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Photovoltaikweltmarkt

Nächste Preisrunde in Sicht

Die Marktexperten von IHS Technology sehen schon die nächste Konsolidierungsrunde auf die Photovoltaikindustrie zukommen. Es wird keine Welle sein, aber finanziell schwach aufgestellte Hersteller könnten dabei unter die Räder kommen. Als Grund nennen die Spezialisten die einbrechende Nachfrage in China, dem derzeit noch größten Photovoltaikmarkt der Welt. Denn die Installateure im Reich der Mitte haben im ersten Halbjahr 2016 schon Anlagen mit einer Gesamtleistung von 13 Gigawatt aufgebaut. Um den Zubaukorridor von 20 Gigawatt für 2016 einzuhalten, erwarten die Analysten, dass Peking die Einspeisevergütung zum 31. Juni dieses Jahres drastisch reduziert, was zum Markteinbruch führen wird. Konkret bedeutet das, dass für die zweite Jahreshälfte nur noch sieben Gigawatt an Volumen übrig bleiben. Die Installationszahlen werden in den Monaten Juli bis Dezember 2016 um 80 Prozent zurückgehen.

Nachfrage in den USA bleibt konstant

Gleichzeitig haben es die Hersteller im Reich der Mitte nicht so leicht mit dem Export. Vor allem die Nachfrage im zweitgrößten Solarmarkt – den USA – wird nicht anziehen. Denn während in den Vereinigten Staaten fleißig weiter Solarstromleistung aufgebaut wird, greifen die Projektierer vor allem zunächst auf Lagerware zurück, die sie in den vergangenen Monaten angehäuft haben. Zudem gehen die Installationszahlen nicht so schnell in die Höhe, weil die Steuervergünstigungen mit Ende 2017 verlängert wurden und so die amerikanischen Projektierer mehr Zeit haben, die Anlagen in ihrer Pipeline aufzubauen. Zusätzlich haben die chinesischen Hersteller noch die Hürde der Strafzölle in den USA und in Europa.

Preise sinken weiter

Was schlecht für die chinesischen Hersteller ist – zumal sich das Problem des zusammenbrechenden Heimatmarktes vor allem auf diese auswirkt und die anderen Produzenten in der Welt nur mittelbar berührt –, ist für die Projektierer außerhalb der USA und Europas, wo keine Handelsbarrieren aufgebaut wurden, ein gutes Signal. Denn die sinkenden Nachfrage führt zu einem steigenden Angebot. Das wiederum wird sich drastisch auf die Preise auswirken. Die Analysten von IHS Technology gehen davon aus, dass die Modulpreise Ende dieses Jahres zehn Prozent unter den Preise liegen, die zu Anfang 2016 aufgerufen wurden.

Zu wenig Marge

Für die chinesischen Hersteller wird die nächste Preisrunde zum ernsthaften Problem. Die Experten sehen die Modulpreise in China zwischen 44 und 46 Dollarcent. „Für diese Preise werden die Modullieferanten in China mit einem Nettoverlust verkaufen“, haben sie ausgerechnet. „Die Bruttomarge für die Modullieferanten werden von etwa 20 Prozent in der ersten Hälfte des Jahres 2016 auf niedrige einstellige Prozentzahlen in der zweiten Hälfte dieses Jahres sinken.“ Für die Modulproduzenten im Reich der Mitte, die mit einer extrem dünnen Kapitaldecke und einem ziemlich hohen Schuldenstand unterwegs sind, kann es dann eng werden.

Nachfrage in Indien und Lateinamerika zieht an

Allerdings ist das nur ein kurzfristiges Problem. Denn die Nachfrage in andere Teilen der Welt wird weiter anziehen, getrieben von den sinkenden Preisen aufgrund des kurzfristigen Überangebots. So werden vor allem die Projektierer in Indien und Lateinamerika auf die preiswerten Module gern zurückgreifen und die Märkte weiter ankurbeln. So haben die Analysten von GTM Research jüngst herausgefunden, dass die Märkte in Mexiko und Brasilien gerade richtig Fahrt aufnehmen. So haben Photovoltaikanbieter in Mexiko gerade die niedrigsten Preise in den Ausschreibungen geboten. Damit gewannen sie immerhin 72 Prozent des dort ausgeschriebenen Volumens. Die Analysten rechnen damit, dass der Zubau im kommenden Jahr die Marke von zwei Gigawatt erreichen wird – die Hälfte des gesamten Marktvolumens in Lateinamerika.

Produktionskapazitäten verdoppeln

Bis 2020 – so die Prognosen – wächst der globale Photovoltaikmarkt ohnehin auf 100 bis 120 Gigawatt pro Jahr. Dann werden die jetzigen Engpässe bei der Nachfrage nur eine Episode sein. Denn die derzeitigen Produktionskapazitäten liegen bei etwa 60 Prozent. Sie müssen also verdoppelt werden, um die Nachfrage zu befriedigen. Was das auf die Umsetzung der neusten Forschungsergebnisse in die Massenfertigung bedeutet, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von Erneuerbare Energien, die gerade erschienen ist. (Sven Ullrich)