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Klimaschutz

Klimarebellen: Aktionswoche "Weitersowargestern"

Tilman Weber

Bereits am Freitag hat der deutsche Ableger der internationalen Protestbewegung seine „dezentrale und digitale Aktionswelle gegen klimafeindliche Wirtschaftspolitik“ gestartet. Mit bundesweiten Aktionen in vielen Städten ganz unterschiedlicher Größe wollen die Organisatoren der Kampagne noch bis zum 21. Juni mit nach eigenen Angaben „Aktionen zivilen Ungehorsams“ die Bundesregierung, einzelne Ministerien, Lobbybüros und Unternehmen ansprechen, „die den Klimaschutz blockieren“. Die Kampagne sei ein Ersatz für eine ursprünglich schon zu Anfang Mai geplante rebellische Kampagne, die aber wegen der Coronapandemie verschoben worden war.

Um dennoch nicht gegen die als Seuchenschutzmaßnahme eingeführten Versammlungsverbote zu verstoßen, ruft die Organisation erklärtermaßen bewusst nicht zum zentralen Massenprotest auf. Stattdessen betreiben mindestens 43 örtliche Organisationen der Klimaschutz-Rebellen sowohl eigene örtliche Aktionen unter Befolgung von Abstandsregeln und Nase-Mundschutz-Pflicht, als auch digitale Versammlungen oder Anti-Falschnachrichten-Aktionen in den sozialen Medien des Internets.

Unter dem Hashtag #WeiterSoWarGestern wollen die Macher der aktuellen Protestwelle dabei den schnellen Austausch zwischen Teilnehmern und Interessierten der Kampagne organisieren. „Nach der Coronakrise können wir nicht zur alten Geschäftsordnung zurückkehren, denn wir steuern global auf gefährliche Kipppunkte zu“, erklärte die Extinction-Rebellion-Pressesprecherin des Protest-Netzwerkes, Annemarie Botzki. „2020 bleibt das entscheidende Jahr, in dem die Politik endlich die überlebensnotwendigen Entscheidungen treffen muss, um die drohende Klimakatastrophe … aufzuhalten.“ Extinction Rebellion in Deutschland werde in dieser Kampagnenphase „mit gezielten, friedlichen Aktionen den Druck auf Regierung und Unternehmen erhöhen.“

Gleich am Montag dürfte die Bewegung mit einer der wohl am meisten Aufmerksamkeit erregenden Aktionen ihrer Kampagne in Berlin sich medienwirksam mit ihren Forderungen in Szene setzen. So sollen sich um 10 Uhr sowohl vor dem Bundesfinanzministerium als auch vor dem Reichstagsgebäude des Bundestags zeitgleich Gruppen zu zwei vollkommen unterschiedlichen Szenenbildern formieren. Extinction Rebellion hat dazu aufgerufen, dass vor dem Bundesfinanzminister dann Aktivisten in etwas zerschlissenen oder leicht aus der Mode gefallenen grauen Anzügen auftauchen und sich zum Demonstrationszug unter dem Motto „Weiter so mit Wachstumszwang“ formieren. Vor dem Reichstag hingegen sollen sich farbenfroh und bewusst fantasievoll gekleidete Menschen zum „Zug des Wandels und der Zukunft“ zusammenfinden. Beide Demonstrationsgruppen sollen dann zugleich aufbrechen und von zwei verschiedenen Richtungen aus bis elf Uhr zum Invalidenpark marschiert sein. Dort sind unter Einhaltung der Coronaregeln weitere Performance-Aktionen und die Kundgebung geplant.

Alleine in Berlin plant Extinction Rebellion zudem beispielweise am Mittwoch noch eine Rad-Sternfahrt durch das Zentrum sowie am Samstag eine Wasserdemo auf der Spree. Als eine der ebenfalls zahlreichen digitalen Aktionen sieht das Programm derweil eine Kampagne gegen sogenannte Trolle in den sozialen Medien vor, die eine Klimaschutzwende in Deutschland mit Falschinformationen zu untergraben versuchen. Eine Warn-App soll den Teilnehmern dieser „Lovestorm“-Kampagne neue Falschnachrichten anzeigen, damit die Aktivisten dann gezielt einen virtuellen Gegenprotest gegen die Falschnachrichten formieren können.