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Unternehmensdeal zwischen Eon und RWE

Brüssel genehmigt Elefantenhochzeit

Es ist eines der größten Geschäfte auf dem Energiesektor der letzten Jahre. Die beiden Energieriesen RWE und Eon teilen sich die Märkte neu auf. Dazu übernimmt Eon die bisherigen Anteile von RWE an Innogy in Höhe von 76,8 Prozent. Im Gegenzug bekommt RWE eine Beteiligung von 16,7 Prozent an Eon und übernimmt komplett das Geschäft mit den erneuerbaren Energien beider Unternehmen. Damit bekommt RWE ein Ökostromportfolio von neun Gigawatt in die Hand. Dazu kommt noch eine gut gefüllte Pipeline für den Bau weiterer Erzeugungsanlagen mit einem Volumen von 1,5 Milliarden Euro pro Jahr. „Größe spielt eine wesentliche Rolle, um im internationalen Wettbewerb bei den erneuerbaren Energien erfolgreich zu sein”, sagt RWE-Finanzvorstand Markus Krebber mit Blick auf dieses üppige Anlagenportfolio.

Tauschhandel mit einem Wert von 40 Milliarden Euro

Durch die Fusion können sich die beiden Unternehmen den Markt neu aufteilen. Denn in Zukunft wird sich RWE vor allem auf die Stromerzeugung konzentrieren. Dazu erhält das Unternehmen auch die Eon-Anteile an den Kernkraftwerken Grundremmingen und Emsland. Eon hingegen bekommt das gesamte Geschäft des Netzbetriebs und des Energievertriebs der beiden Unternehmen. Insgesamt hat der Tausch der Unternehmensanteile eine Wert von satten 40 Milliarden Euro.

Auf diese Weise entsteht mit RWE ein riesiger Energieproduzent und mit Eon ein Energievertriebsunternehmen, mit dem die Wettbewerber nicht mehr mithalten können. Das stößt natürlich auf Skepsis, ob es hier nicht zu einer Marktverzerrung kommt. Aus diesem Grunde hat die Europäische Kommission das Geschäft noch einmal unter die Lupe genommen und jetzt mit Auflagen genehmigt.

Auflagen reichen nicht aus

So muss Eon nach Informationen des Ökoenergieunternehmens Lichtblick von den 14 Millionen Strom- und Gaskunden, die beide Unternehmen bisher bedient haben, 266.000 Heizkunden abgeben. Außerdem darf Eon 34 Ladesäulen an deutschen Autobahnen nicht mehr betreiben. Das wird ein anderer Energielieferant übernehmen. Außerdem muss sich Eon vom Stromkundenmarkt in Ungarn komplett zurückziehen. Innogy wiederum muss das gesamte Strom- und Gaskundengeschäft in der Tschechischen Republik aufgeben

Trotz dieser Auflagen stößt das Tauschgeschäft der beiden Energiekonzerne auf heftige Kritik. „Der Zusammenschluss der zwei mit Abstand größten deutschen Energiekonzerne ist eine weitere Zäsur für den deutschen Energiemarkt. Wettbewerb und Innovation werden auf der Strecke bleiben – Verbraucher und der Industriestandort Deutschland insgesamt die Zeche zahlen müssen”, wettert Gero Lücking, Geschäftsführer Energiewirtschaft des Ökoenergieanbieters Lichtblick. „Eine solche Machtkonzentration hat es im deutschen Energiemarkt noch nie gegeben.“

Marktkonzentration bei Eon

Er hält die Auflagenentscheidung, die Brüssel als Voraussetzung für das Geschäft der beiden Energieriesen gemacht hat, für nicht ausreichend. „Sie greift viel zu kurz und kann kein Korrektiv für die entstehenden Wettbewerbsnachteile sein”, sagt Lücking. Schließlich werde die neue Eon trotz des Verkaufs von 266.000 Heizstromkunden durch die Anteile von Innogy, Eprimo und verschiedenen Beteiligungen an Stadtwerken im Heizstrommarkt reell Heizstromkunden dazubekommen.

Außerdem kritisiert Lichtblick die marktbeherrschende Stellung von Eon beim Betrieb von Ladestationen an Autobahnen. Denn der Energiekonzern hat hier einen Anteil von fast 50 Prozent am Gesamtmarkt. Insgesamt wird Eon durch die Übernahme von Innogy den dreifachen Marktanteil an der gesamten Ladeinfrastruktur haben wie der zweitgrößte Betreiber von Ladesäulen in Deutschland. Diese marktbeherschende Stellung können Eon in Zukunft weiter ausbauen. Denn der Konzern werde auf zwei Dritteln der Fläche Deutschlands auch die Stromnetze betreiben, ganz abgesehen von der Kontrolle über rund 20 Millionen Zählpunkte in der Bundesrepublik.

Lichtblick prüft Klagemöglichkeiten

Letzteres werde zusätzlich zu einer marktbeherrschenden Stellung Eons im Smart-Metering-Geschäft führen, befürchtet Lichtblick. „Diese Entscheidung ist ein Bruch mit der bisherigen wettbewerbsfreundlichen Praxis der EU-Kommission”, wundert sich Gero Lücking. „Mit diesem Deal werden jegliche Fortschritte der Strommarktliberalisierung der vergangenen 20 Jahre zunichte gemacht”, resümiert er und hätte zumindest eine konsequente Trennung der Geschäftsbereiche Strom- und Gasnetze, Smart Metering und Vertrieb erwartet. Da dies nicht geschieht, prüft Lichtblick die Möglichkeit einer Klage von dem Europäischen Gericht (EuG).