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27th EU PVSEC

Solarpraxis stellt Marktoffensive vor

Im Rahmen der 27. EU PVSEC in Frankfurt am Main hat die Solarpraxis AG mit Sitz in Berlin ihre Initiative „300 Gigawatt pro Jahr in 2025“ vorgestellt. Ziel der Initiative ist es, bis zum Jahr 2015 einen weltweiten Photovoltaikzubau von 300 Gigawatt jährlich zu erreichen. Außerdem machen sich die Initiatoren dafür stark, im gleichen Zeitraum die in Deutschland installiere Gesamtleistung von Solarstromanlagen auf 200 Gigawatt auszubauen. Damit geht die Initiative weit über den Deckel von 52 Gigawatt hinaus, den die Bundesregierung in der jüngsten EEG-Novelle für die Förderung festgeschrieben hat. Auch das Ziel der Leitstudie des Bundesumweltministeriums, die einen Ausbau der Photovoltaikleistung auf 60 Gigawatt für Deutschland vorsieht, ist für die Initiatoren nicht annehmbar. Zu ihnen gehören neben der Solarpraxis auch das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (Fraunhofer ISE) in Freiburg, das Reiner Lemoine Institut in Berlin, den italienischen Hersteller von Rückseitenfolien für Photovoltaikmodule Coveme mit Sitz in Bologna und das Logistikunternehmen Hellmann. Die Initiative wird auch vom Wechselrichterhersteller Kaco in Neckarsulm unterstützt.

Weltmarkt verzehnfachen

Bei einem derzeitigen Weltmarkt für Photovoltaik von etwa 30 Gigawatt ist die Verzehnfachung des jährlichen Zubaus innerhalb von 13 Jahren ambitioniert. Auch für den Photovoltaikausbau in Deutschland liegt die Latte sehr hoch, wenn man bedenkt, dass Ende 2011 gerade knapp 25 Gigawatt Solarstromleistung installiert war. „Der weltweite Zubau von 300 Gigawatt Photovoltaikleistung jährlich basiert auf seriösen Annahmen und ich halte dieses Ausbauziel für sehr realistisch und sinnvoll“, erklärt Eicke Weber, Leiter des Fraunhofer ISE. „Wenn wir zurückdenken, müssen wir feststellen, dass wir eine solche Steigerung schon einmal erreicht haben“, ergänzt Karl-Heinz Remmers, Vorstandsvorsitzender der Solarpraxis. Schließlich betrug der weltweite Photovoltaikzubau im Jahr 2006 gerade sieben Gigawatt. Im letzten Jahr waren es bereits fast 70 Gigawatt Solarstromleistung, die weltweit neu installiert wurden. „Das Wachstum des Weltmarktes für Solarstromanlagen in den letzten 15 Jahren betrug durchschnittlich fast 50 Prozent“, rechnet Christian Breyer vom Reiner Lemoine Institut vor. „Das schaffte bisher keine Industrie. Wenn die Photovoltaik so weiter wächst, sind 300 Gigawatt Zubau pro Jahr kein Problem. Um das jetzige Ziel zu erreichen, müsste der Markt jährlich im Schnitt um weniger als 20 Prozent steigen.

Entwicklung PV Weltmarkt 2000 bis 2011 | Die durchschnittlich Entwicklung des Photovoltaikweltmarktes betrug seit der Jahrtausendwende fast 43 Prozent. - © Grafik: Velka Botička
Entwicklung PV Weltmarkt 2000 bis 2011 | Die durchschnittlich Entwicklung des Photovoltaikweltmarktes betrug seit der Jahrtausendwende fast 43 Prozent.

„Energiesystem dezentral umbauen“

Das enorme Wachstum der letzten Jahre führen die Initiatoren auf kontinuierlich und heftig gesunkene Anlagenpreise zurück. „Die Preise der Module werden zwar nicht weiter so stark sinken wie bisher“, gibt Eicke Weber zu bedenken. „Aber der Preis für Strom wird weiter steigen.“ Der Grund dafür sind die steigenden Preise für die konventionellen Brennstoffe. „Das bedeutet, der Photovoltaikmarkt wird weiter wachsen – auch ohne Subventionen“, sekundiert Remmers. „Das Ende der Förderung ist nicht das Ende des Systems“, sagt er. „Wir ändern das alte Energiesystem und wir zerstören es. Schließlich bedeutet Energiewende nicht weniger als die Zerstörung des existierenden Systems. Das müssen wir in die Köpfe der Politiker bringen. Es geht jetzt darum, unser Energiesystem weiter dezentral umzubauen.“

Alle bekannten Technologien nutzen

Zubauziel bei 20 Prozent Marktwachstum | Bei einem durchschnittlichen Marktwachstum von 20 Prozent pro Jahr wäre im Jahr 2025 ein Zubau von 385 Gigawatt zu erwarten. - © Grafik: Velka Botička
Zubauziel bei 20 Prozent Marktwachstum | Bei einem durchschnittlichen Marktwachstum von 20 Prozent pro Jahr wäre im Jahr 2025 ein Zubau von 385 Gigawatt zu erwarten.

Verbunden mit dem Ausbau der Photovoltaik in Deutschland auf 200 Gigawatt im Jahr 2025 ist auch das Ziel, ein Drittel des benötigten Stroms mit Solarstromanlagen zu erzeugen und bereitzustellen. „Das sind 200 Terrawattstunden pro Jahr“, rechnet Eicke Weber vor. „Die kann man mit 200 Gigawatt installierter Solarstromleistung produzieren.“ Interessant werden künftig vor allem die Möglichkeiten des Eigenverbrauchs von Solarstrom und anderen erneuerbaren Energien, sei es durch Net-Metering, den Auf- und Ausbau von Speichersystemen und die Nutzung von Solarstrom im Wärmesektor. Wichtig beim weiteren Ausbau der Photovoltaik ist, dass es kein Platzlimit gibt, betont Christian Breyer. Eicke Weber erinnert daran, dass es viele Möglichkeiten gibt, Photovoltaikanlagen zu installieren. „Das ist der Vorteil der Photovoltaik: Man kann mit ihr große und kleine Anlagen realisieren“, sagt er. „Was wir brauchen, sind verschiedenen Lösungen für verschiedene Länder der Erde.“ Aber auch die unterschiedlichen Technologien, die bisher existieren, sollten zum Einsatz kommen. „Wir brauche Dyesolarzellen für die gebäudeintegrierte Photovoltaik genauso wie flexible Module für Rucksäcke und hocheffiziente Module für Regionen mit hoher Sonneneinstrahlung“, erklärt der Leiter des Fraunhofer ISE. (Sven Ullrich)