaneutralität näher zu kommen, und wie das gelingt, war das Thema einer so genannten Guided Tour während der Hannover-Messe. Unter dem Motto „Industrie trifft Energiewende trifft Mobilitätswende“ führte die Redaktion von ERNEUERBARE ENERGIEN zusammen mit der Agentur Eventit für die veranstaltende Deutsche Messe AG täglich Tourteilnehmende zu entsprechenden Technologieanbietern und Akteuren der Industrie. Meist täglich zwei Mal stellten wir den internationalen Interessenten im Kurzvortrag zuerst das Thema fachlich vor, um sie dann zu entsprechenden Messeständen zu führen. Dort erlebten sie Spezialvorstellungen von Angeboten, Technologien und Konzepten.         

Dass das Interesse der Industrie an einer Rundum-Energiewende in den Unternehmen groß ist, ist aber auch auf die weiterreichenden Zielsetzungen Deutschlands und Europas zurückzuführen. So muss die Bundesrepublik nach deutschem Recht bis 2045 alle Emissionen vermeiden oder absorbieren. Gemäß dem leicht milderen Fit-for-55-Programm der Europäischen Union (EU) müssen die Emissionen 2050 auf Netto-Null zurückgehen.

Und es gibt weitere Gründe, die Deutschlands Industrie aus eigenem Interesse frühzeitiger selbst handeln lassen: Das EU-ETS-Handelssystem für Emissionsrechte als wirksamstes Instrument zur Reduktion von Treibhausgasen, die Erwartungen der Kunden an klimafreundliche Produkte und Dienstleistungen – die zum Verkaufsargument werden, Förderprogramme wie die jüngst mit einer ersten Ausschreibung gestarteten deutschen Klimaschutzverträge, die Sicherung der Energieversorgung zu stabilen Preisen durch PPA – langfristige Stromlieferverträge – oder durch eigene Energieversorgungs- und Wasserstoffproduktionsanlagen sowie schließlich freiwillige Klimaschutzprogramme.

Guided Tour am Stand von Phoenix Contact: punktgenaue Beladung der Firmen-Elektro-Fahrzeugflotte zur Vermeidung höherer Stromtarife  

Tilman Weber

Guided Tour am Stand von Phoenix Contact: punktgenaue Beladung der Firmen-Elektro-Fahrzeugflotte zur Vermeidung höherer Stromtarife  

Außerdem betreffen nationale Emissionshandelssysteme schon heute die Fahrzeugflotten der Unternehmen. Und 2027 wird es durch das dann wirksame Emissionshandelssystem EU ETS 2 noch teurer. Dabei handelt es sich um ein Emissionshandelssystem mit oberen Grenzen für Gebäude, Verkehr und die Industrie.

Um sich ihr eigenes Netto-Null-System aufzubauen, müssen die Industrieunternehmen sich in mehreren Schritten systematisch vorbereiten: Zuerst müssen diese herausfinden und künftig in Echtzeit wissen, in welchen Bereichen die eigenen Emissionen stattfinden. Dabei zählen sämtliche Emissionen, die zusammen den maßgeblichen Kohlenstoff-Fußabdruck bilden.

Guided Tour am Stand von Festo: Automobilzulieferer entwickelt Technik für die Komplettumstellung der Autofertigung, …

Tilman Weber

Guided Tour am Stand von Festo: Automobilzulieferer entwickelt Technik für die Komplettumstellung der Autofertigung, …

Einzuteilen sind die Emissionen hierbei in drei Bereiche: Den Klimagase-Ausstoß im Unternehmen selbst einschließlich der Emissionen der Fahrzeugflotte, die Emissionen aus der Energieversorgung von außen und die seitens der Lieferkette verursachten Klimagase.

Nach dieser Analyse müssen die Unternehmen ermitteln, wie sie ihre Energie so effizient wie möglich nutzen können. Und schließlich müssen sie gewährleisten, dass die genutzte Energie ausschließlich aus Erneuerbare-Energien-Anlagen stammt.

… inklusive Steuerungstechnologie für die Wasserstofferzeugung …

Tilman Weber

… inklusive Steuerungstechnologie für die Wasserstofferzeugung …

Für die Umsetzung empfiehlt sich die Sektorkopplung. Denn Unternehmen können Elektroauto-Fuhrparks in diesem Zusammenhang dazu nutzen, die Selbstversorgung durch eigene Solaranlagen zu erhöhen, eine größere Flexibilität in der Energieversorgung zu erreichen und das Zukaufen von Emissionszertifikaten oder Zahlungen für Ausgleichsenergie zu vermeiden. Die Batterien der Elektroautos können als Stromspeichereinheiten dienen, was Lastspitzen reduziert, Kosten spart und das Stromnetz entlastet.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Guided Tour „Industrie trifft Energiewende trifft Mobilitätswende“ auf der Hannover-Messe besuchten die Messestände von vier Akteuren, die dafür die Technologien und Standards liefern.

Janitza Electronics

Am ersten Stand erklärte Janitza Electronics ein Energiemanagementsystem mitsamt Hard- und Software, das die Energieein- und -Ausgänge nachvollziehbar werden lässt. Dies zielt darauf ab, so viel wie möglich Erneuerbarenstrom aus eigenen Anlagen zu nutzen. Das Janitza-System senkt Kosten vor allem, indem es Lastspitzen durch ein effizientes Zusammenspiel von Photovoltaik, Elektroautos und Batteriespeicher kappt. Mehr als 40 Prozent Kosteneinsparungen stellt Janitza in Aussicht.

Phoenix Contact

Auch Phoenix Contact erklärte ein Energiemanagment, das Emissionen minimieren und zur selben Zeit Kosten sparen kann. Mit künstlicher Intelligenz optimiert, verteilt es die Energie mit Rücksicht auf die Stromnetzauslastung, das Wetter und den Preis. Das Unternehmen nennt es Energieflussmanagement-System und führt es am Beispiel eines Firmenparkplatzes mit Elektroautos vor. Die Ladestationen sollen Strom zu genau dem Zeitpunkt liefern, wenn die Solaranlage gerade Strom erzeugt. Das System vergleicht dabei die Energiepreise.

… und eines Verfahrens zur Batterieproduktion mit immer weniger Abfall und  immer höherer Recyclingquote.

Tilman Weber

… und eines Verfahrens zur Batterieproduktion mit immer weniger Abfall und  immer höherer Recyclingquote.

Festo

Automobilbau-Zulieferer Festo war die dritte Station. Das baden-württembergische Unternehmen liefert Technologien, die Unternehmen bei der Reduzierung ihres ökologischen Fußabdrucks helfen. Auch die Technik für die Produktionsprozesse der Autobatterien vom Besorgen der Rohstoffe bis zur Entsorgung oder bis zur Wiederverwertung des Materials führte Festo vor. Ebenso präsentierten die Stuttgarter ein digitales Schulungsprogramm für die künftigen Belegschaften der Gigafabriken der Elektromobilität.

Profibus + Profinet International

Zum Abschluss führte die Tour zum Verband Profibus + Profinet International. Die Organisation soll die Sicherheit und Standards der Managementsysteme bestimmen. In Arbeitsgruppen handeln Experten der Mitgliedsunternehmen in teils jahrelangen Prozessen aus, wie sich die sogenannte Interoperabilität – die Eignung der Systeme, miteinander kommunizieren zu können – technisch bewerkstelligen lässt.

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