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Afrikas neue Märkte

Gute Chancen für Erneuerbare in Tansania

Hybridanlage Bergbau Konstruktion TansaniaRedavia GmbH/THEnergy

 „Wirtschaft und Entwicklungsarbeit werden gerade näher zusammengebracht. Das ist ein Trend“, berichtet Andreas Kaiser, der als Energieexeperte im Rahmen des ExperTS-Programmes des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) an der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Kenia im Einsatz ist.  „Die Entwicklungsarbeit hat lange Jahre gesagt: Wir machen das unabhängig von Unternehmen. Ministergetrieben gibt es jetzt verstärkte Bemühungen, private Investitionen in Schwellen- und Entwicklungsländer zu bringen.“ Denn das Engagement deutscher Unternehmen stärkt die wirtschaftliche Entwicklung der Länder: durch Handel, neue Arbeitsplätze, ressourcenschonende Technologien oder die Ausbildung von Fachkräften.

In Kenia vor den Toren von Nairobi beweist die Firma Rehau, dass es anders geht. Sie produziert kleine Biogasvergärungsanlagen für Kuhdung. In einer Tasche wird das Gas gelagert und zum Kochen genutzt. Die Anlagen kosten 400 Euro. Das wirtschaftliche Interesse von Rehau ist dabei der Absatz von Polymerstoffen, aus denen die Taschen und Vergärungsbehälter sind. Die Hauptherausforderung ist dabei, dass die Leute den Dung vom Feld lesen und dort hinein füllen, so Andreas Kaiser. „Es ist nicht der Luxus, den man gewohnt ist, wenn man immer nur Gas kauft und anschließt.“ Das Projekt wird im Rahmen des develoPPP.de-Programmes des BMZ gefördert.

Eigenverbrauch rechnet sich in Tansania

Das größte Potenzial für deutsche Firmen in Tansania liegt nach Kaisers Einschätzung in Solar- und Bioenergieanlagen mit Fokus auf dem Eigenverbrauch. „Vor allem in netzfernen Regionen schlagen diese Regenerativanlagen den Dieselpreis“, so Kaiser. In Tansania ist der Dieselpreis komplett staatlich reguliert und relativ hoch. Einspeisetarife gibt es sowohl in Kenia als auch in Tansania. In Kenia sind die ersten PV-Anlagen im Bereich von 600 Kilowatt installiert worden. In der Garden City Mall dient eine Anlage als Schattenspender für die Autos auf einem Parkdeck. Eigenverbrauch steht im Mittelpunkt und der Rest wird ins Netz gespeist und vergütet.

Neue Regierung - positive ZeichenAndreas Kaiser (links) arbeitet in Kenia für die Verbreitung erneuerbarer Energien. Foto: AHK Kenia

Tansanias Einspeiseregime ändert sich gerade. „Was wir sehr spannend finden: es wird ein Ausschreiberegime für Windenergie und Solar geben“, erklärt Kaiser. Wer gewinnt, bekommt für Solar- und Windenergieprojekte mit bis zu zehn Megawatt den vom Bewerber vorgeschlagenen Tarif. Dafür schließt dieser mit dem örtlichen Energieversorger einen Stromabnahmevertrag, ein sogenanntes Power Purchase Agreement, ab. Zudem gibt es feste Einspeisetarife für Bioenergie und Wasserkraft. „Jetzt warten wir noch darauf, dass das Gesetz festgeschrieben wird. Aber man darf nicht vergessen, dass wir dort eine neue Regierung haben. Da sind viele Prozesse in Bewegung. Aber die neue Regierung will insgesamt die erneuerbaren Energien fördern und damit eine sichere Stromversorgung aufbauen. Das sehen wir als spannende Entwicklung. Die Dokumente sind so detailliert, dass die sicher nicht wieder in der Schublade verschwinden“, ist Kaiser überzeugt. Das sei eine Chance für deutsche Unternehmen, denn wer sich präqualifizieren will, muss nachweisen, dass er schon zwei bis drei größere Projekte umgesetzt hat. Und da es in Tansania bisher kaum Projektentwickler gibt, könnte die Expertise deutscher Unternehmen zum Tragen kommen.  

Wie sieht der Einspeisetarif in Kenia aus?

Einspeisetarife für Strom aus erneuerbaren Energien wurden im Dezember 2012 zuletzt aktualisiert. Die Einspeiseregelung erlaubt Erzeugern Strom auf Basis von erneuerbaren Energien an den öffentlichen Stromversorger KPLC zu fixen Tarifen über eine feste Laufzeit zu verkaufen.

Einspeisetarife Kenia:

Anlagengröße (MW)/ Vergütung (US$) 0,2-10 0,5-10 10,1-20 10,1-40 10,1-50 35-70 Biogas

0,1000          

Biomasse

  0,1000   0,1000 gedeckelt 200 MW    

Geothermie

          0,0880 gedeckelt 500 MW

Solar (netzgebunden)

  0,1200   0,1200 gedeckelt 100 MW    

Solar (netzunabhängig)

  0,2000        

Wasser

  0,1050-0,0825 0,0825 gedeckelt 200 MW      

Wind

  0,1100     0,1100 gedeckelt 500 MW  

Die Inflation wird durch einen variablen Teil des Einspeisetarifs ausgeglichen, acht bis 20 Prozent je nach Technologie; dies stellt ebenfalls eine Möglichkeit für Preisverhandlungen im Rahmen der Erstellung des Einspeisevertrags dar.

