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Zwei Windenergieanlagen pro Woche: Bayerns schwieriger Weg zur Klimaneutralität

Jede Woche muss in Bayern folgendes passieren: Zwei Windenergieanlagen mit 5,5 MW Leistung in Betrieb gehen und Freiflächen-PV-Anlagen auf der Fläche von 40 bis 55 Fußballfeldern sowie 2.800 PV-Aufdach-Anlagen der 10-kW Leistungsklasse installiert werden. Außerdem müssen wöchentlich werden mindestens 5.100 Pkw
mit fossilen Antrieben durch alternative Antriebe ersetzt und ein Batteriespeicher mit 3 MWh Speicherkapazität iinstalliert. Und das wird noch nicht mal ausreichen, damit das größte deutsche Bundesland sein seit 1. Januar rechtsverbindliches Ziel erreichen kann, bis 2040 klimaneutral zu werden – Wasserstoffhochlauf, Wohnraumsanierung und Netzausbau kommen noch hinzu.

Diese Zahlen stammen aus dem Gutachten Bayernplan Energie 2040, in Auftrag gegeben vom Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e.V (VBEW)und erstellt von der Forschungsstelle für Energiewirtschaft e. V. (FfE).  „Wir nehmen den Auftrag der Bayerischen Staatsregierung, ein klimaneutrales Bayern bis 2040 zu schaffen, sehr ernst“, schreibt der VBEW auf seiner Homepage, und das klingt erfreulich, denn von der Auftrageberin hatte man diesen Eindruck bislang nur bedingt.

Es brauche „Tempo, Tempo,Tempo“

Es brauche jetzt „Tempo, Tempo, Tempo“, schreibt die FfE. Eine einleuchtende Forderung, gingen doch im ersten Quartal 2023 in Bayern statt der eigentlich nötigen 26 Windenergieanlagen lediglich 5 Turbinen in Betrieb.

Trotzdem sehen die Beteiligten das Ziel als erreichbar an: Die Ergebnisse seien wenig überraschend, so der VBEW: „Es geht! Es bedarf aber einer nie dagewesenen gesamtgesellschaftlichen Anstrengung, um dieses Ziel zu erreichen.“ Es müssten allerdings alle verfügbaren klimaneutralen Technologien zum Einsatz kommen und auch weiterhin Energie importiert werden.

Vier Szenarien berechnet

Die FfE-Studie hat anhand von vier Szenarien untersucht, wie Bayern bis 2040 klimaneutral umgebaut werden kann:

- Szenario E.plan - „Günstige Bedingungen für Strom"

- Szenario H2igher - „Günstige Bedingungen für Wasserstoff"

- Szenario AgreE -„Suffizienteres Verhalten"

- Szenario bEElated – „Verzögerten Hochlauf von Klimaschutztechnologien“

In allen Szenarien wurde ein europäisches Energiesystem modelliert, in dem der Import von Energie nach Bayern nach 2040 möglich bleibt und auch notwendig sein wird.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Grundlegendes haben alle Szenarien gemeinsam: Strom entwickelt sich zum Hauptenergieträger, Wasserstoff kommt als Rohstoff und Energieträger zum Einsatz und wird verstärkt in allen Endenergiesektoren ab 2030 Einsatz finden. Ein beschleunigter Ausbau der erneuerbaren Energien insbesondere durch Photovoltaik- und Windkraftanlagen ist in allen bayerischen Regionen erforderlich. Fossile Energieträger werden bis ins Zieljahr 2040 praktisch vollständig aus dem System gedrängt. Es werden aber auch CO2Kompensationsmaßnahmen wie die Abscheidung, Speicherung und Nutzung von CO2 erforderlich sein.

Unterschiede in den Szenarien gibt es hinsichtlich der Gewichtung. So wird im Szenarion E.plan Wasserstoff nur dort eingesetzt, wo keine Elektrifizierung möglich ist, im Szenario H2igher steht Wasserstoff auch für Heizung und Treibstoff genutzt. Das Szenario AgreE basiert auf dem Szenario E.plan. Zusätzlich zur technischen Transformation trägt zusätzlich die freiwillige Veränderung des Lebensstils der Bevölkerung und die damit einhergehende, sektorübergreifende Einsparung von Energie und Ressourcen zur Erreichung der Klimaziele bei. Diesen drei Szenarien ist gemein, dass die Pläne der Budnesregeirung (Hochlauf Wärmepumpen, Beseitigung von Genehmigungshindernissen usw.) aufgehen.

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Anders ist dies im Szenario bEElated. Es orientiert sich an den Plänen der Bundesregierung zur Erreichung der Klimaziele, aber die Hemmnisse unserer Zeit – Handwerkerverfügbarkeit, Lieferkettenprobleme, lange Genehmigungszeiten – können nicht schnell genug abgebaut werden, weshalb zentrale Zielvorgaben nicht erreicht werden können (z.B. 6 Mio. Wärmepumpen bis 2030). Um die Klimaneutralität bis 2040 dennoch zu erreichen, nimmt dieses Szenario eine Forcierung des Wasserstoffhochlaufs ab dem Ende der 20er neben der bereits begonnenen, aber zu langsamen Elektrifizierung an. Trotz großer Anstrengungen beim Ausbau von Strom- und heimischer Wasserstofftechnologien können die Versäumnisse der 20er Jahre nicht aufgeholt werden. Klimaneutralität in Bayern wäre dann nur durch den signifikanten Import von Wasserstoff und synthetischen Brennstoffen möglich.

Endenergiebedarf muss sinken

In allen Szenarien sinkt zudem der klassische Endenergiebedarf bis 2040 erheblich. Während Bayern im Zeitverlauf zunehmend weniger auf fossile Energieträger angewiesen ist, steigt der Import von Strom auf bis zu 57 TWh/Jahr an. Dies entspricht über zwei Drittel laut des heutigen jährlichen Strombedarfs.

Auf der Website des Projekts sind die Ergebnisse aufbereitet. In interaktiven Karten wurden die Transformationspfade landkreisscharf visualisiert. (kw)

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