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Neue Studie

Klimakrise: Welche Risiken birgt Geoengineering?

Warum sein Leben ändern, wenn es eine technische Lösung gibt? Diese Überzeugung vertreten viele Anhänger des so genannten Geoengineering. Dahinter verbirgt sich die Überlegung, durch gezielte und massive Eingriffe in das Klimasystem die CO2-Konzentration der Atmosphäre zu verringern. Dabei gibt es laut Umweltbundesamt im wesentlichen zwei Ansätze.

1. Der Atmosphäre aktiv Kohlendioxid entziehen (Carbon Dioxide Removal - CDR)

Mit Hilfe von CDR soll die Konzentration von CO2 verringert werden, indem das ausgestoßene CO2 „zurückgeholt“ und dem Kohlenstoffkreislauf möglichst dauerhaft (z.B. durch unterirdische Speicherung) entzogen wird. Dabei wird unter anderem die großflächige Aufforstung oder die Verwendung von Bioenergie verknüpft mit Kohlendioxidabscheidung und -speicherung ebenso diskutiert wie die Ozeandüngung, mit der das Algenwachstum gefördert und so mehr CO2 gebunden werden soll. Andere Ansätze wollen mit Hilfe von Chemikalien und unter hohem Energieeinsatz Kohlendioxid direkt aus der Luft filtern, abscheiden und speichern.

2. Strahlungshaushalt beeinflussen (Solar Radiation Management – SRM)

Ziel des SRM ist es, die auf die Erde eintreffende Sonneneinstrahlung zu verringern und damit die globale Durchschnittstemperatur zu senken. das soll erreicht werden die Installation von Spiegeln im Weltraum oder die Erhöhung der Rückstrahlung des Sonnenlichts durch die Aufhellung von Siedlungen, zum Bespiel durch das Weißen von Dächern. Ein viel diskutierter Ansatz ist zudem die Ausbringung von Gasen mit Aerosolen in der Stratosphäre, um das Sonnenlicht zu streuen und damit eine geringere Sonneneinstrahlung an der Erdoberfläche zu bewirken.

Umweltbundesamt warnt vor Risiken für Mensch und Umwelt

Erstaunlich ist, dass diese zum Teil absurd und gefährlich anmutenden Ideen des Geoengineering ernsthaft diskutiert werden. Schließlich sollte man meinen, dass der Mensch schon ausreichend Erfahrung mit unüberlegten Eingriffen in komplexe Systeme gemacht hat - beispielsweise mit der Idee, auf eine Insel voller flugunfähiger Vögel Hauskatzen mitzubringen. Einen wichtigen Grund nennt das Umweltbundesamt: „Geoengineering-Maßnahmen erscheinen attraktiv, weil eine technische Lösung des Klimaproblems scheinbar ein „Weiter so“ ermöglicht und internationale Verhandlungen sowie Anstrengungen zur Emissionsvermeidung weniger dringlich macht“, schreibt die Behörde auf ihrer Homepage. Sie warnt vor Risiken für Mensch und Umwelt, die sich weltweit auswirken könnten.

Die Befürworter hingegen sehen wichtige Kipppunkte in der Klimakrise bereits überschritten und sind der Überzeugung, dass nur ein aktives Entziehen von CO2-aus der Atmosphäre die Erderhitzung aufhalten kann.

EU beauftragt Studie, um Risken des Geoengineerings einzuschätzen

Klarheit soll nun eine internationale Studie bringen, mit der die EU unter anderem die Berliner Klimaforschungsinstitut MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change) beauftragt hat. Im Projekt GENIE („GeoEngineering and NegatIve Emission Pathways in Europe) geht es um die Folgen, die mögliche Eingriffe in das Klimasystem mit sich bringen können: Viele Techniken zur CO2-Entnahme seien sehr landintensiv und damit kontraproduktiv für Nahrungsmittelversorgung oder Artenvielfalt, heißt es von Seiten des MCC. Es warnt vor Risiken einer völlig neuen Qualität, die durch SRM entstehen: Sie tangiere regional unterschiedlich Temperaturen und Niederschläge und damit zum Beispiel auch lokale Ernten.

Im Einzelnen sollen die umweltspezifischen, technischen, sozialen, rechtlichen und politischen Dimensionen solcher Klimaschutzmaßnahmen analysiert werden. Ausgangspunkt sind Meta-Analysen, die mit Hilfe künstlicher Intelligenz den wissenschaftlichen Sachstand stringent zusammenführen. Das GENIE-Projekt werde dazu beitragen, die Thematik umfassend in die sozialwissenschaftliche Klimaforschung einzubetten, so die Hoffnung der Experten. Für die europäische Politik soll es auf dieser Basis Handlungsalternativen für den Klimaschutz bewerten. Mit Ergebnissen rechnen die Wissenschaftler 2023.

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