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Einspeisung

BWE will selbst Stromnetze ausbauen

Im vergangenen Jahr seien die Zwangsabschaltungen von Windparks wegen fehlender Leitungen auf ein Rekordhoch geklettert, moniert der Präsident des BWE, Hermann Albers, jetzt im Gespräch mit der Deutschen Presseagentur. Deshalb prüft der Verband die Möglichkeiten, ob Windparkbetreiber den Netzausbau mit eigenen Einspeisenetzen selbst in die Hand nehmen können.

Alexander Sewohl, Sprecher des BWE, erklärt auf Anfrage von ERNEUERBAREN ENERGIEN, im Verband visiere man 110-Kilovolt-Leitungen an, die den Strom von mehreren Windparks zunächst bündeln und dann über Erdkabel zu Stromnetzen mit höheren Spannungsebenen übertragen. Der BWE schlägt zudem vor, bei solchen Leitungen auf das „n-1“-Kriterium zu verzichten: „Üblicherweise verfügen Stromtrassen über eine doppelte Kapazitätsauslegung“, sagt Sewohl. Im Fall eines Ausfalls der Hauptleitung wäre die Stromversorgung dadurch über eine Art Ersatzleitung weiterhin sichergestellt.  Verzichte man auf diese Ersatzleitung und damit auf die sogenannte n-1-Regel, „ist zwar weniger Systemsicherheit gegeben, aber die Leistungen werden auch deutlich günstiger“, sagte Sewohl. Der Verzicht ist laut BWE möglich, wenn der Strom aus den Windparks nicht direkt über eine solche Hochspannungsleitung zu den Kunden fließt, sondern zunächst ins Übertragungsnetz. So wird bei Ausfällen einer Leitung nur eine verhältnismäßig winzige Einspeisung in die ganz großen Übertragungsnetzleitungen ausbleiben. Verbandspräsident Albers erhofft sich darüber hinaus die Anerkennung dieser Leitungen durch das Bundeswirtschaftsministerium, damit sie finanziell mitgetragen werden und die Kosten für Bau und Unterhaltung der Trassen nicht allein an den Windparkbetreibern hängen blieben.

Noch seien viele rechtliche Fragen zu klären, meint Sewohl. Zu den wichtigsten dürfte die Finanzierung der Windpark-Netze gehören – etwa ob ihre Betreiber ähnlich wie die großen Netzverantwortlichen – Amprion, EnBW Transportnetze, Tennet und 50 Hertz –  Anspruch auf Netzentgelte haben. „Es gibt noch sehr viele ungeklärte Faktoren. Aber um den Netzausbau voranzutreiben,  müssen auch wir als Windbranche Lösungen liefern.“

Das Energieunternehmen Enertrag, das ausschließlich Strom aus erneuerbaren Quellen erzeugt, hat in der Uckermark bereits ein solches betriebseigenes Hochspannungsnetz zur Einspeisung des grünen Stroms installiert. Damit wolle man sich von den eingeschränkten regionalen Netzkapazitäten unabhängig machen, wie Enertrag-Sprecher German Lewizki erklärt. Das Netz hat eine Länge von insgesamt 250 Kilometern und nimmt Strom aus Windenergie und Biogas auf. Derzeit seien 260 MW angeschlossen, die maximale Kapazität liege bei 410 MW. „Reine Einspeisenetze wie das von Enertrag können schneller und kostengünstiger errichtet werden“, sagt Lewizki. Das unternehmenseigene Netz könne bei voller Auslastung immerhin 375.000 Haushalte mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgen.

(Regine Krüger)