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Kommentar zum World Energy Outlook

Energiehunger und niedrige Ölpreise

Der Konsum schreitet voran. Vor allem Indiens Energieverbrauch wird in den nächsten Jahren steigen - bis er sogar an den amerikanischen Verbrauch anschließt. Bis 2040 wird der weltweite Energieverbrauch um fast ein Drittel ansteigen. Dabei erwartet die internationale Energieagentur einen CO2-Anstieg durch Energieverbrauch von 14 Prozent.

Veränderter Verbrauch weltweit. Vor allem Asien legt zu. - © Grafik: IEA
Veränderter Verbrauch weltweit. Vor allem Asien legt zu.

Positiv ist ein Richtungswechsel in den China und den USA zu erkennen. In China wird die Kohleverfeuerung ein Plateau erreichen, das nicht weit entfernt ist vom heutigen Stand. Und in den USA wird der Ölverbrauch bis 2040 auf den Stand der 60er Jahre zurück gehen. Die Klimakonferenz COP21 wirft ihren Schatten voraus. Erneuerbare Energien werden mittelfristig die wichtigste Quelle, wie der WEO feststellt. 50 Prozent Erneuerbare bis 2040 in der EU, 30 Prozent in China und Japan, 25 Prozent in Indien und den USA. Emissionen, die dem Energieverbrauch geschuldet sind, gehen laut IEA massiv zurück. Trotzdem werden unter jetzigen Annahmen die Temperaturen bis 2100 um 2,7 Grad steigen. Und der niedrige Ölpreis und zögerliches Handeln vonseiten der Politik könnten sich zudem negativ auswirken.

Aktuell führt der niedrige Ölpreis dazu, dass deutlich weniger Energie eingespart wird. Der IEA geht es bei den niedrigen Ölpreisen zunächst um die Versorgungssicherheit - sie warnt vor einer wachsenden Abhängigkeit von einer kleinen Anzahl an Öllieferanten. IEA-Direktor Fatih Birol sagte bei der Vorstellung des Reports, dies sei nicht der Moment zum Entspannen. Viel mehr müsse man die eigenen Kapazitäten jetzt ausbauen, um auf künftige Energieunsicherheit vorbereitet zu sein.

Falls sich der Trend zu billigem Öl fortsetzt, kann das Umsteigen auf saubere, erneuerbare Energie hinausgezögert werden. Hier müsse der Staat mit gezielten Maßnahmen nachhelfen. Nur dann gelingt ein Wandel zu mehr Klimaschutz, Effizienz und Erneuerbaren. Der Ölpreis könnte allerdings laut Birol noch länger im Keller bleiben. Noch im Juni 2014 hatte das Barrel (159 Liter) 114 Dollar gekostet. Derzeit liegt der Preis bei etwa 47 Dollar. Dadurch fehlt Flugzeug- und Autobauern der Innovationsdruck, effiziente Technik zu entwickeln.

An dieser Stelle muss deutlich gesagt werden: Es kann nicht sein, dass ein (künstlich niedrig gehaltener) Ölpreis eine so verheerende Wirkung auf das Klima entfalten kann. Das ist der Punkt, an dem deutlich wird: Es muss eine funktionierende Abgabe für den CO2-Ausstoß geben. Längst ist klar: Bevor die Rohstoff ausgehen, wird das Klima katastrophal verändert sein. Kohle und Öl müssen im Boden bleiben. CO2-Ausstoß muss Luxus werden. 30-Euro-Flüge innerhalb Europas dürfen nicht mehr möglich sein.

Der Energieverbrauch in China wird vom Wirtschaftswachstum entkoppelt. - © Grafik: IEA
Der Energieverbrauch in China wird vom Wirtschaftswachstum entkoppelt.

Zusammenfassend kann man sagen: Die Ausbauzahlen bei den Erneuerbaren sind zwar positiv, dürfen aber nicht zum Verharren führen. Bei der Effizienz, im Transport und bei der Wärme haben wir bisher versagt. Mit 2,7 Grad Erwärmungsprognose sind wir von der 2-Grad-Begrenzung weit entfernt. Welche Rolle spielt Deutschland? Einst Motor der Energiewende hat der Dampfer an Fahrt verloren. Es bleibt abzuwarten, ob die vorgegebenen Ausbaupfade unter Ausschreibungsbedingungen einzuhalten sind. (Nicole Weinhold)