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Offshore

Alstom angelt deutsches Nordseeprojekt-neu

Alstoms 6-MW-Testturbine im Offshore-Windpark Belwind dreht sich wieder - und nun wird die vom amerikanischen Konzern GE eingekaufte Windturbinensparte des französischen Konzerns Alstom sofort auch Anlagen für seinen ersten Windpark in Deutschland montieren. Die Serienfertigung im Anfang des Jahres eröffneten neuen Werk für Offshore-Windturbinen in St. Nazaire hat bereits begonnen und nimmt nun Fahrt auf: 66 Anlagen vom Typ Haliade mit 150 Meter Rotordurchmesser und sechs MW Leistung hat der Joint Venture Merkur Offshore 1 GmbH für den gleichnamigen Windpark 45 Kilometer vor der Küste der ostfriesischen Nordseeinsel Borkum bestellt. Der Joint Venture ist eine Gründung des niederländischen Offshore-Logistik-Konzerns Deme sowie des insolventen Stuttgarter Projektentwicklers Windreich. Windreich hat sein früheres Projekt und zu Ende entwickeltes sowie genehmigtes Projekt MEG 1 nach seiner Insolvenz im vergangenen Jahr an das Joint-Venture verkauft. Deme soll die Errichtung des Windparks übernehmen.

Automatisierung der Generatorfertigung bewältigt

Alstom hatte im Sommer 2014 beide bisherigen Prototyp-Anlagen der Haliade wieder gestoppt, nachdem die eine davon bereits zwei Jahre lang Strom produziert hatte. Die eine steht seit ihrer Errichung Ende 2013 als Testanlage im belgischen Offshore-Windpark Belwind und die andere seit Sommer 2012 als Pilotanlage in der Nähe der bretonischen Atlantikküste in Nachbarschaft zum neuen Alstom-Fertigungsstandort St. Nazaire. Der automatischen Turbinenüberwachung war in der Anlage auf dem Meer im Generator ein Klackern aufgefallen. Nach längeren Prüfungen sowie der Entwicklung eines neuen Fertigungsabschnitssverfahrens mitsamt Prüfteststand für den Generator hatte Alstom auf der Offshore-Windenergiekonferenz Windforce in Bremerhaven im Juni schließlich das inzwischen bewältige Problem der Öffentlichkeit erklärt. So hatte sich ein Magnet im riesigen Generator der getriebefreien Direktantriebsanlage von einer der Trägerkonstruktionen gelöst, die mehrere Magneten in der rotierenden Generatorthälfte zusammenfassen und an denen die Magneten anhaften. Der gelöste Magnet war bei jeder Umdrehung während des Magnetisierungsprozesses gegen die Abdeckung gestoßen, was das Klackern verursacht hatte. Weitere Magneten in demselben Generator hatten sich zwar nicht gelöst, doch einige waren nciht mehr stabil verankert und zeigten sich in den Tests während der Reparatur als ebenfalls für eine Ablösung gefährdet.

Der Fehler sei auf eine noch nicht etablierte Automatisierung bei der Fertigung der Protoypen zurückzuführen, sagte Deutschland-Verkaufschef Markus Rieck im Gespräch mit ERNEUERBARE ENERGIEN . Für den Generator hätten angesichts seiner Größe auch im Vergleich mit den viel kleineren Komponenten in den Getriebeanlagen Alstoms für Windparks an Land völlig neue und noch keine Erfahrungen für die in ihm wirksamen Lasten vorgelegen. Ab sofort wird Alstom den Kleber zur BEfestigung der Magnetpakete vollautomatisiert auftragen, ein integrierter vollautomatisierter Schwerbelastungstest setzt die Magnete nach dem Kleben noch in derselben Fertigungsstufe gleich noch Extrembelastungen aus.

Alstom hat in Deutschland bisher das Projekt Arcadis Ost gewonnen, das ebenfalls ab 2016 in der Ostsee enstehen soll. Derzeit wartet Alstom dort noch auf den Netzanschluss. Für Merkur Offshore steht die Umspannplatform Dolwin 1 schon bereit. Der Auftrag für Alstom bedeutet zugleich einen herben Rückschlag für Konkurrent Adwen. Das Joint-Venture-Unternehmen der Turbinenhersteller Areva und Gamesa hatte sich lange als bevorzugter Lieferant gewähnt, gemäß bisherigen Verhandlungen mit Investor Windreich. Nun hat der neue Investor aber sich umentschieden, ohne die Entscheidung näher zu erklären.

(Tilman Weber)