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Grüner Wasserstoff

Vernetzte Wasserstoff-Wirtschaft mit Offshore-Strom für die Elektrolyse

Nicole Weinhold

Das Konsortium des Projektes Westküste100 hat nun vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie die Zusage und den Förderbescheid erhalten und wird damit im Rahmen des Programms Reallabore der Energiewende das erste Wasserstoff-Projekt Deutschlands. Hinter dem Projekt steht ein Investitionsvolumen von insgesamt 89 Millionen Euro. Mit dem bewilligten Fördervolumen von 30 Millionen Euro geht das Reallabor-Projekt, das eine regionale Wasserstoffwirtschaft im industriellen Maßstab aufbauen will, einen entscheidenden Schritt voran.

Dekarbonisierung von Industrie, Mobilität und Wärmemarkt

Zu dem Konsortium gehören EDF Deutschland, Holcim Deutschland, OGE, Ørsted Deutschland, Raffinerie Heide, Stadtwerke Heide, Thüga und Thyssenkrupp Industrial Solutions, Entwicklungsagentur Region Heide und die Fachhochschule Westküste. Ziel ist es, grünen Wasserstoff zu produzieren, diesen im Gasnetz zu transportieren, in industriellen Prozessen zu nutzen und unterschiedliche Stoffkreisläufe innerhalb einer bestehenden Infrastruktur zu verzahnen. Unter realen Bedingungen wird dabei die Dekarbonisierung von Industrie, Mobilität und Wärmemarkt getestet.

„700-MW-Elektrolyse – dies ist unsere Vision und der nächste Meilenstein zur Umsetzung der in der Nationalen Wasserstoffstrategie festgelegten Ausbauziele bis 2030“, so Jürgen Wollschläger, Geschäftsführer der Raffinerie Heide und Koordinator des Projekts Westküste100. „Wir verstehen die Energiewende sektorenübergreifend. Indem Industrie, Wissenschaft und Politik an einem Strang ziehen, wird unsere 700-MW-Vision Realität werden.“

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther: Zur Wertschöpfung im eigenen Land beitragen

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther freute sich über die Förderzusage und stellte fest, das Projekt zeige, wie innovativ in Schleswig-Holstein die Energiewende vorangetrieben werde und wie sich Ökonomie und Ökologie in hervorragender Weise verbinden ließen. „Wir sind eines der führenden Länder bei der Produktion von Strom aus erneuerbaren Energien. Wir wollen aber auch verstärkt den regenerativen Strom nutzen und so zur Wertschöpfung im eigenen Land beitragen. Damit kann die Energiewende auch in anderen Bereichen wie Wärme, Mobilität und Industrie umgesetzt werden“, so Günther.

Jetzt erstmal 30-MW-Elektrolyseur errichten

Was passiert nun zuerst? Durch die Förderung kann das Projekt direkt in die erste Phase starten. Dafür errichtet das neu gegründete Joint Venture H2 Westküste GmbH aus EDF Deutschland, Ørsted und der Raffinerie Heide einen 30-Megawatt-Elektrolyseur, der aus Offshore-Windenergie grünen Wasserstoff erzeugt. Dabei werden Erkenntnisse zu Betrieb, Wartung, Steuerung und Netzdienlichkeit der Anlage gesammelt.

Mit der Verabschiedung der Nationalen Wasserstoffstrategie Anfang Juni 2020 sei grüner Wasserstoff zum Schlüsselelement der Energiewende in Deutschland geworden, sagt Raffinerie-Geschäftsführer Jürgen Wollschläger: „Mit dem Bau und der Inbetriebnahme einer Elektrolyseanlage im industriellen Maßstab auf unserem Gelände werden wir ein aktiver Teil der Industrie von morgen.“ Volker Malmen, Geschäftsführer von Ørsted in Deutschland, sagte, das Projekt sei einzigartig, weil darin Offshore-Windenergie für eine großangelegte Wasserstoffproduktion genutzt werde. Es sei notwendig, dass der Ausbau der Erneuerbaren und im Speziellen von Offshore-Windkraft mit dem erhöhten Bedarf für die Wasserstoffproduktion in Einklang gebracht werde.

Das Besondere und Innovative am Projekt Westküste100 sei die Verzahnung unterschiedlicher Sektoren innerhalb einer bestehenden regionalen Infrastruktur. Dazu zähle auch die Einbindung grünen Wasserstoffs in den bestehenden Prozess der Raffinerie Heide, der den Einsatz grauen Wasserstoffs ersetzen soll. Außerdem werden Teile des erzeugten Wasserstoffs über eine neu zu errichtende Wasserstoffpipeline zu den Stadtwerken Heide zur Übernahme in das Erdgasnetz transportiert. In einem weiteren Schritt wird künftig eine Wasserstofftankstelle beliefert.

700-MW-Elektrolyseur

Alles, was in dem Projekt erarbeitet wird, sind Grundlage für die nächsten Skalierungsschritte. Die Vision ist der Bau einer 700-MW-Elektrolyse-Anlage. Hier sollen perspektivisch die bei der Elektrolyse entstehende Abwärme und der Sauerstoff verwendet werden. Außerdem ist die Produktion klimafreundlicher Treibstoffe für Flugzeuge und die umfangreiche Einspeisung in Gasnetze vorgesehen. „Mit dem Zuwendungsbescheid sind wir unserem Projektziel, reinen Wasserstoff in einer zum Gasversorgungsnetz gehörenden Leitung zu transportieren, einen großen Schritt nähergekommen", sagt Jörg Bergmann, CEO bei Open Grid Europe GmbH. "Jetzt gilt es, dieses einmalige Energiewendeprojekt schnellstmöglich umzusetzen. Dazu müssen wir die genehmigungsrechtlichen und regulatorischen Hürden nehmen, damit die anderen Projektpartner und wir im nächsten Jahr die finale Investitionsentscheidung für den Baustart treffen können.“

100 Prozent Wasserstoff im Gasnetz

Fernziel sei eine H2-Quote im Gasnetz von bis zu 100 Prozent bis 2050, so Michael Riechel, Vorsitzender des Vorstandes der Thüga Aktiengesellschaft. "Mit dem Testlauf einer Wasserstoff-Beimischung von bis zu 20 Prozent in einem Netzabschnitt mit über 200 Haushaltskunden schaffen die Thüga und die Stadtwerke Heide einen konkreten Präzedenzfall - von den Ergebnissen profitieren die knapp 100 kommunalen Versorger der Thüga-Gruppe auf ihrem Weg zu dekarbonisierten Gasnetzen.“

Für die perspektivische Treibstoffherstellung soll Wasserstoff aus der Elektrolyse und unvermeidbares CO2 aus der regionalen Zementproduktion in Schleswig-Holstein für den Herstellungsprozess eingesetzt werden. Im Rahmen der ersten Projektphase von Westküste100 werde die Umstellung des Zementwerkes Lägerdorf auf ein umweltfreundlicheres Verbrennungsverfahren (Oxyfuel) vorbereitet. Thorsten Hahn, CEO und Vorsitzender der Geschäftsführung Holcim (Deutschland) GmbH: „Diese Förderzusage ist für uns als Baustoffproduzent ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Dekarbonisierung der Zementproduktion.”

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