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Feste Biomasse

Gras zu Pellets

Jährlich fallen etwa 100 Millionen Tonnen feuchte Biomasse-Reststoffe wie Gras oder Laub in Deutschland an, die nicht verwertet werden, schätzt der Sachverständigenrat für Umweltfragen in seinem Umweltgutachten 2012. Selbst wenn davon nur zehn Prozent zu Pellets und Briketts verwertet würden, könnten pro Jahr etwa 700 Millionen Liter Heizöl eingespart werden – das entspricht dem Durchschnittsverbrauch von etwa 300.000 Einfamilienhäusern.

Bioenergie-Ressource mit großem Potenzial

Die Florafuel AG aus München hat jetzt gemeinsam mit Mitarbeitern des Instituts für Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik der Universität der Bundeswehr München ein Verfahren entwickelt, um dieses ungenutzte Potenzial zu nutzen. „Der neue Anlagenprototyp kann bis zu drei Tonnen feuchte Biomasse pro Stunde verwerten und zu Pellets oder Briketts verarbeiten“, sagt Projektleiterin Swantje Mignon Schlederer von der Universität der Bundeswehr München. Bei angenommenen 5.000 Betriebsstunden, je nach Biomasse-Typ, könnten so Brennstoffe mit einer Energieleistung von bis zu 14.700 Megawattstunden pro Jahr bereitgestellt werden.

Damit wird auch bislang ungenutzte, feuchte Biomasse für die kommunale Energieerzeugung nutzbar. „Mit dem Verfahren erhalten Städte und Kommunen die Möglichkeit, ihren Energiemix auf noch breitere, vor allem aber unabhängigere Beine zu stellen“, sagt Hans Werner, Vorstand und Gründer der Florafuel AG. Zudem sinken durch die Biomasse-Nutzung für die Energieerzeugung die Entsorgungskosten in der kommunalen Landschaftspflege, sagt der Unternehmer. Ein weiterer Vorteil des Verfahrens: Es steht, anders als andere Formen der Bioenergie-Erzeugung wie etwa der Biodiesel-Rapsanbau, nicht in Konkurrenz zur landwirtschaftlichen Futter- und Nahrungsmittelproduktion.

Umweltschaden reduziert

Darüber hinaus liegt der Energieertrag aus einer Tonne Frischgras um rund 20 Prozent höher als bei der Vergärung der Ganzpflanze in einer Biogasanlage, sagt Projektleiterin Schlederer, die die Entwicklung und Optimierung des Verfahrens seit 2006 wissenschaftlich begleitet. Zudem vermindert das Verfahren schädliche Emissionen, da es bedenkliche Inhaltsstoffe wie Chlor und Kalium signifikant reduziert. Auch umweltschädliche Emissionen, etwa Lachgas, Methan und Ammoniak, die bei der Kompostierung, Nachkompostierung und Vergärung entstehen können, werden auf diese Weise verhindert.

(Daniel Seemann)