Die Einspeisetarife für Strom aus Biogas und Solarenergie gelten für 20 Jahre nach Inbetriebnahme der Anlagen. Weitere wesentliche Kennzeichen der Einspeiseregelung sind wie folgt:

- Der Abnehmer garantiert die Abnahme des Stroms;

- Die Anschlusskosten, einschließlich der Kosten für Bau und/oder Modernisierung von Übertragungs- und Verteilungsleitungen, Umspannwerke und entsprechender Ausrüstung, sind vom Projektentwickler zu tragen;

- Der Abnehmer beziehungsweise Netzbetreiber wälzt 70 Prozent der Einspeisetarife auf die Stromkunden ab (beziehungsweise 85 Prozent der Einspeisetarife für Strom aus PV in Inselnetzen);

- Für Strom aus Projekten bis zehn Megawatt kommt ein standardisierter Stromabnahmevertrag (PPA) zur Anwendung; für größere Anlagen wird der standardisierte Vertrag als Verhandlungsbasis genommen;

- Spätestens alle drei Jahre wird die Einspeiseregelung überarbeitet; alle diese Änderungen gelten nur für solche Anlagen, die nach der Veröffentlichung der jeweiligen Regelung gebaut werden.

Tansania: Überblick neues Einspeiseregime für 100 Kilowatt bis 10 Megawatt-erneuerbare-Energien-Projekte

Neues Modell, effektiv ab 2016 2nd

Generation Small Power Producers Framework


Technologiespezifische Einspeisetarife für Wasser- und Bioenergie für netzgebundene Projekte oder Inselnetze (Mini-Grids) identisch; Ausschreibungs-/ Bietermodell für Solar- und Windenergie getrennt für netzgebundene Projekte und Inselnetze; erste Ausschreibung über 15 Prozent der aktuell installierten Kapazität (200 - 225 MW (Stand März 2016); Festgelegter fixer Preis über 25 Jahre; auch im Falle, wenn Inselnetze an das öffentliche Netz angeschlossen werden sollten; Rechnungsstellung in US$ und Auszahlung in tansanischen Schilling; Wechselkursschwankungen werden durch Tarifanpassungen eingepreist; Ablauf der Ausschreibungen: Aufruf zur Interessenbekundung Erstellung eine Auswahlliste Angebotsaufforderung; Grundsätzlich trägt der Projektentwickler die Netzanschlusskosten; Bestandsschutz für Anlagen unter bestehendem Einspeisevertrag.Eine Entwicklung von erneuerbaren Energien-Projekten von mehr als 10 MW ist aktuell nicht vorgesehen; allerdings könnten entsprechende Projekte in kleinere Blöcke unterteilt werden.



Tabelle 5 Einspeisevergütung für kleine 100 Kilowatt bis 10 MW Wasser- und Bioenergieprojekte

Obergrenze der installierten Leistung (in MW) Einspeisetarif für
Wasserenergieprojekte (€/kWh) Einspeisetarif für
Bioenergieprojekte (€/kWh)

0,10 0,139 0,161 0,15 0,131 0,20 0,126 0,25 0,126 0,152 0,30 0,120 0,40 0,144 0,50 0,141 0,75 0,116 0,134 1,00 0,110 0,132 2,00 0,103 0,124 3,00 0,097 0,115 4,00 0,091 0,113 5,00 0,088 0,110 6,00 0,085 0,108 7,00 0,082 0,106 8,00 0,079 0,106 9,00 0,075 0,105 10,00 0,073 0,105

 Einspeisevergütung für sehr kleine Solar- und Windenergieprojekte (Very Small Power Projects - VSPP)

Für VSPP kleiner als ein MW besteht eine gesonderte Einspeisevergütung. Diese beträgt Euro 0,148 je kWh für Projekte mit Anschluss an das öffentliche Stromnetz sowie Euro 0,162 je kWh für die Einspeisung in ein Inselnetz. Hierfür muss eine Absichtserklärung (Letter of Intent) mit Tanesco abgeschlossen werden, das die Fähigkeit von Tanesco bestätigt, den Strom entsprechend eines Einspeisevertrags abzunehmen. Entsprechendes Vorgehen und Hinweise verhalten sich analog zu Wasser- und Bioenergieprojekten.

Ausschreibungs-/ Bietermodell für Solar- und Windenergieprojekte

Entwickler für Solar-, Windenergie- und Hybridprojekte (unter 25 Prozent Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen) schlagen im Rahmen eines Präqualifzierungs- und Bietermodells Standorte für netzgebundene Ein- bis Zehn-MW-Anlagen vor. Alternativ werden Standorte von Tanesco vorgegeben. Die ausgeschriebene Kapazität für netzgebundene Projekte soll in der ersten Runde 15 Prozent der gesamten im tansanischen Netz installierten Kapazität nicht übersteigen. Das entspräche einer Ausschreibungsmenge von 200 bis 225 MW (Stand März 2016). Für Inselnetze schlägt ausschließlich Tanesco Standorte vor. Es erfolgt eine jährliche Anpassung des Tarifs auf Basis der Inflationsentwicklung. Bisher ist noch nicht entschieden, ob eine Obergrenze für Stromeinspeisetarife für vorzuschlagende Projekte vorgegeben wird. (Nicole Weinhold)