Die Energiewende schreitet voran, gerade im Nordwesten des Landes: Niedersachsen konnte 2024 eine Rekordmenge von 52,02 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Strom aus erneuerbaren Energien (Wind, Sonne und Biomasse) produzieren. Der bilanzielle Anteil lag laut Umweltministerium bei 102,3 Prozent. Blickt man auf den gesamten Energieverbrauch, also inklusive Gebäude und Wirtschaft, liegt das Bundesland bei 29,6 Prozent.
Übersicht im Studiendschungel
2045 will das Bundesland klimaneutral sein – der Weg ist also noch weit. Aber wie kann er am besten und effektivsten beschritten und gestaltet werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich das Forschungsprojekt SCOPE.efzn.
In den letzten Jahren sei eine beträchtliche Anzahl von wissenschaftlichen Szenarien und Leitstudien zur Energiewende in Deutschland veröffentlicht worden, heißt es in einer Presseinformation des niedersächsischen Umweltministeriums. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen wichen zum Teil aber stark voneinander ab, da die jeweils zugrunde liegenden Energieszenarien auf unterschiedlichen Annahmen über zukünftige technologische, politische und wirtschaftliche Entwicklungen im Energiesystem beruhen. Zusätzlich kämen vielfältige Methoden zur Modellierung zum Einsatz.
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Ergebnisse im kommenden Jahr
Daraus ergibt sich nun ein sehr uneinheitliches Bild, wie die Transformation des Energiesystems zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2045 umgesetzt werden könnte. SCOPE.efzn soll hier Abhilfe schaffen, diese Leitstudien einordnen, Orientierung bringen und so Handlungsmöglichkeiten für energiepolitische Entscheidungsprozesse aufzeigen. Das Projekt analysiere dabei auch bisher nicht berücksichtigte Faktoren und Systemparameter in einer eigenen szenariobasierten Sensitivitätsrechnung, hieß es weiter.
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Unter dem Dach des Energie-Forschungszentrums Niedersachsen (efzn) sind Forschende des DLR-Instituts für Vernetzte Energiesysteme, des Instituts für Festkörperphysik der Leibniz Universität Hannover und des Instituts für Solarenergieforschung in Hameln (ISFH) an SCOPE.efzn beteiligt. Das Vorhaben läuft noch bis Juni 2026.
„Sounding Board“ sorgt für frühes Feedback
Bereits jetzt steht ein wichtiger Meilenstein in SCOPE.efzn an: Um sicherzustellen, dass das Projekt möglichst realitätsnahe Ergebnisse liefert, erprobt das Energie-Forschungszentrum Niedersachsen im Rahmen der Projektarbeit ein neuartiges Feedbackformat für Forschungsprozesse. In einer sogenannten Sounding-Board-Veranstaltung sind jetzt in Berlin ausgewählte Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft zusammengekommen, um die bisherige Arbeit im Projekt gemeinsam mit allen Beteiligten zu reflektieren und zu diskutieren. Ziel war es, die Forschungsarbeit schon früh einer Art „Realitätscheck“ zu unterziehen und die untersuchten Parameter im laufenden Forschungsprozess optimal anzupassen.